# taz.de -- Krieg in Syrien: Waffenruhe in Ghouta hat begonnen | |
> Putin hat für Ost-Ghouta eine fünfstündige Feuerpause angeordnet. Sie | |
> soll Hilfe und humanitäre Korridore ermöglichen. Die Kämpfe gehen | |
> vereinzelt weiter. | |
Bild: Ein Ort in Ghouta nach einem Angriff der syrischen Luftwaffe | |
DAMASKUS dpa | Nach dem Beginn einer fünfstündigen Feuerpause ist die | |
Gewalt in dem umkämpften syrischen Rebellengebiet Ost-Ghuta deutlich | |
zurückgegangen. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete | |
am Dienstag jedoch vereinzelte Verstöße. Ein Hubschrauber habe zwei | |
Fassbomben abgeworfen, in einigen Orten seien zudem Granaten eingeschlagen. | |
Auch Aktivsten meldeten gelegentlichen Beschuss mit Artillerie. Die Lage | |
sei aber besser als zuvor. | |
Das syrische Staatsfernsehen berichtete zudem, „Terrorgruppen“ hätten fünf | |
Granaten auf einen Korridor gefeuert, durch den Zivilisten das belagerte | |
Gebiet verlassen sollten. Aus Kreisen der syrischen Armee hieß es, dabei | |
seien fünf Soldaten verletzt worden. Die Angaben ließen sich zunächst nicht | |
unabhängig überprüfen. | |
Die Feuerpause soll Hilfslieferungen für die notleidenden Menschen in der | |
belagerten Region ermöglichen. Außerdem sollen Zivilisten das Gebiet | |
verlassen können. In Ost-Ghuta sind rund 400.000 Menschen fast vollständig | |
von der Außenwelt abgeschnitten. Die humanitäre Lage ist dramatisch. Es | |
mangelt dort akut an Nahrung, Strom, Medikamenten und anderen medizinischen | |
Gütern. „Es fehlt inzwischen an allem“, sagte der Leiter des Bereichs | |
Internationale Zusammenarbeit beim Deutschen Roten Kreuz, Christof Johnen, | |
dem Bayerischen Rundfunk. | |
Nach Angaben des syrischen Staatsfernsehens errichtete die Regierung | |
sichere Korridore für Zivilisten aus Ost-Ghuta. Eine internationale | |
Hilfsorganisation, die ungenannt bleiben wollte, konnte diese Angabe jedoch | |
nicht bestätigen. Sie sei nur aus den Medien über die Korridore informiert | |
worden, erklärte sie. | |
## Opposition spricht von „Zwangsvertreibung“ | |
Die Waffenruhe geht auf eine [1][Anordnung des russischen Präsidenten | |
Wladimir Putin] zurück, wie das Verteidigungsministerium in Moskau erklärt | |
hatte. Die Feuerpause soll auch in den nächsten Tagen zwischen 9 und 14 Uhr | |
(8 bis 13 Uhr MEZ) gelten. Russland ist einer der wichtigsten Verbündeten | |
der syrischen Regierung und beteiligt sich mit der Luftwaffe am | |
Bürgerkrieg. | |
Kritiker bemängeln, die fünfstündige Feuerpause sei viel zu kurz. „Wer das | |
vorgeschlagen hat, ist ein Folterexperte“, erklärte Mohammed Katub von der | |
Hilfsorganisation Syrian American Medical Society (SAMS) über Twitter. „Es | |
ist, als halte man das Opfer am Leben, um ihm noch mehr Schmerzen zu | |
bereiten.“ | |
Der lokale Rat von Ost-Ghuta nannte das Angebot eines Abzugs von Zivilisten | |
eine „Zwangsvertreibung“. Die Menschen hätten nur die Wahl, unter der | |
Bombardierung zu sterben oder ihr Land zu verlassen. | |
Auch der Chefunterhändler der syrischen Opposition, Nasr al-Hariri, | |
erklärte, mit der Feuerpause solle die Demografie in Ost-Ghuta verändert | |
werden. Das sei inakzeptabel. Oppositionssprecher Ahmed Ramadan bezeichnete | |
die Feuerpause als einen „Putsch“ gegen [2][die am Samstag verabschiedete | |
Resolution des UN-Sicherheitsrates]. | |
In den vergangenen Tagen war die Forderung des UN-Sicherheitsrates nach | |
einer 30 Tage langen Waffenruhe in Syrien wirkungslos geblieben. Ost-Ghuta | |
hatte in den vergangenen neun Tagen die schlimmste Angriffswelle der | |
Regierung seit Beginn des Bürgerkriegs vor fast sieben Jahren erlebt. Die | |
Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete, mehr als 560 | |
Zivilisten seien getötet worden. | |
Die Lage in Ost-Ghuta [3][erinnert an den monatelangen Kampf um den von | |
Rebellen kontrollierten Osten der Großstadt Aleppo] im Norden Syriens. Auch | |
dort sollten Ende 2016 Zivilisten das umkämpfte Gebiet über Fluchtkorridore | |
verlassen können. Allerdings machten davon nur wenige Menschen Gebrauch. | |
Die Regierung warf damals Terrorgruppen vor, sie hätten auf die Korridore | |
geschossen. Regierungsgegner erklärten hingegen, die Mehrheit der Menschen | |
wolle die Gebiete der Opposition aus Angst vor Verfolgung durch das Regime | |
nicht verlassen. | |
Dieser Artikel wurde aktualisiert um 11.24 Uhr. | |
27 Feb 2018 | |
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