# taz.de -- Kommentar linke Volkspartei: Lafontaines Feuerwerksrakete | |
> Der frühere SPD-Vorsitzende weiß genau, dass er nicht zum Versöhner der | |
> Linken taugt. Lafontaines Vorschlag ist nicht nur deshalb eine | |
> Schnapsidee. | |
Bild: Müder Applaus für Lafontaines linke Sammlungsbewegung | |
Manche Ideen haben die durchschnittliche Lebensdauer einer | |
Feuerwerksrakete. Sie zischen und knallen, um dann schnell zu verglühen. | |
Der neueste Vorschlag von Oskar Lafontaine gehört in diese Kategorie. Es | |
brauche eine linke Sammlungsbewegung, sagt der Linkspartei-Mitgründer, | |
„eine Art linke Volkspartei, in der sich Linke, Teile der Grünen und der | |
SPD zusammentun“. | |
Dieser Vorschlag zielt auf eine knackige Schlagzeile, nicht auf | |
realpolitische Umsetzung. Lafontaine, die Hassfigur der Sozialdemokratie, | |
weiß selbst, dass er nicht zum Versöhner der deutschen Linken taugt. | |
Sozialdemokraten unterstellen ihm bis heute, dass er die Linkspartei für | |
einen persönlichen Rachefeldzug instrumentalisiert. Und eigentlich sagt er | |
ja: SPD und Grüne müssen sich spalten, damit ihre genehm denkenden Reste | |
auf dem heilbringenden Pfad der Linkspartei wandeln. Aber eine doppelte | |
Spaltung im Mitte-links-Lager soll neue Stärke generieren? | |
Lafontaine spielt mit dem Mythos, dass das Neue in der ermatteten | |
Parteienlandschaft per se erfolgreich sei. In Frankreich versteht es | |
Emmanuel Macron, politische Widersprüche zu vereinen. Sein Charisma | |
überstrahlt, dass er linke und neoliberale Ansätze vertritt, die oft nicht | |
zueinanderpassen. Wer aber wäre die oder der deutsche Macron? | |
Dass Lafontaine seine Ehefrau Sahra Wagenknecht für geeignet hält, ist | |
evident. Aber erstens fehlt Wagenknecht der Charme des Neuen; sie gehört | |
seit Jahren zum Personal der Berliner Republik. Zweitens ist die | |
Vorstellung absurd, dass sich linksliberale Grüne oder Sozialdemokraten | |
hinter der Wagenknecht’schen Flüchtlingspolitik versammeln könnten. Das | |
wäre die Crux der neuen Möchtegernpartei: Sie zerfiele entlang | |
nationalistischer Tendenzen, der ökologischen oder flüchtlingspolitischen | |
Frage wieder in Flügel. Die Einigkeit wäre sofort vorbei. | |
Ja, linke Ideen sind in der Politik seit Jahren in der Defensive. Aber zu | |
glauben, alte Rezepte und Protagonisten könnten diese traurige Entwicklung | |
durch eine neue Partei stoppen, ist naiv. | |
2 Jan 2018 | |
## AUTOREN | |
Ulrich Schulte | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Emmanuel Macron | |
Grüne | |
Linkspartei | |
SPD | |
Oskar Lafontaine | |
Emmanuel Macron | |
SPD | |
Die Linke | |
Oskar Lafontaine | |
Linkspartei | |
Ken Jebsen | |
Katja Kipping | |
Saarland | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Kommentar Linke Sammlungsbewegung: Linke Politik mal ohne Merkel | |
Einwände gegen Wagenknechts Idee einer linken Volkspartei gäbe es genug. | |
Trotzdem ist ihr Ansatz der richtige: Es muss sich was ändern. | |
Wagenknecht will Sammlungsbewegung: Die Linke hat keine Lust | |
Fraktionschefin Sahra Wagenknecht denkt über „etwas Neues“ nach: jenseits | |
ihrer Partei. Linken-Kollegen watschen die Idee kräftig ab. | |
Vorschlag zur linken Volkspartei: Alle drei zusammen? | |
Oskar Lafontaine liebäugelt mit einer linken Sammlungsbewegung. Doch | |
wichtige SPDler und Grüne winken ab. | |
Antisemitismusstreit in der Linkspartei: Parteivorstand stellt sich vor Dehm | |
Die Parteivorsitzenden der Linken kritisieren, dass Diether Dehm | |
Antisemitismus vorgeworfen wird. Warum eigentlich, fragt sich mancher. | |
Das Weltbild der Fans von Ken Jebsen: Wenn Linke nicht mehr links sind | |
Die politische Linke lebt von ihrer Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge zu | |
verstehen. Wo sie nur in Feindbildern denkt, hört sie auf zu sein. | |
Katja Kipping über die Zukunft der Linken: „Ja, vereint im Dagegen“ | |
Linken-Chefin Katja Kipping erläutert, was hinter dem Streit ihrer Partei | |
über Einwanderung steckt und warum sie keine Angst vor einem Sturz hat. | |
Landesparteitag der Saar-Linken: In Zwietracht einig | |
Die Linke im Saarland streitet sich ausgiebig. Ein Genosse bietet Therapie | |
für alle an. Doch am Ende gibt es tatsächlich ein Wahlergebnis. |