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# taz.de -- Baustelle Neue Nationalgalerie Berlin: Eine Plane für den Winter
> Die Demontage der Originalbaubestandteile des Museums ist abgeschlossen.
> Nun ist das Haus nackt und bereit für seine Instandsetzung.
Bild: Menschenleer ist am 8. November 2017 die eingerüstete Neue Nationalgaler…
Berlin taz | Am schwierigsten sei es die Baufirmen rechtzeitig auf die
Baustelle zu bringen, sagt der Architekt Arne Maibohm, der von Seiten des
Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung (BBR) die Sanierung der Neuen
Nationalgalerie durch das Architekturbüro David Chipperfield Architects
leitet. Die Marktpreise explodierten, es werde so viel gebaut wie nie. Die
für die Ertüchtigung des Mies van der Rohe Baus aus den 1960er Jahren
bereitgestellten 100 Millionen Euro hätten nur eine Risikoaufstockung von
10 Prozent und die seien schnell überschritten im heutigen Immobilienmarkt.
Bislang sind die Arbeiten jedoch zeitlich wie finanziell im Rahmen der
Zielvorgaben. Und um zu zeigen was bisher geschah, organisierte das
Bundesamt am 8. November eine Baustellenbesichtigung mit Petra Wesseler,
der Präsidentin des BBR, Hermann Parzinger, dem Präsidenten der Stiftung
Preußischer Kulturbesitz und vor allem mit Dirk Lohan, dem 1938 in Rathenow
geborenen Enkel Mies van der Rohes. Er koordinierte und übersah als
Projektleiter den Neubau der Neuen Nationalgalerie zwischen 1965 und 1968
und ist nun als Berater für die Sanierung wieder dabei.
Für ihn als Architekten sei es eine wohl einmalige Gelegenheit, gleich
zweimal mit dem gleichen Bau befasst zu sein, sagte Lohan während der
Besichtigung. Und dass er sehr viel lerne, was damals richtig gemacht
worden sei und was sich heute als problematisch erweise. Richtig gemacht
wurde die stählerne Dachkonstruktion, eine riesige, quadratische Platte,
die nur von zwei Stützen an jeder Seite getragen wird. Eigentlich ist das
Dach eine Brückenkonstruktion und wohl deshalb so robust und haltbar.
Anders sieht es beim Beton aus. Die Stahlarmierungen wurden in den 1960er
Jahren gewöhnlich nur von einer dünnen Betonschicht bedeckt. Nachdem die
Granitplatten über dem Beton entfernt sind, zeigt es sich, dass diese dünne
Schicht durch die Korrosion der Stahlgitter an vielen Stellen aufgesprengt
wurde und damit noch mehr Wasser und verschmutzte Luft in den Baustoff
eindringt, der mehr und mehr zu bröckeln beginnt. Hier liegt – neben den
Bauarbeiten für das der Nationalgalerie vorgelagerte unterirdische Depot –
die größte Bauaufgabe.
Im Moment sieht die Neue Nationalgalerie aus wie zu Zeiten ihres Neubaus.
Allerdings hat die große oberirdische Halle noch immer Fenster. Erst an
einer Stelle sind sie ausgebaut. Aber bis zum Beginn des Winters soll nur
noch ein mit Plane versehenes Gerüst die Halle umschließen. Hier werden die
heute mehrteiligen Glasscheiben ausgetauscht und durch 3,43 x 5,60 Meter
übergroße, einteilige Glasscheiben ersetzt wie sie 1968 eingebaut worden
waren.
Insgesamt wird das Gebäude ertüchtigt und soweit es mit
denkmalschützerischen Belangen nicht kollidiert, auf den neustens
technischen Stand gebracht hinsichtlich Klimatisierung und Brandschutz. Das
bringt auch für das alte Bild des Museums Vorteile, etwa, wenn der
Skulpturengarten wieder durch die simplen, schlanken Glastüren betreten
werden kann wie einstmals, als die Nationalgalerie ihre Eröffnung feierte.
Interessant ist noch, was Dirk Lohan im Jahrbuch Bau und Raum des BBR
schreibt. Als Mies, 1959 aufgefordert durch den Berliner Sentsbaudirektor
Werner Düttmann, begann sich mit dem Entwurf für die Neue Nationalgalerie
zu befassen, gab es weder einen Bauherrn noch genügend Exponate für ein
Museum in der geplanten Größe in Berlin. Die Nationalgalerie war längst im
Bau als die Entscheidung fiel, sie in die Regie der Stiftung Preußischer
Kulturbesitz zu geben.
8 Nov 2017
## AUTOREN
Brigitte Werneburg
## TAGS
Neue Nationalgalerie
Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Mies van der Rohe Preis
Neue Nationalgalerie
Expressionismus
Ausstellung
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