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# taz.de -- Kommentar Flüchtlinge und Kriminalität: Argument für Familiennac…
> Wer eine sichere Bleibeperspektive hat, verhält sich angepasster und
> friedlicher. Auch der Familennachzug fördert die Integration.
Bild: Flüchtlinge beziehen in Baden-Württemberg ein temporäres Zeltlager (Ar…
Flüchtlinge sind eine Bedrohung! Dieses rechte Denkmuster erhält nun
scheinbar neue Nahrung. [1][Eine aktuelle Studie zeigt], dass der Anstieg
der Gewaltkriminalität in Niedersachsen zu 92,1 Prozent Flüchtlingen
zuzurechnen ist. Aber auch unter Linken gibt es immer wieder die
Bereitschaft, einen kausalen Zusammenhang zwischen Zuwanderung und
Kriminalität zu akzeptieren. Zweifel an platten Weisheiten à la „Muslime
sind nun mal frauenfeindlich“ werden schnell als weltfremdes Gutmenschentum
abgetan.
Dabei lohnt sich die vertiefte Lektüre der aktuellen Studie, welche auf der
jüngsten BKA-Kriminalitätsstatistik basiert. Flüchtlinge aus Nordafrika
sind überproportional häufig tatverdächtig, gerade bei Gewalt und
Sexualdelikten. Als Hauptursache für dieses Phänomen nennen die Autoren der
Studie nun aber nicht in erster Linie die Machokultur der Herkunftsländer.
Denn wie ließe sich auch erklären, dass die tunesische Gesellschaft so viel
patriarchaler geprägt sein soll als die afghanische?
Ausschlaggebend seien vielmehr das Anzeigeverhalten – Straftaten von
Ausländern werden viel häufiger angezeigt – und der Aufenthaltsstatus der
Tatverdächtigen. Wer eine sichere Bleibeperspektive hat, und das ist bei
Menschen aus Syrien, Afghanistan und Irak viel häufiger der Fall, verhält
sich angepasster und friedlicher.
Ein weiterer Faktor: Die Mehrheit der Flüchtlinge sind junge Männer, die
ohne Frauen, Mütter und Schwestern in Deutschland leben. Der Kriminologe
Christian Pfeiffer sieht die Studie denn auch als kriminologische
Begründung für die Forderung nach Familiennachzug. Weltfremde Spinnerei?
Eher gesunder Menschenverstand.
Wer stabile Beziehungen und gute Zukunftsaussichten hat, wird seltener
straffällig, das gilt auch für Inländer. Die Kriminalität von Ausländern
und Deutschen wird von denselben Faktoren begünstigt. Sie ist keine Frage
der Nationalität, auch dazu gibt es Untersuchungen. Aufgabe der Linken
sollte es deshalb sein, für eine bessere Integration von Flüchtlingen,
zuvorderst für den Familiennachzug, zu streiten, anstatt den Rechten nach
dem Mund zu reden.
4 Jan 2018
## LINKS
[1] /Studie-zu-Jugendgewalt/!5474776
## AUTOREN
Anna Lehmann
## TAGS
Schwerpunkt Flucht
Kriminalität
Integration
Straftat
Abschiebung
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Integrationspolitik
Grüne
Lesestück Interview
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CDU/CSU
Asylrecht
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