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# taz.de -- Berlinale-Standbild (Teil 5):: Leider völlig leidenschaftslos
> Unsere Autorin wundert sich über eine Stadt im vermeintlichen
> Berlinale-Fieber. Und in Pyeongchang ist Olympiade. Na und. Der Alltag
> geht weiter.
Bild: Der Direktor des 68. Berlinale-Zirkus: Dieter Kosslick
Ich habe gehört, es ist wieder Berlinale in der Stadt, schon seit ein paar
Tagen. Ich habe gehört, dass Menschen deshalb mit Campingstühlen und sogar
in Schlafsäcken vor Kinokassen ausharren: eine Zähigkeit und Hingabe an das
Medium Film, die mich jedes Jahr aufs Neue ehrlich beeindruckt. Der
Ressortleiter hat seinen alljährlichen Berlinale-Urlaub genommen, und auf
der Konferenz erzählt der Kollege von der Unmöglichkeit, in diesen Zeiten
abends in der Innenstadt irgendwo ein Schnitzel im Sitzen zu essen, weil
alle einschlägigen Gelegenheiten voll seien mit Berlinale-Gängern.
Ich stelle mir die Berlinale immer wie eine große, glitzernde Seifenblase
vor, die sich für ein paar Tage im Februar über ihr Epizentrum, den
Potsdamer Platz, senkt, und ich habe sie nie so ganz kapiert. Weil ich in
einer Zeitungsredaktion arbeite, fühlt sich dieses Nichtverstehen immer ein
wenig merkwürdig an: Schließlich werden Texte wie dieser geschrieben, weil
die Berlinale das Thema ist und eine ganze Stadt dem „Berlinale-Fieber“
erlegen, so insistiert jedenfalls die RBB-„Abendschau“ beharrlich vom roten
Teppich.
Aber dieses ominöse Fieber, weshalb es ja auch diese Kolumne überhaupt nur
gibt, grassiert immer da, wo ich gerade nicht bin. Leider bin ich völlig
fieberfrei, und der rote Teppich fühlt sich in etwa so weit weg an wie das
Spiel um Platz drei im Curling-Wettbewerb, das dieser Tage im
südkoreanischen Pyeongchang ansteht. Ich habe gehört, da finden gerade die
Olympischen Winterspiele statt.
## So weit weg wie Pyeongchang
Kürzlich erklärte ein Kollege in einem kleinen Textchen in einer großen
deutschen Wochenzeitung, was er an der Berlinale so sympathisch findet, und
zwar: diesen gordischen Knoten an verschiedenen Wettbewerben, der die
Entscheidungsfindung für diesen und gegen jenen Film und den entsprechenden
Ticket-Erwerb ja tatsächlich zu einem Fulltime-Job macht.
Der Autor schalt nun wiederum die Kritiker dieser Unübersichtlichkeit,
denen zufolge das Programmchaos den freien Blick auf die paar Stars und die
wenigen leuchtenden Glanzstücke dieser Filmfestspiele verstelle. Der Text
schimpfte über so viel provinzielle Kleingeistigkeit, denn: Die Vielfalt
auf der Berlinale sei doch ein Sinnbild für diese Stadt an sich, für den
Wildwuchs der Großstadt.
Diese geradezu politische Botschaft gefällt mir: Gerade vorher hatte ich
aus Versehen die Werbekampagne der CSU für das neue Heimatministerium auf
Facebook gesehen. Wie gut, dass Berlin die Berlinale hat.
20 Feb 2018
## AUTOREN
Anna Klöpper
## TAGS
Schwerpunkt Berlinale
Olympische Winterspiele 2022
Berlingespräch
Russische Literatur
Schwerpunkt Berlinale
Wim Wenders
Bechdel-Test
Schwerpunkt Berlinale
Lesestück Recherche und Reportage
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