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# taz.de -- EU-Klimaziele für 2020: Spaniens lahme Aufholjagd
> Lange war das Land engagiert bei den erneuerbaren Energien. Jetzt kriegt
> es den Anschluss nicht mehr, die Lizenzvergabe reicht nicht aus.
Bild: Hier im spanischen Lleida rast das Windrad noch, sonst ist Spanien abgeh�…
Madrid taz | „2017 sind wir wieder aufgewacht“, sagt der Direktor des
Unternehmerverbands Erneuerbarer Energien, José María Moya. Da versteigerte
die spanische Regierung erstmals seit 2012 wieder Lizenzen für
Stromerzeugung, insgesamt für 8.737 Megawatt aus Windenergie-,
Photovoltaik- und Biomasseanlagen. Aber reicht das? Die Lizenznehmer
versprachen: Die Anlagen gehen bis 2020 in Betrieb. Der Grund für die Eile:
Spanien droht die europäischen Klimaziele für 2020 zu verpassen, denn dazu
gehört, den Anteil erneuerbarer Energien am primären Energieverbrauch auf
20 Prozent zu erhöhen.
Spanien liegt derzeit bei 16,15 Prozent. Mit den neuen Lizenzen sollen es
18 Prozent werden. Da wird die Zeit knapp.
Dabei hatte es lange so ausgesehen, als könne Spanien das Soll spielend
erfüllen, lag es doch in der zweiten Hälfte der Nullerjahre bei den
Zuwachsraten immer ganz vorn. Doch dann kam die Krise und mit ihr die
konservative Regierung. Ministerpräsident Rajoy stoppte 2012 den Ausbau
erneuerbarer Energien. Argument: „zu teuer“.
## Nirgends ist Elektrizität so teuer wie in Spanien
Auch Altanlagen wurden Opfer dieser Politik. Durch Reformen bei der
Einspeisevergütung verlor die Branche allein 2013 500 Millionen Euro. Bei
Photovoltaikanlagen sanken die Einnahmen um 15 bis 55 Prozent.
Spanien verpasste den Anschluss. Während von 2013 bis 2015 die Windenergie
in Europa um 20 Prozent, in Nordamerika um 24 Prozent und in Asien gar um
36 Prozent ausgebaut wurde, waren es in Spanien gerade einmal 0,7 Prozent.
Das entspricht gerade mal sieben Windgeneratoren. Bei der Photovoltaik
sieht es ähnlich aus. Auch aus der Vorstellung, mit dieser Politik die
Strompreise zu senken, ist nichts geworden. Nirgends in der EU ist
Elektrizität so teuer wie in Spanien.
Die neuen Lizenzen werden nicht ausreichen, sagt auch Eduardo Collado,
Professor an der spanischen Fernuniversität UNED. Das Ziel 2020 könne nur
erreicht werden, wenn die Produktion großflächig über das Land verteilt
würde. Dazu müssten Endverbraucher mittels Solarpanels zu Kleinproduzenten
werden.
Doch genau das behindert die Regierung Rajoy. Sie führte eine Abgabe ein,
die der Volksmund schnell „Sonnensteuer“ taufte. Zahlen muss sie jeder, der
zusätzlich zur eigenen Solarinstallation ans Netz angeschlossen ist, um
die Versorgung in Zeiten ohne Sonne sicherzustellen. Sie zahlen für die
„Unterstützung durch das System“. Auch wer Batterien installiert, um den
eigenen Solarstrom zu speichern und gleichzeitig am Netz hängt, wird für
den selbst erzeugten und selbst verbrauchten Strom zur Kasse gebeten.
8 Mar 2018
## AUTOREN
Reiner Wandler
## TAGS
Erneuerbare Energien
Spanien
Klimaschutzziele
Spanien
Verbraucherschutz
Lesestück Recherche und Reportage
Europa
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