# taz.de -- Verschobene BER-Eröffnung: Kein Ritter von der traurigen Gestalt | |
> Die CDU-Fraktion attackiert Flughafenchef Lütke Daldrup, der | |
> Linken-Abgeordnete Wolf hingegen hält seine Planung für die seriöseste | |
> der kompletten BER-Geschichte. | |
Bild: Von der Opposition kritisiert, von der Koalition gelobt: Flughafenchef En… | |
Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup hat am Mittwoch im Hauptauschuss des | |
Abgeordnetenhauses bislang ungehörte persönliche Kritik zur BER-Misere | |
einstecken müssen. Die CDU-Fraktion nannte ihn „einen Ritter von der | |
traurigen Gestalt“ und warf ihm „Zahlendribbelei“ vor. Abgeordnete der | |
rot-rot-grünen Koalition stellten sich hingegen vor Lütke Daldrup. Die von | |
ihm vorgelegte Planung mit einem Eröffnungstermin im Oktober 2020 sei „die | |
seriöseste Planung, die wir in der ganzen Flughafengeschichte gehabt | |
haben“, sagte Harald Wolf (Linke). | |
CDU, FDP und AfD hielten zudem der Regierungskoalition vor, sie habe im | |
Dezember einen irregulären Landeshaushalt beschlossen: Darin sei nämlich | |
kein zusätzliches Geld für den BER oder für Lärmschutz vorgesehen, obwohl | |
der vormals angestrebte Eröffnungstermin 2018 nicht zu halten war. Wolf und | |
Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) konterten: Das sei damals noch | |
nicht möglich gewesen, weil konkrete Zahlen erst in einem für Mitte März | |
angekündigten Business-Plan stehen sollen. Kollatz-Ahnen kündigte an, dass | |
es einen Nachtragshaushalt geben könnte, also ein Update des gerade erst | |
beschlossenen Etats. | |
Für Verwirrung sorgte zudem folgender Satz Lütke Daldrups: „Die | |
Sprinkleranlagen und die Türen sind nicht der zentrale Hinderungsgrund, | |
warum wir erst im Oktober 2020 eröffnen werden.“ Das überraschte nicht nur | |
die Opposition. Denn gerade diese beiden Themen hatten jüngste | |
Ausschussdiskussionen und auch eine Anhörung mit Vertretern der beim BER | |
dafür zuständigen Firmen Siemens und Bosch dominiert. Ja, was sei denn dann | |
der Hauptgrund, erst 2020 zu eröffnen?, fragte CDU-Mann Heiko Melzer. | |
Lütke Daldrup sah sich zu einer Klärung genötigt. Demnach sind Sprinkler | |
und Türen zwar ein großes Thema, das man aber durchaus im Griff hat. Die | |
kommenden zweineinhalb Jahre bis zum neuesten Eröffnungstermin aber kommen | |
nach seiner Darstellung durch diverse Prüfungen zustande, an die sich ein | |
halbjähriger Probebetrieb anschließt. Allein die Mängelermittlung und | |
-beseitigung durch sogenannte übergeordnete Sachverständige werde bis ins | |
Jahr 2019 hinein reichen. | |
„Ich bitte darum, mich nicht für die Fehler meiner Vorgänger verantwortlich | |
zu machen“, sagte Lütke Daldrup. In der Vergangenheit sei der Zeitaufwand | |
für die von ihm beschriebenen Abläufe deutlich unterschätzt worden: 2012, | |
als schon die Einladungskarten für die Eröffnung verschickt waren, habe man | |
gedacht, diesen nun auf über zwei Jahre angelegten Prozess in wenigen | |
Wochen erledigen zu können. Skeptisch hatte sich damals vor allem das | |
Landratsamt des Kreises Dahme-Spreewald gezeigt, zudem der BER-Standort | |
gehört. Laut Lütke Daldrup funktioniert die Zusammenarbeit mit der Behörde | |
jetzt gut: „Wir haben das 2012 verloren gegangene Vertrauen wieder | |
herstellen können.“ | |
Finanzsenator Kollatz-Ahnen präzisierte schließlich noch Angaben seiner | |
Staatssekretärin Margaretha Sudhof, wie teuer der weitere Ausbau des BER | |
bis 2030 sein werde. Dafür hatte Sudhoff vergangene Woche im Parlament | |
„knapp drei Milliarden“ veranschlagt. Laut Kollatz-Ahnen sind es 2,3 | |
Milliarden, die die Flughafengesellschaft aus eigenen Gewinnen bezahlen | |
will sowie 500 Millionen von anderen Investoren. Zusammen also 2,8 | |
Milliarden und grob aufgerundet jene drei, die Sudhof genannt hatte. | |
Zum schrittweisen Ausbau für 55 Millionen Passagiere im Jahr 2040 sagte der | |
Senator wenig Artenschutz gerecht: „Es hat etwas damit zu tun, dass man | |
Elefanten in Scheiben isst.“ Worauf Vize-Ausschusschefin Anja Schillhaneck | |
(Grüne) ankündigte, bei einem solchen Barbecue vorbei zu kommen. Vielleicht | |
hatte Kollatz-Ahnen die taz gelesen: Dort hatte Grünen-Bundeschef in spe | |
Robert Habeck über ein gleicher maßes rares Tier gesagt, einen Wal | |
verspeise man „Bissen für Bissen“. | |
17 Jan 2018 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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