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# taz.de -- Budget von ARD, ZDF und DRadio: Der Til-Schweiger-Effekt
> Nach vielen Leaks und Gerüchten in den letzten Monaten ist er da: Der
> KEF-Bericht zum Finanzbedarf der Öffentlich-Rechtlichen.
Bild: Til Schweiger ist nicht billig. Namhafte Schauspieler und Action treiben …
Dieses Mal also Wochenendkrimis und Pop-Wellen. Die Beitragskommission KEF
hat sich für ihren neuen Zwischenbericht über die Kassenlage bei ARD, ZDF
und Deutschlandradio diese Programmbereiche herausgepickt, um Verschwendung
auf die Spur zu kommen. 2016 hat ein „Tatort“ demnach die
BeitragszahlerInnen im Schnitt knapp 1,7 Millionen Euro gekostet – knapp
acht Prozent mehr als im Vorjahr.
Das ZDF gibt für seine Samstagskrimis fast genauso viel aus, konnte aber
den Durchschnittspreis für seine Krimis verglichen zum Vorjahr leicht
drücken – nicht zuletzt, indem kürzer gedreht wurde. Ein wenig verwundert
dieser Vergleich allerding: „Wilsberg“, „Ein starkes Team“ und Co. Beim…
sind eher solide Durchschnittskost, während der Tatort für die Unterhaltung
im Ersten das Filetstück ist. Die KEF checkt eben Zahlen, keine Inhalte –
das sorgt bisweilen für heftige Kritik.
Die „durchschnittlich höchsten Steigerungsraten“ liefert der NDR. In der
Spitze gingen für einen „Tatort“ allein 1,1 Millionen Euro für Gagen drau…
Die KEF hat in ihrer Aufarbeitung, die nun auch [1][im Netz steht], die
einzelnen Produktionen anonymisiert. Man kann aber getrost vom
Til-Schweiger-Effekt reden: Hollywood-Standards mit DarstellerInnen, die
bei Gagen besonders verhandlungssicher sind, und reichlich Boom-Bang im
Film. Die ARD erklärt die Spitzenwerte gegenüber der KEF selbst mit Verweis
auf „ungewöhnlich actionlastige Tatorte mit namhaften Darstellern“.
## Doch alles gut mit dem BR
Bei den Pop-Wellen rechnet die KEF wiederum vor, dass eine Sendeminute von
Bremen 4 nur acht Euro kostet, bei WDR2 indes 42 Euro – allerdings würde
bei höheren Minutenpreisen auch stets mehr „Wort“ und damit nicht zuletzt
Journalismus gesendet. Um zu sparen, schlägt die KEF aber
„anstaltsübergreifende Kooperationen“ vor. Auch sonst drängt sie vieleror…
auf mehr Effizienz.
Anders als Bild berichtet hatte, moniert die KEF den Umgang des BR mit
einem 200-Millionen-Euro-Kredit für den Neubau eines „trimedialen
Neubaukomplex“ nun nicht mehr. Der Boulevardzeitung lag offensichtlich eine
vorläufige Version vor, die nach einer Anhörung der Senderchefs
überarbeitet wurde. Kurzum: Der BR hat die KEF überzeugen können, dass sein
Kredit doch kein Problem ist.
In einigen Bereichen lobt die Kommission, in der vor allem Rechnungsprüfer
der Länder sitzen, sogar die Sender. Sie hätten etwa begonnen, ihre Technik
zu vereinheitlichen. „Ein Pauschalurteil, wonach die Sender zu wenig
sparen, werden Sie von mir nicht hören“, sagte dann auch der
KEF-Vorsitzende Heinz Fischer-Heidelberger bei der Präsentation seines
Berichts.
## Stunk um jede Menge Millionen
Was der KEF aber missfällt: dass die ARD ihre Daten nicht adäquat
aufzubereite. Für den nächsten Bericht müssen „sämtliche Kosten
vergleichbar gemeldet werden“, forderten die Prüfer. „Andernfalls behält
sich die Kommission Kürzungen vor.“
Fischer-Heidelberger konterte zudem die jüngste Kritik, seine Kommission
würde sich ins Programm einmischen. „Die Rundfunkfreiheit ist ein hohes
Gut“, sagte er. Mit ihren Erkenntnissen wolle seine Kommission „nur
Diskussionen anstoßen“ – Entscheidungen treffe letztlich die Politik, nicht
die KEF.
Nach der Präsentation polterte jedoch ARD-Vorsitzender Ulrich Wilhelm
erneut: Die KEF habe „keinen Auftrag, sich zur Programmgestaltung zu
äußern“ – und das gelte sowohl für den Sport, für die sie die Rechtekos…
deckeln will, als auch für die Produktion von Krimis.
Erstaunlich ist unterdessen, was KEF und ARD für die Zukunft erwarten. Die
Kommission geht davon aus, dass ARD und ZDF bis 2020 einen Überschuss von
544 Millionen Euro einfahren werden – indem die Sender weiter Personal
abbauen, mehr mit Werbung verdienen oder davon profitieren, wenn der
Beitragsservice sich demnächst auf der Suche nach SchwarzseherInnen Daten
der Meldeämter zieht.
ARD-Vorsitzender Wilhelm erklärte, er könne all das „nicht nachvollziehen�…
Er wunderte sich darüber, dass die KEF „trotz unserer erheblichen
Sparbemühungen im Wege großzügiger Annahmen einen so großen Spielraum“
sehe. Kurzum: Die IntendantInnen, die derzeit für eine Beitragserhöhung
lobbyieren, würden die Hochrechnung für die Zukunft ihrer Häuser gerne nach
unten schrauben.
20 Feb 2018
## LINKS
[1] https://kef-online.de/de/berichte/
## AUTOREN
Daniel Bouhs
## TAGS
Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk
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Tatort
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Das Erste
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