Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Medienschlacht um die SPD: In Wahrheit war es Satire
> Die „Bild“ versucht seit einiger Zeit, der SPD an den Karren zu fahren.
> Dabei ist sie wahrscheinlich einem Fake der „Titanic“ aufgesessen.
Bild: Viel Wirbel um Kevin Kühnerts E-Mail-Kontakte
Eigentlich ist Julian Reichelt ein schneller Twitterer. Doch diesmal ließ
sich der Chef der Bild Zeit, um auf eine Debatte [1][zu reagieren], die
seit dem Morgen viel diskutiert wurde in den sozialen Medien. Die Titanic
hatte vermeldet, die Bild sei auf eine ihrer Satireaktionen hereingefallen.
Am vergangenen Freitag hatte die Bild unter der Überschrift „[2][Neue
Schmutz-Kampagne bei der SPD]“ über Mails, die Kühnert von einem Russen
namens „Juri“ aus St. Petersburg erhalten haben soll, berichtet. Juri soll
Kühnert angeboten haben, ihn bei seinem Engagement gegen eine neue Große
Koalition zu unterstützen, zum Beispiel mit Stimmungsmache bei Facebook.
Kühnert soll sich interessiert gezeigt haben. Gegenüber der Bild
dementierte ein Sprecher von Kühnert, dass er zu solchen Methoden greifen
würde. Auch die Adresse, von der die Mails geschrieben worden sein sollen,
soll nicht echt sein, zitiert die Bild die Jusos. Der Artikel kommt selbst
zu dem Schluss: „Für die Echtheit der E-Mails gibt es keinen Beweis.“
Nun behauptet die Redaktion der Satirezeitschrift Titanic, sie habe der
Bild die Mails untergeschoben. Auf ihrer Webseite veröffentlichte sie den
gesamten [3][Mailwechsel], den sie sich ausgedacht und einem Bild-Reporter
zugesteckt haben will. Bei [4][Twitter] veröffentlichte die Titanic
außerdem den Screenshot eines Mailwechsels mit einem Bild-Redakteur. Mehr
Infos will sie in ihrem neuen Heft veröffentlichen, das am Freitag
erscheint. Lanciert worden sei die Aktion unter anderem von
Titanic-Onlineredakteur Moritz Hürtgen.
Ein Sprecher des Bild-Verlags Axel Springer sagte gegenüber der taz, man
habe die Echtheit der anonym zugestellten E-Mails „immer deutlich in Frage
gestellt und journalistisch eingeordnet“. Auslöser der
Bild-Berichterstattung sei die Ankündigung der SPD gewesen, Strafanzeige
gegen unbekannt zu stellen. Das schrieb am Donnerstagnachmittag auch
Bild-Chef Julian Reichelt bei [5][Twitter] und fügte hinzu: Natürlich dürfe
Satire so etwas, aber sie versuche sich hier zu profilieren, indem sie
journalistische Arbeit bewusst zu diskreditieren versuche. Der Autor des
Artikels, twitterte Reichelt, sei aufgrund „seiner Erfahrung von Beginn an
skeptisch“ gewesen.
Kevin Kühnert twitterte derweil ein Bild von Homer Simpson, der, einen
Cocktail schlürfend, auf einer Luftmatratze im Wasser treibt. „Einfach
genießen“, schrieb der Juso-Chef dazu.
## Mit dem Segen der CDU
Am Montag hatte die Bild die Server-Daten der angeblichen E-Mail von Juri
an Kühnert [6][veröffentlicht] und den „Cyber-Security-Professor Timo Kob“
dazu befragt. Kob, das muss man wissen, denn die Bild verschweigt es, ist
Vorsitzender der Bundesarbeitsgruppe „Cyber-Sicherheit“ im Wirtschaftsrat
der CDU. Gegenüber der Bild sagte er, die Daten zeigten, dass der Verfasser
„mit hoher Wahrscheinlichkeit“ jemand „mit Zugang zu Systemen der SPD“ …
Obwohl sich bisher nicht eindeutig beweisen lässt, dass die Titanic die
Mails tatsächlich gefälscht hat, vermeldeten Journalisten anderer
Medienhäuser die Behauptung bereits als eindeutige Wahrheit. „‚Titanic‘
legt ‚Bild‘ rein“, titelte der Tagesspiegel. „‚SPD-Schmutzkampagne‘…
eine Satire-Aktion der Titanic“, schrieb der Branchendienst [7][Meedia],
„‚Titanic‘ foppt ‚Bild‘ mit angeblichen Russlandmails“, [8][Spiegel
Online]. Ex-Spiegel-Reporter Cordt Schnibben [9][twitterte]: „Wer hinter
den Fake News der @Bild steckt, nicht @janboehm sondern @titanic“.
Gegenüber der FAZ sagte Titanic-Redakteur Moritz Hürtgen, er hätte sich die
Aktion ausgedacht, weil die Bild derzeit eine „Anti-SPD-Kampagne“ fahre.
Die Zeitung hatte in den vergangenen Wochen immer wieder in schrillem Ton
über die SPD berichtet. Weil die SPD auch Ausländer als Mitglieder hat,
titelte die Zeitung am 7. Februar: „Ausländer dürfen über deutsche
Regierung abstimmen.“ Bild-Chef Julian Reichelt kommentierte, das sei
„unanständig“ und schade „unserer Demokratie“. Am vergangenen Dienstag
schleuste die Bild die Hündin „Lima“ in die SPD ein, um deren
Mitgliederentscheid zu entlarven. Die SPD warf der Zeitung „grobe Verstöße
gegen die Grundsätze der journalistischen Ethik“ vor und wandte sich an den
Presserat.
21 Feb 2018
## LINKS
[1] https://twitter.com/jreichelt/status/966290761812758528
[2] http://www.bild.de/bild-plus/politik/inland/politik-inland/juso-krimi-kevin…
[3] http://www.titanic-magazin.de/newsticker/
[4] https://twitter.com/titanic/status/966232521204781057
[5] https://twitter.com/jreichelt/status/966290761812758528
[6] https://www.bild.de/politik/inland/spd/neue-erkenntnisse-kuehnert-mails-548…
[7] http://meedia.de/2018/02/21/bild-druckt-alles-was-ihnen-in-die-agenda-passt…
[8] http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/titanic-foppt-bild-mit-angebliche…
[9] https://twitter.com/schnibben/status/966239775391969280
## AUTOREN
Anne Fromm
## TAGS
Kevin Kühnert
SPD
Julian Reichelt
Titanic
Bild-Zeitung
Bild-Zeitung
Bild-Zeitung
Twitter / X
SPD
SPD-Basis
Konkret
## ARTIKEL ZUM THEMA
Die „Bild“ gegen Sexismus: Es geht nicht um verletzte Gefühle
Die Bilder von nackten Frauen in der „Bild“-Zeitung sind Geschichte. Aber
Sexismus verstanden hat die Redaktion offenbar trotzdem nicht.
Die „Bild“ fällt auf „Titanic“ rein: Schwache Verteidigung
Die „Bild“ stellt die SPD bloß. Die „Titanic“ führt die Boulevardzeit…
vor. Eine der beiden Aktionen findet der „Bild“-Chefredakteur ganz schlimm.
Kommentar „Bild“-Zeitung und SPD: Angriff statt Demut
Gesenktes Haupt gibt es für „Bild“-Chef Julian Reichelt nicht. Dabei hätte
er allen Grund, sich für die Kampagne seiner Zeitung zu entschuldigen.
Twitter überprüft tausende Accounts: Echte Menschen oder Social Bots?
Tausende Twitter-Konten müssen ihre Telefonnummer angeben, um wieder
freigeschaltet zu werden. Besonders davon angegriffen fühlen sich
Trump-Anhänger.
Mitgliederentscheid der SPD: Fakten, Fakten, Fakten
Die SPD-Mitglieder stimmen über die Koalition mit der Union ab und
entscheiden damit über die Zukunft der Partei. Wie funktioniert die
Abstimmung?
NoGroko-Tour durch Deutschland: Hunderte kommen zu Kühnert
Juso-Chef Kevin Kühnert macht während seiner Tour auch Station in Berlin.
In Kreuzberg argumentiert er energisch, bleibt aber sachlich.
Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt: „Langeweile“ gegen „Konkret“
Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Volksverhetzung gegen das linke
Magazin. „Kauft nicht bei Deutschen“, schrieb ein Autor im Heft.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.