| # taz.de -- Kommentar Wasser-Privatisierung: Bremisches Staatsversagen | |
| > Dass Bürger mehr zahlen fürs Abwasser, schmerzt einen Volksvertreter | |
| > wenig, wenn er dafür 400 Millionen Euro Investitionsmittel bekommt. | |
| Bild: Eigentlich kommunale Aufgabe: Wasserversorgung | |
| Wasser ist ein kostbares Gut, ein Stück Daseinsvorsorge. Das spüren vier | |
| Milliarden Menschen auf dem Globus, die zumindest teilweise unter | |
| Wasserknappheit leiden. Oder keinen Zugang zu sauberem Wasser haben. | |
| Solange Wasser nicht in Flaschen verkauft und in Flaschen entsorgt wird, | |
| sondern durch Kanalnetze fließt, ist die Wasserversorgung Aufgabe der | |
| Kommunen. Denkt man. | |
| Denn was die Bezahlung für das Wasser angeht, sorgen die Kommunen dafür – | |
| sie bestimmen die Höhe der Gebühren. Anders als beim Strom oder Gas gibt es | |
| da keine freie Anbieterwahl. In Bremen bekommen die Gebührenzahler die | |
| Rechnung von der Privatfirma SWB. Zusammen mit der Strom- und Gasrechnung. | |
| An dieser Rechnung könne aber kein normaler Mensch erkennen, dass es sich | |
| beim Wasser um Gebühren handele, beanstandete das Bremer | |
| Oberverwaltungsgericht. | |
| Eine gerichtliche Überprüfung der Wassergebühren zu verlangen ist dem | |
| einfachen Gebührenzahler fast unmöglich. Frischwasser gilt rechtlich als | |
| „Lebensmittel“, dafür ist die Kartellbehörde zuständig. Die hat einmal d… | |
| Berliner Wasserpreise überprüft und festgestellt, dass sie um rund ein | |
| Drittel zu hoch waren. In Hamburg oder Bremen hat die Kartellbehörde nie | |
| geprüft. | |
| Für die Abwassergebühren und ihre Überprüfung wäre theoretisch die Kommune | |
| zuständig. In Bremen hat die Stadtverwaltung bis zum Jahre 2028 auf dieses | |
| Prüfrecht verzichtet. | |
| Warum? Kommunalvertreter haben immer auch niedere Interessen. Ob ein | |
| Gebührenzahler 30 Jahre lang im Jahr 20 Euro mehr zahlt für das Abwasser | |
| oder nicht, das schmerzt einen Volksvertreter wenig, wenn er dafür in | |
| seiner Legislaturperiode 400 Millionen Euro Investitionsmittel bekommt. Das | |
| war das Kalkül der Großen Koalition in Bremen 1998. | |
| Damals waren die Grünen dagegen. Seitdem sie mitregieren, sagen sie gern, | |
| sie könnten daran nichts ändern. Merke: Private Firmen können die | |
| Wasserversorgung gut organisieren. Aber eine Stadtverwaltung wie die | |
| bremische ist unfähig, die Konditionen zu überprüfen. | |
| So kann der Gebührenzahler nur darauf setzen, dass es dem kleinen | |
| Verwaltungsrechts-Professor, der seine Studenten jahrelang Kostenrechnung | |
| gelehrt hat, gelingt, der Stadtverwaltung eine transparente Kostenrechnung | |
| aufzuzwingen. Glücklich eine Kommune, die solche Professoren hat! | |
| 7 Feb 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Klaus Wolschner | |
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