| # taz.de -- Festplattenaffäre im Reservistenverband: Er sagt, es sei Mobbing | |
| > Thomas K. soll tausende rechtsextreme Dateien besessen haben. Eine Klage | |
| > gegen den Reservistenverband zog er jetzt zurück. | |
| Bild: Bei dem kuschligen Auftreten des Reservistenverbandes kann man sich Mobbi… | |
| Rostock taz | Ruhe gegen Geld – das ist der Deal, den der | |
| Reservistenverband mit dem Mitarbeiter gemacht hat, über den die taz wegen | |
| des mutmaßlichen Besitzes rechtsextremer Musik berichtet hatte. Ende Januar | |
| hatte die taz [1][berichtet], dass ein heftiger Streit um den Inhalt einer | |
| Festplatte seit Jahren den [2][Verband der Reservisten] der Deutschen | |
| Bundeswehr beschäftigt. | |
| Am Dienstag nun traf sich Thomas K. mit seinem Arbeitgeber vor Gericht. | |
| Beklagter war allerdings nicht Thomas K., dem vom Landesvorsitzenden und | |
| der Landesgeschäftsführung des Verbands vorgeworfen wird, tausende Dateien | |
| mit rechtsextremen Inhalten besessen zu haben – sondern der | |
| Reservistenverband selbst. | |
| K. hatte gegen den Landesgeschäftsführer des Verbands in | |
| Mecklenburg-Vorpommern wegen Mobbings geklagt. Er sieht sich zu Unrecht | |
| beschuldigt und vermutet, dass ihm die Dateien, die Namen tragen wie | |
| „Arisches Blut.mp3“, gezielt untergeschoben werden sollten, um ihn | |
| loszuwerden. | |
| Die erste Instanz hatte seine Klage abgewiesen, weil das Gericht nicht | |
| genügend konkrete Belege für ein solches Mobbing sah. Thomas K. legte | |
| Berufung ein. Diese wurde am Dienstag vor dem Landesarbeitsgericht in | |
| Rostock verhandelt. Nach mehr als anderthalb Stunden Verhandlung zog Thomas | |
| K. seine Berufungsklage jedoch zurück. Der Richter hatte ihm mehrfach | |
| deutlich gemacht, wie gering seine Aussicht auf Erfolg sei. | |
| Im Gegenzug versprach der Justiziar des Verbandes, Hans-Joachim Jungbluth, | |
| er werde sich beim Bundesverband dafür einsetzen, dass Thomas K. ein so | |
| genannter „Stufenanstieg“ bewilligt werde, also die Einstufung in ein | |
| höheres Dienstalter. Kommt es dazu, bezöge Thomas K. ein höheres Einkommen. | |
| Jungbluth hatte bereits in der Vergangenheit gegen eine Kündigung von K. | |
| [3][argumentiert]. | |
| ## Keine Strafanzeige gestellt | |
| Die Affäre beschäftigt den Reservistenverband bereits seit einigen Jahren. | |
| Die taz hatte über Thomas K. und den Reservistenverband | |
| Mecklenburg-Vorpommern berichtet, weil K. auf einer dienstlichen Festplatte | |
| massenweise Lieder von rechtsextremen Bands und andere derartige Inhalte | |
| gespeichert haben soll. K. arbeitet als Angestellter des Verbandes in | |
| Mecklenburg-Vorpommern. Seine Vorgesetzten hatten den Fund der Festplatte | |
| mit den fragwürdigen Dateien an die Bundesgeschäftsstelle gemeldet. Diese | |
| hatte sie in der Folge unter anderem zum Bundesamt für Verfassungsschutz | |
| geschickt. | |
| Die Bundesgeschäftsstelle des Reservistenverbandes, die über eine Kündigung | |
| hätte entscheiden müssen, war aus angeblichem Mangel an Beweisen allerdings | |
| nie gegen K. vorgegangen. Unter anderem hieß es, die Festplatten seien | |
| nicht beweiskräftig. Gegen ihn wurde auch bis heute keine Strafanzeige | |
| seitens des Reservistenverbandes aufgrund der Dateien gestellt. K. ist | |
| daher als unschuldig im Sinne der Unschuldsvermutung anzusehen. | |
| Das Bundesamt für Verfassungsschutz hatte jedoch großes Interesse an den | |
| Dateien angemeldet und auf die Aktualität und Brisanz der Dateien | |
| hingewiesen. Der damalige Präsident des Reservistenverbands, der | |
| CDU-Politiker Roderich Kiesewetter, hatte daraufhin in einem Brief | |
| spekuliert, ob K. möglicherweise selbst für den Verfassungsschutz tätig | |
| sei. K. wies dies gegenüber der taz zurück. | |
| Um die Festplattenaffäre ging es am Dienstag in Rostock allerdings nur am | |
| Rande. Thomas K. wollte mit dem Verfahren stattdessen unter anderem eine | |
| Versetzung seines Vorgesetzten wegen Mobbings erreichen. So habe der | |
| Landesgeschäftsführer ihm fünf Abmahnungen geschickt, die alle wieder | |
| zurückgenommen worden seien. Thomas K. dürfe Haushaltsmittel nicht mehr | |
| selbstständig verwalten, auch habe die Landesgeschäftsstelle seine Emails | |
| kontrolliert. Im Zuge dieser Vorwürfe sagte Thomas K. auch, der | |
| Landesgeschäftsführer habe Daten gegen ihn ausgespielt. Der | |
| Landesgeschäftsführer habe ihn und seine Mitarbeiterin in seiner Ehre | |
| verletzt, sagte K. Und: „Ich bin vernichtet worden.“ | |
| Der Richter sagte, es gebe keinen Anspruch eines Angestellten, seinen | |
| Vorgesetzten versetzen zu lassen. Um von Mobbing zu sprechen, müsse sich | |
| „eine ständige Drangsalierung des Angestellten erkennen lassen“. | |
| In zuweilen lauten und emotionalen Wortwechseln legte Justiziar Jungbluth | |
| dem Kläger Thomas K. nahe, auf eine andere Arbeitsstelle in einem anderen | |
| Bundesland zu wechseln. Zum Beispiel nach Brandenburg. Dem widersetzt sich | |
| K. allerdings seit Beginn der Auseinandersetzung. „Auch wenn es nur 80 oder | |
| 120 Kilometer sind?“, fragte Jungbluth. Er riet K. zu „einem | |
| Tapetenwechsel“ bis sich die Angelegenheit beruhigt habe. | |
| Das hört sich noch nicht nach einer endgültigen Lösung des Problems an. | |
| Diese wird aber in der Bundesgeschäftsstelle des Reservistenverbands | |
| inzwischen gewollt. Nach taz-Informationen hatte das Präsidium des | |
| Reservistenverbands sich zuletzt darauf verständigt, die Affäre nun | |
| „endgültig zu beenden, auch wenn dies teuer wird“, wie es aus dem Verband | |
| hieß. | |
| 21 Feb 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Daniel Schulz | |
| Martin Kaul | |
| Christina Schmidt | |
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