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# taz.de -- „Sächsische Zeitung“ und die AfD: „Da gehört er hin“
> Die „Sächsische Zeitung“ kürt die „Menschen des Jahres 2017“, mit d…
> ein AfD-Politiker. Das sorgt für Irritationen.
Bild: Tino Chrupalla (ganz links) ist stellvertretender Fraktionsvorsitzender d…
Sie nennen ihn „Den Eroberer“. Weil der AfD-Politiker Tino Chrupalla bei
der Bundestagswahl das Direktmandat in Görlitz gegen den CDU-Kandidaten
Michael Kretschmer gewann – beziehungsweise „eroberte“ –, kürte ihn die
Sächsische Zeitung zu einem der [1][“Menschen des Jahres 2017“]. Kretschmer
hatte 15 Jahre im Bundestag gesessen. Nachdem er sein Direktmandat im
Herbst verloren hatte, zog er nicht wieder in den Bundestag ein. Jetzt ist
er Ministerpräsident von Sachsen.
„Mitten im Sommer merkten die Straßenwahlkämpfer der neuen Partei, wie
günstig die Stimmung in der Bevölkerung für sie war“, steht nun auf der
Webseite der Sächsischen Zeitung über den AfD-Mann Chrupalla. „Das verlieh
nochmals Schwung.“
Der AfD-Politiker hatte so viel Schwung, dass er im Wahlkampf nicht nur
gegen Flüchtlinge wetterte, die keine Skrupel hätten, [2][„uns auszunehmen
wie eine Weihnachtsgans“]. Auch gegen die Presse soll er gewettert haben.
Wenn er in den Bundestag einziehe, zitiert ihn die [3][Lausitzer Rundschau]
nach einer Veranstaltung im April 2017, werde er sich dafür einsetzen, dass
die Zeitungsredaktionen „in die Schranken gewiesen werden“.
Gegenüber der taz sagte Chrupalla heute, diese Aussage sei so nicht
gefallen. Die Redakteurin der Zeitung habe sie sich ausgedacht.
## Einer von 15
Die Bildergalerie mit den 15 Menschen des Jahres 2017 erschien zuerst im
Lokalteil der Printausgabe der Sächsischen Zeitung am vergangenen Freitag.
Dort steht Chrupalla in einer Reihe mit dem Diakon der Region, mit dem Chef
einer Jugendeinrichtung und Menschen, die sich in Sportvereinen engagieren.
„Und genau da gehört er hin“, sagt Frank Treue, Regionalchef Görlitz/Zitt…
der Sächsischen Zeitung. „Wenn es nach mir ginge, stünde er sogar auf einem
der ersten drei Plätze“.
Tino Chrupalla habe aus dem Stand ein Bundestagsmandat errungen und damit
alle überrascht. „Natürlich ist er damit für diese Region einer der
wichtigsten Menschen des Jahres“, so Treue.
Die Redaktion habe Chrupalla im Wahlkampf intensiv begleitet. Ihnen
gegenüber habe er sich nie negativ über Medien geäußert. Über seine
sonstigen Äußerungen oder über die Kritik an der AfD steht allerdings auch
kein Wort in der Bildergalerie.
Muss auch nicht, sagt Treue. Die Leser der Lokalausgabe wüssten, wer
Chrupalla ist und was er möchte. „Das ist eben das Schwierige an der Arbeit
einer Lokalredaktion: Wir schreiben für die Leute von hier und nicht für
die in Berlin, die unsere Texte im Internet lesen und den Kontext nicht
verstehen.“
## Früher Pegida, heute Bundestag
Tino Chrupalla ist erst seit zwei Jahren AfD-Mitglied, bei Pegida ist er
[4][regelmäßig mitgelaufen]. Er hat den AfD-Kreisverband in Weißwasser in
der Oberlausitz mit aufgebaut. In der Bundestagswahl gewann er mit 32,4
Prozent eines von drei Direktmandaten in Sachsen. Er ist stellvertretender
Fraktionsvorsitzender der AfD im Bundestag. Wahlkampf machte er unter
anderem mit der [5][Forderung nach einer „Willkommenskultur für
einheimische Kinder“] und nach der Wiedereinführung von Grenzkontrollen zur
„Eindämmung der Grenzkriminialität“.
2 Jan 2018
## LINKS
[1] http://www.sz-online.de/nachrichten/menschen-des-jahres-2017-3848601.html
[2] https://www.youtube.com/watch?v=l4o3oYNBD2c
[3] https://www.lr-online.de/nachrichten/afd-chefin-uebt-zurueckhaltung-im-stre…
[4] /Drei-Direktmandate-fuer-die-AfD/!5450248
[5] http://www.afdsachsen.de/files/afd/landesverband-sachsen/Kandidaten/BTW2017…
## AUTOREN
Anne Fromm
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