| # taz.de -- Kommentar UN-Tribunal in Den Haag: Das letzte Urteil | |
| > Das Tribunal hat sich bei der Aufarbeitung der Verbrechen im Bosnienkrieg | |
| > verdient gemacht. Es ist ärgerlich, dass diese Instanz nicht fortbestehen | |
| > wird. | |
| Bild: Menschen demonstrieren vor dem UN-Tribunal in Den Haag für Gerechtigkeit | |
| Das letzte Urteil des UN-Tribunals in Den Haag ist gesprochen. Das Gericht | |
| hat die in der ersten Instanz gefällten Urteile gegen die kroatischen | |
| Verantwortlichen der Verbrechen der ethnischen Säuberungen im Bosnienkrieg | |
| bestätigt. | |
| Kroatien tut sich mit der Aufarbeitung der Vergangenheit seit jeher | |
| schwer. In nationalistischen Kreisen sympathisiert man beispielsweise nach | |
| wie vor mit dem mörderischen Ustascha-Regime von Mussolinis und Hitlers | |
| Gnaden. Nach wie vor werden die Verbrechen dieses Regimes geschönt und mit | |
| den Verbrechen anderer Seiten aufgerechnet. | |
| Das gleiche Schauspiel erlebt man jetzt in Bezug auf Bosnien. In Kroatien | |
| und in Serbien war man sich 1991 darin einig, Bosnien und Herzegowina | |
| territorial aufzuteilen. Die bosniakische Bevölkerung sollte vernichtet | |
| oder vertrieben werden. Trotz aller Spannungen zwischen beiden Nationen | |
| waren sich ihre Führer, Franjo Tuđman und Slobodan Milošević, in einem | |
| einig: im Prinzip eines nationalistisch totalitären Denkens. In einem | |
| solchen Denken gibt es keinen Raum für Empathie mit den Opfern, sondern nur | |
| die kalte, mörderische Gewalt, die in dem Wort „ethnische Säuberungen“ nur | |
| unzureichend umschrieben ist. | |
| Immerhin ist es dem Gericht gelungen, Licht in das Dunkel der Ereignisse | |
| auf dem Balkan zu bringen. Und zivilisatorisch zu wirken. In der komplexen | |
| Gemengelage in Exjugoslawien wurden in der letzten Woche, [1][erst mit dem | |
| Mladić-Urteil], jetzt mit dem Prlić-Urteil, Maßstäbe gesetzt. Da machen die | |
| Umstände um den Freitod des angeklagten Generals Slobodan Praljak keinen | |
| Unterschied: Serbien und Kroatien sind eindringlich aufgefordert, die | |
| eigene Geschichte und die eigenen Verbrechen aufzuarbeiten. | |
| Leider wird das Haager Gericht jetzt aufgelöst, statt es als Weltgericht | |
| gegen alle Kriegsverbrechen auszuweiten. Auch die der Großmächte wie der | |
| USA, Russlands oder Chinas. Das wäre ein zivilisatorischer Fortschritt. | |
| 29 Nov 2017 | |
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| ## AUTOREN | |
| Erich Rathfelder | |
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