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# taz.de -- Präsidentschaftswahl in Kolumbien: Farc mit eigenem Kandidaten
> Die Ex-Guerilleros stellen sich 2018 erstmals der Stimmabgabe. Ihr
> Kandidat gilt bei vielen Kolumbianern jedoch als nicht wählbar.
Bild: Tritt als Präsidentschaftskandidat der ehemaligen Guerilla an: Rodrigo L…
Es ist eine überraschende Wendung der Ex-Guerilleros in ihren politischen
Ambitionen. Die frühere Revolutionsarmee Farc wird bei der
Präsidentschaftswahl in Kolumbien im Mai 2018 doch mit einem eigenen
Kandidaten antreten. Das hatten die Ex-KämpferInnen bei der Gründung ihrer
gleichnamigen Partei Fuerza Alternativa Revolucionaria del Común
(Alternative revolutionäre Kraft des Volkes) im August noch ausgeschlossen.
Am Mittwoch gab die Farc dann doch ihren eigenen Kandidaten bekannt:
Rodrigo Londoño alias Timochenko, der letzte Farc-Kommandeur und – seit dem
Gründungskongress – Parteivorsitzende. Als Vizepräsidentin kandidiert
Imelda Daza von der Unión Patriótica (UP), einer Partei, die für das
Scheitern eines früheren Friedensprozesses zwischen dem kolumbianischen
Staat und der linken Guerilla steht.
Ähnlich wie vergangenes Jahr in den Friedensverträgen von Havanna
beschlossen, sollten schon in den 80er Jahren die Farc am politischen Leben
teilhaben dürfen. Doch damals sah der Staat zu, wie Tausende von
ExkämpferInnen und GewerkschaftlerInnen, die die Unión Patriótica gegründet
hatten, von Paramilitärs ermordet wurden. Die Farc kündigte den
Waffenstillstand auf. Ihre Anführer gingen wieder in den Untergrund – viele
ihrer Anhänger ins Exil. Imelda Daza lebte 26 Jahre lang in der Schweden.
Erst 2015 kehrte sie nach Kolumbien zurück.
## Kandidat derzeit auf Kuba
„Wir steigen voll in den Wahlkampf ein“, sagte Iván Márquez, als er Londo…
und Daza als Kandidaten verkündete. 24 Stunden zuvor hatte der Nationale
Wahlrat die Farc-Partei für die Wahlen zugelassen. Márquez, der für die
Farc den Friedensvertrag mit der Regierung von Juan Manuel Santos
ausgehandelt hat, wird ab kommenden Jahr wohl im Senat sitzen. Zehn
Parlamentsplätze hat die Farc sicher, fünf im Senat, fünf im
Abgeordnetenhaus.
Die Chancen für die Präsidentschaft hingegen sind verschwindend gering. Der
58-jährige Londoño, der sich nach einem Schlaganfall derzeit zur Behandlung
auf Kuba aufhält, gilt für viele KolumbianerInnen als unwählbar. Er steht
wie andere Farc-Anführer für die Gewaltverbrechen der Farc-Mitglieder, die
nun von der weitreichenden Amnestie profitieren, einer der zentralen Punkte
des Friedensvertrages. Nach einer Umfrage der Wochenzeitung Semana würden
nur 8,7 Prozent der KolumbianerInnen einen Präsidentschaftskandidaten der
Farc wählen.
„Heute verkünden sie pompös die Kandidatur von jenen, die in schlimme
Verbrechen verwickelt sind“, schimpft Ex-Präsident Álvaro Uribe, einer der
einflussreichsten Gegner des [1][Friedens mit der Farc]. Dass die
KolumbianerInnen vor einem Jahr überraschend das Abkommen per Referendum
abgelehnt hatten, wird vor allem Uribes Angstkampagne zugerechnet.
Der konservative Senator warnte vor venezolanischen Verhältnissen und vor
einer angeblichen Gender-Ideologie, die mit einer Farc-Partei das Land
verändern würde.
## Gegner des Friedensvertrages
Uribe hat allen Grund zur Unzufriedenheit. Der Präsidentschaftskandidat
seiner Partei Centro Democrático, Germán Vargas Lleras, ist im vergangenen
Monat in den Umfragewerten eingebrochen. Im Oktober hatten nur 28 Prozent
der Befragten ein positives Bild von Vargas Lleras, der wie Uribe ein
entschiedener Gegner des Friedensabkommens ist. Er hatte angekündigt, im
Falle eines Wahlsiegs den Vertrag „in Stücke zu zerreißen“.
Beim Kandidaten aus dem Regierungslager, dem Chefunterhändler der
Fridensverträge, Humberto de la Calle, liegt die Zustimmung derzeit mit 40
Prozent klar höher.
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## AUTOREN
Ralf Pauli
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