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# taz.de -- Alternative zu Lithiumzellen: Batterie-Rohstoffe wie Salz im Meer
> Wissenschaftler hoffen auf ein Element, das schon vor Jahrzehnten für
> Batterien genutzt wurde, sich aber noch nicht durchsetzen konnte:
> Natrium.
Bild: Alte Lithium-Batterien bei in einer Recycling-Firma
Wer Batteriespeicher diskreditieren will, sucht sich gern einen sensiblen
Angriffspunkt: die nötigen Rohstoffe. Denn bei Lithiumzellen ist das Thema
nicht von der Hand zu weisen. Ein Durchmarsch des batterieelektrischen
Autos und der stationären Batteriespeicher würde die globalen
Rohstoffmärkte umkrempeln – zeitweilige Engpässe vermutlich inklusive.
Deshalb setzen einige Entwickler auf ein alternatives Element, das zu den
zehn häufigsten in der Erdkruste zählt; das Natrium, Bestandteil des
Kochsalzes. Öffentlichkeitswirksam wurde im Sommer eine solche Salzbatterie
auf der Alp Honegg im Kanton Bern präsentiert, wo sie – gespeist durch
Photovoltaik – unter anderem die Melkmaschine versorgt und die Milchkühlung
sicherstellt.
Neu ist dieser Batterietyp nicht, aber er konnte sich bisher nicht
durchsetzen. Ein Nachteil besteht darin, dass dies eine Thermalbatterie
ist, die geschmolzenes Salz benötigt, und damit eine Betriebstemperatur der
Zellen zwischen 270 und 350 Grad. Die dafür nötige Wärme stammt während des
Betriebs aus dem chemischen Prozess selbst. Wird die Batterie für längere
Zeit nicht benötigt, wird das Salz fest, wobei der Ladezustand aber
erhalten bleibt.
Im schweizerischen Meiringen hat Cord-Henrich Dustmann unter dem Namen
Battery Consult ein Entwicklungszentrum für solche Salzbatterien aufgebaut.
Er ist überzeugt, dass die Technik „wettbewerbsfähig zum Lithium“ werde.
Einer ihrer Vorteile sei ihre Sicherheit, denn bei mechanischer
Beschädigung bestehe im Gegensatz zu anderen Batterietypen keine
Brandgefahr. Für den Gebrauch im Fahrzeug sei allerdings ihre Energiedichte
zu gering. Aber stationär für die Hausversorgung oder zum Ausgleich von
Schwankungen im öffentlichen Stromnetz sei die Technik attraktiv.
## Nicht alle glauben an diese Technik
Doch es teilen nicht alle Batterieexperten diesen Optimismus. Holger
Althues vom Fraunhofer-Institut für Werkstofftechnik in Dresden verweist
auf die für diese Zellen notwendige keramische Membran, die relativ
anfällig und teuer sei.
Neben Batterien mit Flüssigsalzen gibt es auch solche auf Basis von
Salzwasser. Hersteller dieser Technik ist die amerikanische Aquion Energy.
Allerdings wurde sie nach Insolvenz gerade von einem chinesischem Investor
übernommen. Wie es weitergeht, ist unklar.
Der Berliner Speicheranbieter Qinous hat die Technik getestet und lobt die
„lange Haltbarkeit und Zyklenfestigkeit“ sowie die „geringen
Wartungsanforderungen“. Firmensprecher Busso von Bismarck hebt die „sehr
einfache Fertigung im Vergleich zu Lithium-Batterien“, die „sehr
kostengünstigen Materialien“ und den Verzicht auf toxische Substanzen
hervor.
Markus Hagen, Batterieforscher am Fraunhofer-Institut für Chemische
Technologie in Pfinztal, bleibt dennoch skeptisch gegenüber Salzbatterien –
auch aufgrund der deutlich geringeren Energiedichte im Vergleich zu
Lithium-Ionen-Batterien. Gleichwohl ist aber auch er davon überzeugt, dass
das Natrium als chemisches Element Potenzial im Batteriesektor hat.
Hagen hofft auf eine andere Bauart: „Für interessant halte ich
Natrium-Ionen-Batterien, die wie Lithium-Ionen-Zellen funktionieren.“ Da
mache die Technik gerade große Sprünge. Das wäre dann lediglich ein neuer
Stoff, nicht gleich ein grundsätzlich anderes Zellkonzept. Der Vorteil
gegenüber Lithium wäre freilich eklatant: Natrium gibt es wie Salz im Meer.
11 Dec 2017
## AUTOREN
Bernward Janzing
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Batterie
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