# taz.de -- Hamburg verteilt Besucher um: Museen öffnen montags | |
> Die drei historischen Museen öffnen ab Januar montags statt dienstags, um | |
> Wochenend-Touristen zu locken und die Besucher generell besser auf | |
> Hamburgs Museen zu verteilen | |
Bild: Freut sich über die antizyklischen Öffnungszeiten der anderen Häuser, … | |
Wo es angefangen hat, weiß niemand so genau. Nicht beim Deutschen | |
Museumsbund und nicht beim Institut für Museumsforschung in Berlin. Die | |
Rede ist von der seit vielen Jahren weltweit praktizierten | |
Museumsschließung an Montagen, die regelmäßig dazu führt, dass ein | |
Wochenendtourist, der bis Montag bleibt, vor verschlossenen Türen steht. | |
Nicht gerade eine überzeugende Bildungsoffensive. | |
Das soll im neuen Jahr anders werden – jedenfalls zum Teil: Den ganzen | |
Montag hindurch sollen die Häuser der „Stiftung Historische Museen Hamburg“ | |
– das Museum für Hamburgische Geschichte, das Museum der Arbeit mit | |
Hafenmuseum sowie das Altonaer Museum samt Jenisch-Haus – künftig geöffnet | |
sein, wie Stiftungs-Geschäftsführer Börries von Notz jetzt verkündete. | |
Neuer Schließungstag soll stattdessen der Dienstag sein, laut | |
Pressesprecher Matthias Seeberg ohnehin der besucherschwächste Tag; man | |
habe also nicht viel zu verlieren. Das gilt vermutlich auch für die anderen | |
städtischen Museen, aber mitziehen wollen sie nicht. Unisono freuen sich | |
die Direktoren von Kunsthalle, Museum für Kunst und Gewerbe, | |
Völkerkundemuseum und Deichtorhallen über die neuen antizyklischen | |
Öffnungszeiten, ohne sie allerdings zu übernehmen. | |
Das ist einerseits praktisch, denn so verteilen sich die Besucher besser, | |
und die vielen Museen konkurrieren wenigstens zu Wochenbeginn nicht um das | |
Publikum. Insofern war dies ein kluger Schachzug, der vielleicht auch dem | |
eher besucherschwachen Altonaer Museum nützen könnte, das immer noch kein | |
Geld für die lang ersehnte Neueinrichtung der Eingangshalle hat. | |
## Kein Alleinstellungsmerkmal | |
Anderseits wurde durch den Vorstoß der Stiftung Historische Museen, den die | |
Kulturbehörde mitträgt, die Chance vertan, eine für alle Museen | |
einheitliche Regelung zu finden und Geschlossenheit zu demonstrieren. Auch | |
wäre es praktischer und preisgünstiger gewesen, wenn „Hamburg Tourismus“ | |
die Montagsöffnung der Museen als bundesweites Alleinstellungsmerkmal hätte | |
bundesweit bewerben können, um Verwirrung zu vermeiden. | |
Denn durchlöchert ist das Montags-Öffnungs-Tabu schon jetzt: Das zur | |
Stiftung gehörende Speicherstadtmuseum etwa ist seit Langem montags | |
geöffnet, und das Museum der Arbeit montagnachmittags. „Letzteres war eine | |
Aktion, die weniger auf Touristen zielte als auf die Barmbeker vor Ort“, | |
sagt Seeberg. „Das ist sehr gut angenommen worden.“ | |
Privatmuseen wie das Bucerius Kunst Forum und das umstrittene | |
„Internationale Maritime Museum“ Peter Tamms sind – wie private sowie | |
kirchliche Museen in Berlin, München, Köln – ohnehin täglich geöffnet. | |
Womit sich die Frage stellt, warum sich die stets um Einnahmen und | |
Besucherzahlen ringenden städtischen Museen überhaupt einen Schließungstag | |
leisten. | |
Man sei nach gründlicher Abwägung übereingekommen, dass ein Tag pro Woche | |
weiterhin frei sein müsse, um Umbauten, Hängungen, Restaurierung | |
gewährleisten zu können, sagt etwa Kunsthallen-Chef Christoph Martin | |
Vogtherr. Anderswo heißt es, man müsse sich montags vom besucherstarken | |
Sonntag erholen. | |
Vor allem aber sei ein zusätzlicher Öffnungstag mit Aufsichts-, Kassen- und | |
Wachpersonal eine Kostenfrage. Dazu wiederum hat Kultursenator Carsten | |
Brosda (SPD) kürzlich gesagt, man wolle die Museen zwar im Grunde | |
auskömmlich finanzieren. Angesichts der Schuldenlast des Senats fehle aber | |
oft das Geld. | |
Neue Öffnungszeiten ab 1. 1. 2018: www.historische-museen-hamburg.de | |
20 Dec 2017 | |
## AUTOREN | |
Petra Schellen | |
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