Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Neue Abendsendung bei DLF Nova: Radio-Talk wie ein WG-Gespräch
> Mit dem „Nova Club“ will der Deutschlandfunk mehr Information für junge
> Erwachsene liefern. Dafür wird bei der Musik gespart.
Bild: In eine WG-Küche soll sich die „Nova Club“-HörerIn versetzt fühlen
Berlin taz | Der Deutschlandfunk hat entschieden, dass junge Leute am Abend
mehr brauchen als musikalische Untermalung. Deswegen ersetzt bei
Deutschlandfunk Nova am 1. März eine neue Abendsendung die bislang
unmoderierte Musikstrecke „Soundtrack“. Titel: „Ab 21 – Willkommen im
Nova-Club“. Thema: Alles, was junge Erwachsene bequatschen, so der
verantwortliche Redakteur Christian Schütte. „Viele setzen sich abends in
die WG-Küche und tauschen sich aus. Diese Stimmung hatten wir beim Konzept
der Strecke vor Augen.“
Berufswahl, Beziehungen, Verbraucherthemen soll der „Nova-Club“ werktags
von 21 Uhr bis Mitternacht so aufbereiten, dass das Zielpublikum zwischen
21 und 30 Jahren einschaltet. Moderieren werden Nova-Redakteurin Judith
Eberth und Reporter und [1][Buchautor Dominik Schottner].
Deutschlandfunk Nova (DLF Nova) ist seit knapp einem Jahr der neue Name von
DRadio Wissen, neben Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur das dritte
Angebot der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt. DRadio Wissen, jetzt DLF
Nova, gibt es seit 2010 und kann nicht über UKW, sondern nur per
Digitalradio oder übers Netz empfangen werden.
Müsste man DLF Nova in einem Wort beschreiben, dann wäre das: jung. Schon
bei seinem Start vor acht Jahren war das Publikum von DRadio Wissen mit
durchschnittlich 40 Jahren jünger als das beim Informationskanal
Deutschlandfunk. Inzwischen liegt das Durchschnittsalter sogar bei 36
Jahren. Zum Vergleich: DLF und DLF Kultur liegen stabil bei über 50.
Bei der Gruppe der unter Dreißigjährigen ist man damit aber noch nicht
angekommen. Diese Kohorte versuchen die Öffentlich-Rechtlichen, egal ob
Video oder Audio, händeringend zu erreichen, um dem Image entgegenzuwirken,
dass sie ihren Bildungsauftrag nur bei den Babyboomern erfüllen. Die
Altersspanne von 21 bis 30 Jahren sei jedoch nicht „biologisch“ zu
verstehen, so Nova-Programmdirektor Ralf Müller-Schmid. „Es geht um ein
Lebensgefühl. Das Programm richtet sich an Menschen, die bereits erwachsen,
aber beruflich und privat noch auf der Suche sind.“
## Weniger Konzertbesuche für DLF-MitarbeiterInnen
Im Gegensatz zum restlichen Programm von DLF Nova, das aus Köln gesendet
wird, kommt die Abendstrecke künftig aus der Berliner Sendezentrale. „Der
Standort Berlin macht es einfacher, Gäste live ins Studio zu holen“, sagt
Andreas-Peter Weber, Programmchef für alle drei DLF-Angebote. „Dadurch
erhoffen wir uns eine größere Authentizität als dies bei Telefonschalten
der Fall ist.“
Das kostet allerdings – eine redaktionell kuratierte und moderierte Sendung
ist teurer als eine Playlist. Und die Öffentlich-Rechtlichen müssen die
Ausgaben kürzen. DLF-Intendant Stefan Raue hat im Dezember Sparmaßnahmen
von 2 Prozent des Jahresetats angekündigt, das wären knapp 5 Millionen
Euro. „In der gegenwärtigen Situation ist klar, dass es nicht mehr Geld
gibt“, sagt Programmchef Weber, „deswegen haben wir intern umgeschichtet“.
Ein Redakteur wird allerdings neu fest angestellt, der dann zusammen mit
zwei bis drei Freien täglich die Sendung aus Berlin betreut. Dafür will der
DLF im Bereich Musik sparen. „Wenn wir uns unterscheiden wollen, müssen wir
das Wort stärken“, sagt Weber. „Deswegen haben wir uns entschieden, an
anderer Stelle im Unterhaltungsbereich bei der Konzertberichterstattung
einzusparen.“ Heißt: DLF-MitarbeiterInnen werden in Zukunft seltener auf
Konzerte geschickt.
Perspektivisch soll der „Nova-Club“ auch durch nichtlineare Elemente
ersetzt werden können – etwa indem Teile der Sendung im Netz aufgerufen und
über die sozialen Medien geteilt werden können. Denn die heiß begehrte
junge Zielgruppe lässt nicht einfach Radio laufen. Schon Exintendant Willi
Steul hat in seinem letzten Bericht darauf hingewiesen, dass DLF-Inhalte
über Audiotheken wie iTunes vorwiegend 25- bis 34-Jährige erreichen.
Ob diese sich aber auch von dem neuen Format angesprochen fühlen?
„WG-Küche“ könnte einschlagen – und ebenso gut danebengehen. Was eben
vorkommen kann, wenn Leute über 30 zu wissen glauben, was Leute unter 30 so
mögen.
27 Feb 2018
## LINKS
[1] /Alkoholismus-in-der-Familie/!5468716
## AUTOREN
Peter Weissenburger
## TAGS
Deutschlandradio
Deutschlandradio
Schweiß
Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk
Radio
## ARTIKEL ZUM THEMA
Wissenschaft beim Deutschlandfunk: Protestbrief an den Intendanten
Der Deutschlandfunk will bei seiner Wissenschaftsberichterstattung kürzen.
Das verschafft ihm den Unmut seiner AutorInnen.
Rundfunkgebühren in der Schweiz: Schalten die Schweizer ab?
Die Schweiz stimmt bald über die „Billag-Gebühr“ ab. Erstmals könnte ein
europäisches Land seinen öffentlichen Rundfunk abschaffen.
Budget von ARD, ZDF und DRadio: Der Til-Schweiger-Effekt
Nach vielen Leaks und Gerüchten in den letzten Monaten ist er da: Der
KEF-Bericht zum Finanzbedarf der Öffentlich-Rechtlichen.
Online-Musikradio ByteFM: Die Freiheit am Mikrofon
ByteFM wird 10 Jahre alt. Mit seinem anspruchsvollen Musikjournalismus
setzt der Hamburger Sender Standards für die Öffentlich-Rechtlichen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.