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# taz.de -- Freilassungen im Ukraine-Konflikt: Zwei Krimtataren kommen frei
> Mit Unterstützung des türkischen Präsidenten Erdoğan wurden zwei
> Aktivisten aus russischer Haft entlassen. Jetzt sind sie in Kiew.
Bild: Protest gibt es auch in Kiew: Camp von Demonstranten die politische Refor…
Kiew taz | Der russische Präsident Wladimir Putin hat in der vergangenen
Woche überraschend die Krimtataren Achtem Chijgoz und Ilmi Umerow
begnadigt. Sie wurden aus russischer Haft entlassen und in die türkische
Hauptstadt Ankara ausgeflogen. Am Freitag trafen sie auf dem Kiewer
Flughafen Borispil ein.
Über hundert Journalisten, Krimtataren und Regierungsvertreter empfingen
die beiden Freigelassenen auf dem Flughafen und wurden wenig später von
Präsident Petro Poroschenko in Empfang genommen. Emine Dzeppar,
stellvertretende Ministerin für Informationspolitik und gleichzeitig
ranghöchste Krimtatarin in der ukrainischen Regierung, eröffnete mit „Salam
Aleikum“ die Pressekonferenz.
Mit kämpferischer Stimme berichtet Ex-Häftling Chijgoz, dass er es immer
noch nicht fassen könne, frei zu sein. Er habe zwar auf seine vorzeitige
Freilassung gehofft, aber dass es so schnell gehen würde, damit hatte er
nicht gerechnet. Am Mittwoch sei er von vermummten Uniformierten aus dem
Gefängnis geholt und in einem Wagen ohne Kennzeichen zum Flughafen der
südrussischen Stadt Anapa gebracht worden. „Ich habe die vermummten
Faschisten wiedererkannt. Das waren die, die mich verhaftet hatten.“ Erst
im Luftraum habe er begriffen, dass er in die Türkei fliege.
Chijgoz, der zu acht Jahren Haft für die Organisation von
Protestveranstaltungen gegen das Referendum über einen Anschluss der Krim
an Russland 2014 verurteilt worden war, hatte noch beim Abflug damit
gerechnet, dass es nun wohl in ein Arbeitslager in Sibirien gehen werde.
## Kein Gnadengesuch an Putin
Der 60-jährige Ilmi Umerow, wie Chijgoz einer der stellvertretenden
Vorsitzenden der im April 2016 in Russland verbotenen „Versammlung des
krimtatarischen Volkes“, war Ende September von einem russischen Gericht
wegen der „Verletzung der territorialen Integrität der Russischen
Föderation“ zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. Er stand unter
Hausarrest und rechnete jederzeit mit einer Aufforderung zum Haftantritt.
Beide erklärten, dass sie kein Gnadengesuch an Putin gestellt hätten.
Präsident Poroschenko, der die beiden freigelassenen Führer der Krimtataren
noch am selben Nachmittag empfangen hatte, bedankte sich bei dem türkischen
Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan und allen, die an der Freilassung der
Krimtataren mitgewirkt hatten. Auch Umerow und Chijgoz führten ihre
Freilassung in erster Linie auf die Bemühungen von Erdoğan, „einem der
starken Führer der Turkwelt“, so Chijgoz, zurück.
Einen Tag zuvor waren Umerow und Chijgoz in der Türkei von Erdoğan in
dessen Residenz in Ankara empfangen worden. Dabei hatten sie ihm für seine
Bemühungen zu ihrer Freilassung gedankt und ihn gebeten, sich auch für
mehrere Dutzend weitere auf der Krim verurteilte Krimtataren, Ukrainer und
Angehörige anderer Nationalitäten einzusetzen.
Erdoğan habe den Wunsch nach weiteren Treffen geäußert und gleichzeitig der
„Versammlung des krimtatarischen Volkes“ Erfolg bei ihrer Arbeit gewünscht.
Seit Jahren pflegen die „Versammlung“ und der türkische Präsident enge
Beziehungen. Mustafa Dschemilew, Krimtataren-Beauftragter des ukrainischen
Präsidenten und langjähriger ehemaliger Vorsitzender der „Medschlis des
krimtatarischen Volkes“, berichtete auf der Pressekonferenz auf dem
Flughafen von mehreren Treffen, die er mit Erdoğan seit 2014 gehabt habe.
Dieser, so Dschemilew, unterstütze das Anliegen der Krimtataren. „Ihr seid
doch Verwandte. Und natürlich werden wir für euch alles tun, was wir tun
können“ zitierte Dschemilew den türkischen Präsidenten.
29 Oct 2017
## AUTOREN
Bernhard Clasen
## TAGS
Ukraine
Ukraine-Krim-Krise
Kyjiw
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Russland
russische Justiz
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Proteste in der Ukraine
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