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# taz.de -- Männer schwafeln über sexuelle Gewalt: Bitte schweig doch zu #MeT…
> Matt Damon ist doch einer von den Guten, oder? Aber auch einer, der zu
> sexualisierter Gewalt besser anderen zuhören als selber sprechen sollte.
Bild: So, und jetzt besser schnell das Thema wechseln! Damon gibt am 11.12. ein…
Matt Damon setzt sich für eine besonders unbeachtete Minderheit ein:
Männer, die keine Sexualverbrecher sind. Jedenfalls erzählte er dem
[1][Business Insider], dass wir nicht genug über diese Männer sprechen
würden. Wahrscheinlich kann er nichts dafür, dass er zur #MeToo-Debatte
gefragt wird, während er Promo-Interviews für seinen neuen Film gibt. Aber
er kann was dafür, was er sagt.
Danke Matt, dass Du Dich für die ganzen armen, unbescholtenen Männer
einsetzt, die sonst keine Beachtung erfahren. In Film und Fernsehen werden
bekanntlich nur diskriminierte Gruppen und männliche Verbrecher
ausgestrahlt, die anderen, die guten Männer kommen ja leider nicht vor. So
eine Aussage ist anhand der starken fühl- und [2][messbaren männlichen
Dominanz im Filmbusiness] schon irgendwie lächerlich. (Weiße) Männer sind
ständig und überall überrepräsentiert.
Sie ist aber erst recht lächerlich anhand des unfassbar wirkmächtigen
Schweigens, das beispielsweise Harvey Weinsteins Übergriffe so lange
ermöglichte, und das in vielen Bereichen noch gar nicht überwunden ist. Es
wurde nicht darüber geredet, während so viele Menschen extrem darunter
leiden mussten. Und jetzt, wo endlich darüber gesprochen wird und einige
Täter wirkliche Konsequenzen erfahren, soll schnell das Thema gewechselt
werden.
Sobald das Problem der sexualisierten Gewalt einen Schwung Aufmerksamkeit
bekommt, melden sich sofort eifrige Männer zur Stelle und versuchen, es
kleinzureden. Es seien ja nicht alle Männer (#NotAllMen), die dafür sorgen,
dass in etwa alle Frauen (#YesAllWomen) früher oder später Erfahrungen mit
sexualisierter Belästigung und Gewalt machen.
Wenn Männer wie Matt Damon doch unschuldig und mitfühlend sind, warum
springen sie nicht den Betroffenen sexualisierter Gewalt zur Seite?
Stattdessen solidarisieren sie sich lieber mit dem vermeintlich
generalverdächtigen eigenen Geschlecht, das somit als Opfer dargestellt
wird. Warum können sie es nicht ausnahmsweise mal kurz aushalten, dass sie
nicht das Thema sind? Warum müssen sie in dem Moment, wo sich Menschen mit
ihren schlimmsten Erfahrungen an die Öffentlichkeit trauen, dafür
Aufmerksamkeit und Anerkennung verlangen, dass sie einen Mindeststandard
eingehalten haben?
## Der Wunsch, zu differenzieren
Einige Tage zuvor hatte Damon gesagt, dass es wichtig sei, zwischen einem
[3][Klaps auf den Po und Kindesmissbrauch oder Vergewaltigung zu
unterscheiden]. Das stimmt zwar grundsätzlich und Damon betonte auch, dass
gegen all diese Formen von Übergriffen vorgegangen werden soll.
Gleichzeitig benutzte er den Vergleich, um die Belästigungen durch den
demokratischen Politiker Al Franken und den Komiker Louis C.K.
herunterzuspielen und die selbstverschuldeten karriereschädlichen
Konsequenzen für beide als übertrieben anzuprangern.
Matt Damons Kollegin und Ex-Freundin [4][Minnie Driver kritisierte seine
Aussagen auf Twitter und in einem Interview mit dem Guardian]. Damon könne
wie so viele Männer einfach nicht verstehen, was Missbrauch im Alltag
wirklich bedeute. Seine belehrende Differenzierung zwischen
unterschiedlichen Formen des Missbrauchs sei in ihrer unsensiblen Art Teil
des Problems.
Driver sagt, Männer sollten damit aufhören, Frauen über ihre eigenen
Missbrauchserfahrungen zu belehren, das stehe niemandem zu. Diese Erfahrung
sei so individuell und persönlich, dass es wirklich mühsam sei, dass
mächtige Männer sich anmaßen würden, beabsichtigt oder unbeabsichtigt die
Bedingungen vorzuschreiben. Wenn schon die „guten Männer“ wie Matt Damon so
denken, dann haben wir ein Problem, sagt Driver.
Oft wird angeprangert, dass Männern verallgemeinert Schuld zu gewiesen oder
Sprechverbote erteilt würden. Aber die Kritik richtet sich nicht gegen
Männer per se. Sie richtet sich an den Status quo, in dem [5][privilegierte
Männer ohne Ende über Themen reden oder schreiben können], von denen sie
keine Ahnung haben, während die relevanten Stimmen kämpfen müssen, gehört
zu werden.
Sie richtet sich nicht an jemanden wie [6][Ronan Farrow], der als einer der
ersten die Weinstein-Vorwürfe enthüllte. Sie richtet sich nicht an Anthony
Rapp, der als erster als Opfer von [7][Kevin Spacey] an die Öffentlichkeit
ging. Sie richtet sich an merkbefreite Leute wie Matt Damon, die sich nicht
entscheiden können, auf welcher Seite sie stehen – und solange besser
anderen das Feld überlassen sollten.
19 Dec 2017
## LINKS
[1] http://www.businessinsider.de/matt-damon-talks-about-sexual-misconduct-in-h…
[2] https://pudding.cool/2017/03/film-dialogue/
[3] http://abcnews.go.com/Entertainment/matt-damon-opens-harvey-weinstein-sexua…
[4] https://www.theguardian.com/film/2017/dec/16/minnie-driver-matt-damon-men-c…
[5] /Kolumne-Dumme-weisse-Maenner/!5465980/
[6] /!5460479/
[7] /!5459744/
## AUTOREN
Anna Böcker
## TAGS
Schwerpunkt #metoo
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Sexuelle Gewalt
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