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# taz.de -- Geplanter USA-Nordkorea-Gipfel: Rocket Men unter sich
> Weltfrieden gerettet: Die beiden Unberechenbaren, Donald Trump und Kim
> Jong Un, vereinbaren den größten Gipfel aller Zeiten.
Bild: In Südkorea hoffen die Menschen auf eine Entspannung der Beziehungen zum…
Seoul taz | Geschichtsträchtig, unglaublich, beispiellos: Die Einigung über
ein Gipfeltreffen zwischen Donald Trump und Kim Jong Un lässt sich nur mit
Superlativen beschreiben. Erstmals wird Ende Mai ein US-Präsident auf
Nordkoreas Machthaber treffen. Südkoreas Präsident Moon Jae In nannte dies
einen „historischen Meilenstein“ auf dem Weg zu Frieden auf der
koreanischen Halbinsel.
In US-Medien überwiegen die Zweifler: Der diplomatisch ungeschickte Trump
werde sich über den Tisch ziehen lassen, und überhaupt solle ein
US-Präsident sich nicht mit einem Tyrannen zu Gesprächen treffen, sagen
sie. In Seoul jedoch bietet sich ein gegensätzliches Bild: In der
Vergangenheit haben die Südkoreaner auf die wiederholten Atomtests
Pjöngjangs mit demonstrativer Gleichgültigkeit reagiert. An diesem
Donnerstag jedoch war das politische Interesse ungewöhnlich hoch.
„Die Leute um mich herum waren alle so überrascht wie ich. Noch vor zwei
Monaten mussten wir schließlich noch einen Krieg fürchten“, sagt die
34-jährige Flugbegleiterin Kim Ji Yoon beim Feierabendbier im Seouler
Hipster-Viertel Gyeongnidan. Vor ihr auf dem Bartisch steht ein Glas
DMZ-Ale, benannt nach der Waffenstillstandslinie des geteilten Landes:
„Vielleicht kann ich jetzt darauf hoffen, eines Tages nach Nordkorea reisen
zu können.“
„Dass die Leute in Seoul besonders euphorisch sind, hat nicht zuletzt damit
zu tun, dass sie es sind, die die Risiken des Nordkorea-Konflikts auf ihren
Schultern tragen – und nicht irgendwelche Nordkorea-Experten in der Ferne“,
sagt Andray Abrahamian, der mit der NGO „Choson Exchange“ regelmäßig
Bildungsseminare in Pjöngjang geleitet hat. Der gebürtige Brite glaubt –
bei aller gebotenen Vorsicht –, dass mit Trump und Kim „zwei mächtige
Männer aufeinandertreffen, die keine Angst davor haben, Veränderungen
herbeizuführen“.
## Südkorea ist treibende Kraft
Trump mit seiner unberechenbaren Art könnte der richtige Politikertyp zur
Auflockerung des festgefahrenen Konflikts sein. Der Zeitpunkt ist zudem
mehr als günstig: Washington wird das Gipfeltreffen als Erfolg seiner
Sanktionspolitik verkaufen, Pjöngjang hingegen als Folge seines
Atomprogramms deuten.
Entscheidend ist jedoch, dass im Vergleich zu früher Südkorea aktiv am
Entscheidungsprozess beteiligt ist. Schließlich war es Moon Jae Ins
Sicherheitsberater Chung Eui Yong, der die Botschaft von Kim Jong Un an die
USA überbracht hat. Ohne Frage wird Südkoreas Präsident diesen Moment
auskosten wie kein Zweiter: Der Sohn nordkoreanischer Flüchtlingseltern,
der sein politisches Leben lang für Frieden auf der Halbinsel gekämpft hat
– und schließlich die Olympischen Winterspiele im eigenen Land diplomatisch
galant zur innerkoreanischen Annäherung genutzt hat, ohne die US-Allianz zu
verraten. Ein Drahtseilakt, der beachtenswert ist.
Bei den anstehenden Verhandlungen werden die jeweiligen Ziele – für
Pjöngjang ein verbindlicher Nichtangriffspakt der USA, für Washington die
nukleare Abrüstung Nordkoreas – nur am Ende eines langen, mit vielen
Stolpersteinen gespickten Verhandlungsweges stehen. Wie mühsam und
aufreibend ein solcher Prozess sein kann, zeigt das Beispiel Iran. Dabei
erhöht das geplante Gipfeltreffen nun auch den Einsatz: Wenn nämlich die
Gespräche scheitern sollten, steigt die Wahrscheinlichkeit mehr denn je,
dass Trump – nach einem letzten Händereichen gegenüber Nordkorea – einen
Militärschlag in Betracht ziehen wird.
9 Mar 2018
## AUTOREN
Fabian Kretschmer
## TAGS
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
Kim Jong Un
Nordkorea
Südkorea
Südkorea
Donald Trump
USA
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
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