| # taz.de -- Kommentar SPD nach den Sondierungen: Sie sind keine cleveren Händl… | |
| > Die SPD wirkt wie ein Schiffchen, das in den Wellen mal hier, mal dorthin | |
| > trebt. Der Parteiführung fällt täglich Neues ein, das in den Sondierungen | |
| > fehlte. | |
| Bild: Die Jusos sind ziemlich unzufrieden | |
| Die SPD ist in einer vertrackten Lage. Wenn sie weiter mit der Union | |
| regiert, droht der freie Fall bei den nächsten Wahlen. Denn als | |
| Juniorpartner wirkt sie wie das Stützrad der Union. Sagt sie Nein zur | |
| Regierung, stehen Neuwahlen an. Die können vieles bringen – eine stärkere | |
| AfD, mehr Stimmen für die regierungswilligen Christdemokraten und Grünen. | |
| Der zerzausten, müden SPD werden sie nicht nutzen. | |
| In so kniffeligen Situationen braucht jede Organisation ein Zentrum, das | |
| die Sache vom Ende her denkt. Die SPD aber hat – Martin Schulz. Der | |
| beteuert mal ohne Not, nie in eine Regierung Merkel einzutreten, um dann | |
| verwandelt als besonders überzeugter Groko-Befürworter aufzutreten. Die | |
| SPD, [1][früher mal ein unbeweglicher Tanker], wirkt wie ein Schiffchen, | |
| das von den Wellen mal hier, mal dorthin getrieben wird. Als Schröder und | |
| Gabriel noch auf der Kommandobrücke standen, gab es klare Basta-Ansagen von | |
| oben. Die kurzatmige Stimmungspolitik à la Schulz ist ebenso fatal. | |
| Schulz hat vor ein paar Tagen das Sondierungsergebnis – wieder ohne Not – | |
| „hervorragend“ genannt. Erstaunlicherweise fällt der Parteiführung, von | |
| Ralf Stegner bis Malu Dreyer, täglich Neues ein, das in diesen | |
| hervorragenden Sondierungen irgendwie fehlt: der Einstieg in die | |
| Bürgerversicherung, weniger prekäre Jobs auf Zeit, Mietpreisbremse und | |
| vieles mehr. Alles sinnvolle Ideen, die leider mit der Union kaum zu machen | |
| sind. | |
| Oder sind die Nachforderungen eine raffinierte Taktik, um aus der Position | |
| der Schwäche eine der Stärke zu zaubern? Das Versprechen, noch viel mehr | |
| SPD-Politik durchzusetzen, mag Wankelmütige beim Parteitag zum Ja bewegen. | |
| Und in den Koalitionsverhandlungen kann man dann, mit Verweis auf das | |
| nötige Ja der SPD-Basis, am Ende der Union doch noch einiges abringen. | |
| Dies mag das Kalkül sein – aber es ist Roulette. Wenn die SPD verspricht, | |
| Entscheidendes nachzuliefern, dann muss sie das auch tun. Sonst droht der | |
| GAU – das Nein der Basis zum Koalitionsvertrag. Dass die Union der SPD aber | |
| noch Entscheidendes zugesteht, ist unwahrscheinlich. 2013 wäre das möglich | |
| gewesen, 2018 mit Merkel im Abendlicht ihrer Karriere und einer panischen | |
| CSU, zudem bedrängt von FDP und AfD, nicht mehr. | |
| Die SPD ist verunsichert bis ins Mark. Die Parteispitze des mächtigsten | |
| Landesverbands, Nordrhein-Westfalen, ist noch nicht mal in der Lage, ein | |
| Votum abzugeben – aus Ratlosigkeit. Ein Nein zur Groko, sonst eher ein | |
| mediales Gespenst, um den Genossen einen Schreck einzujagen, rückt näher. | |
| Die Schulz-SPD wirkt nicht wie ein cleverer Händler, sondern wie der | |
| Hochstapler, der den Schwindel, der gerade aufgeflogen ist, mit dem | |
| nächsten vergessen machen muss. | |
| 17 Jan 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Stefan Reinecke | |
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