# taz.de -- Russland und der US-Wahlkampf: Manipulierte Moskau noch mehr? | |
> Ab Dienstag befragt der US-Kongress Facebook, Google und Twitter zur | |
> mutmaßlichen russischen Einflussnahme auf die US-Wahl. Russland weist die | |
> Vorwürfe zurück. | |
Bild: Auch schön: das Facebook-Logo in russischen Farben | |
San Francisco/Moskau afp | Die russischen Manipulationsversuche im Internet | |
während des US-Präsidentschaftswahlkampfs 2016 waren offenbar weitaus | |
stärker als bislang angenommen. Das Onlinenetzwerk Facebook geht laut | |
US-Medienberichten von Montag (Ortszeit) davon aus, dass zwischen 2015 und | |
2017 bis zu 126 Millionen Nutzer in den Vereinigten Staaten von russischen | |
Quellen veröffentlichte Kommentare, Berichte und andere Inhalte erhielten. | |
Vertreter von Facebook, Google und Twitter werden am Dienstag und Mittwoch | |
von mehreren Kongressausschüssen zu der mutmaßlichen russischen | |
Einflussnahme befragt. Die US-Geheimdienste werfen Russland vor, sich im | |
vergangenen Jahr in den US-Wahlkampf eingemischt zu haben, um dem | |
Republikaner Trump zum Sieg über seine demokratische Rivalin Hillary | |
Clinton zu verhelfen. | |
Die russische Regierung wies die Vorwürfe erneut zurück. Es gebe „nicht | |
einen einzigen Beweis“ für eine russische Einflussnahme, sagte | |
Außenminister Sergej Lawrow am Dienstag in Moskau. | |
Mehrere US-Zeitungen wie das Wall Street Journal und die Washington Post | |
sowie die Technologie-Nachrichtenwebsite Recode berufen sich derweil auf | |
eine schriftliche Erklärung, die Facebook für eine öffentliche Anhörung im | |
Geheimdienstausschuss des Senats vorbereitet hat. Demnach gehen die | |
massenhaft verbreiteten „posts“ auf die in St. Petersburg sitzende | |
Einrichtung Internet Research Agency zurück, die schon in der Vergangenheit | |
mit der Verbreitung von Falschinformationen in Verbindung gebracht wurde. | |
## 3.000 Anzeigen aus Russland | |
Facebook war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. Der | |
Konzern hatte Anfang September bereits erklärt, er habe bei einer internen | |
Untersuchung 470 Konten ausgemacht, die zwischen Juni 2015 und Mai 2017 | |
insgesamt fast 100.000 Dollar (85.000 Euro) für Anzeigen ausgegeben hätten, | |
mit denen unter anderem Falschinformationen verbreitet wurden. Die Summe | |
habe zur Finanzierung jener etwa 3.000 Anzeigen mit Verbindungen nach | |
Russland ausgereicht, die von Internet Research Agency geschaltet worden | |
seien. | |
Der Internetriese Google erklärte am Montag erstmals öffentlich, ebenfalls | |
manipulative Inhalte dieser Art auf seinen Plattformen entdeckt zu haben. | |
Auch diese stünden mit der Internet Research Agency in Verbindung, | |
erklärten die ranghohen Google-Vertreter Kent Walker und Richard Salgado im | |
offiziellen Blog des Unternehmens. Dabei handele es sich aber um „begrenzte | |
Aktivitäten“. | |
## Youtube: 18 gesperrte Kanäle | |
Auf der Videoplattform Youtube, die zu Google gehört, wurden demnach 18 | |
seither gesperrte Kanäle gefunden, die „wahrscheinlich“ mit der russischen | |
Kampagne verbunden seien. Insgesamt wurden dort rund 1.100 | |
englischsprachige Videos hochgeladen, die in den 18 Monaten vor der Wahl | |
von Donald Trump zum Präsidenten etwa 309.000 Mal angeklickt wurden, wie es | |
weiter hieß. | |
Der Kurzbotschaftendienst Twitter identifizierte laut einer Quelle, die in | |
die Untersuchungen eingeweiht ist, 36.746 offenbar mit einem russischen | |
Konto verbundene Konten, die „automatisch mit der Wahl zusammenhängende | |
Inhalte generierten“. Dies sei in den letzten drei Monaten vor der Wahl | |
geschehen. Insgesamt erstellten diese Konten rund 1,4 Millionen Tweets, die | |
wiederum 288 Millionen Antworten, Kommentare, Weiterleitungen und andere | |
Reaktionen von Nutzern auslösten. | |
Mit der am Montag bekannt gewordenen Anklageerhebung gegen drei frühere | |
Trump-Berater in den USA hat die Russland-Affäre eine neue Dimension | |
bekommen. Der frühere Wahlkampfleiter Paul Manafort und sein Vertrauter | |
Richard Gates werden im Zusammenhang mit ihrer Lobbyistenarbeit für | |
pro-russische Kräfte in der Ukraine unter anderem der Verschwörung zur | |
Geldwäsche beschuldigt. Dem dritten Angeklagten George Papadopoulos werden | |
Falschaussagen angelastet. | |
31 Oct 2017 | |
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