Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Medienzentrum der AfD: Ungefiltert im Schmutz wühlen
> Die AfD gründet eine Abteilung, um ihre Themen und Positionen zu
> verbreiten. Rund um die Uhr und mit eigenem TV-Studio.
Bild: 2016 stand Georg Pazderski noch im Rampenlicht. Für die richtige Medieni…
Schnell und direkt. Im April will die AfD-Bundestagsfraktion beginnen, ihre
eigenen Nachrichten gezielt mithilfe sozialer Medien zu veröffentlichen. In
einer eigenen Abteilung sollen 20 Mitarbeiter die AfD-Positionen und
-Themen steuern und verbreiten. 24 Stunden, rund um die Uhr und mit eigenem
TV-Studio. „Solange die AfD von vielen Medien ignoriert oder mit Fake News
gezielt schlechtgemacht wird, kann es nur diesen Weg geben“, wird die
AfD-Bundestagsfraktionsvorsitzende Alice Weidel nicht müde zu erklären.
In der Bundestagsfraktion bemüht sich der parlamentarische Geschäftsführer
der AfD, Jürgen Braun, um den Aufbau der Abteilung. Er selbst war früher
als Journalist tätig. In einem dreiseitigen Papier der Fraktionsspitze wird
neben dem modernen „Newsroom“ auch eine klassische Pressestelle anvisiert.
Sie soll, wie bei allen Parteien, den gängigen Umgang mit den Medien –
Versendung von Presseerklärungen und Beantwortung von Presseanfragen –
regeln.
Die AfD lässt aber keine Zweifel aufkommen, welche Gewichtung sie vorhat.
„Es geht darum, eine Art War Room aufzubauen, der für uns unsere Inhalte
ungefiltert an den Mann bringt“, erklärte unlängst der Bundespressesprecher
Christian Lüth und führte weiter aus: „Für uns stehen die direkten Kanäle
im Mittelpunkt.“ Denn sie hätten viele „Rückmeldungen von Bürgern“, da…
sie den „Mainstream-Medien“ nicht mehr glauben würden. Keine wirklich neue
Analyse und auch keine neue Strategie.
In den vergangenen Jahren konnte immer wieder wahrgenommen werden, wie sehr
sich die AfD um die ihr nahestehenden Medien bemühte. Schon nach der
Landtagswahl in Sachsen-Anhalt 2016 nahm der Spitzenkandidat André
Poggenburg zwar an den großen Wahlrunden bei den öffentlich-rechtlichen
Sendern teil. Doch wenig später stand der heutige Fraktionsvorsitzende im
Wahlstudio von Compact – Magazin für Souveränität. Live wurde über YouTube
ein langes Gespräch über die Strategie der AfD mit dem Chefredakteur des
rechtspopulistischen Magazins, Jürgen Elsässer, dem Mitgründer des
neurechten „Instituts für Staatspolitik“, Götz Kubitschek, und Poggenburg
gesendet.
## Der Anspruch auf die Wahrheit
„Das anvisierte Projekt ist der Versuch einer weiteren Professionalisierung
der Partei“, sagt David Begrich, Rechtsextremismusexperte des Vereins
Miteinander – Netzwerk für Demokratie und Weltoffenheit in Sachsen-Anhalt
e. V. Die AfD strebe eine Gegenöffentlichkeit zu den in ihrem Milieu
unbeliebten öffentlich-rechtlichen Medien an, hebt er hervor. Ganz gezielt
würden die AfD die Stimmung nutzen, dass die Öffentlich-Rechtlichen
täuschen würden. Sie aber nun die Wahrheit verbreiten würden.
Eine Übertreibung? Die AfD hat längst erklärt, dass der eigene „Newsroom�…
mit Sitz in den Fraktionsräumen im Berliner Jakob-Kaiser-Haus nicht nur
Aktionen und Mitteilungen verbreiten soll. Vordergründig sollen sie auch
Themen ausfindig machen, die laut eigener Ansicht „unter den Teppich
gekehrt“ würden. Drei Mitarbeiter sollen, laut Weidel, diese Arbeit
übernehmen. Mit dieser Strategie möchte die AfD verwischen, dass sie nicht
objektive Fakten verstärkt verbreiten will, sondern vielmehr PR in eigener
Sache betreibt möchte, so Begrich.
Und er warnt: Ihre Zielgruppe seien nicht die „Infoeliten mit
Tagesschau-App und zwei Zeitungsabos“. Auch für ihre schon überzeugten
Anhänger sei der Aufwand nicht dringend geboten. „Sie wollen jedoch jene
Menschen direkt erreichen, die über kein gefestigtes politisches
Koordinatensystem verfügen, aber in denen eine diffuse Unzufriedenheit gärt
und diverse Ressentiments gepflegt werden.“
Das Vorbild für die erweiterte Internetpräsenz verheimlicht die AfD nicht –
das FPÖ-TV. Seit Jahren hat die Freiheitliche Partei Österreichs ein
professionelles Video-Team. Dieses TV-Internetformat ist für die FPÖ von
zentraler Bedeutung, sagt Michael Bonvalot. Der Journalist aus Wien, der
jüngst das Buch „Die FPÖ – Partei der Reichen“ veröffentlichte, sagt a…
auch, dass die mediale Wirkungsmacht durch das Zusammenspiel mit Portalen
und Medien, die der FPÖ nahe sind, sich entfache. Begrich erwartet nicht,
dass die AfD sich bald bloß auf ihre eigenen Info-Kanäle verlassen werde.
14 Feb 2018
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Fake News
Schwerpunkt AfD
Presse
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt AfD
Sächsische Zeitung
## ARTIKEL ZUM THEMA
Politischer Aschermittwoch der AfD: André Poggenburg sorgt für Eklat
Sachsen-Anhalts AfD-Chef bezeichnet Deutschtürken als „Kameltreiber“. Als
der Name „Özdemir“ fällt, brüllt die Menge „Abschieben, abschieben“.
Peter Boehringer pöbelt gegen Merkel: Heftige Ausfälle der AfD
Peter Boehringer, Vorsitzender des Haushaltsausschusses, beleidigt Merkel
offenbar aufs Schlimmste. Sanktionsmöglichkeiten gibt es kaum.
„Sächsische Zeitung“ und die AfD: „Da gehört er hin“
Die „Sächsische Zeitung“ kürt die „Menschen des Jahres 2017“, mit dab…
ein AfD-Politiker. Das sorgt für Irritationen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.