# taz.de -- Vorgehen gegen palästinensische Medien: Razzia im Westjordanland | |
> Zehn Büros palästinensischer Medienunternehmen wurden von Israels Armee | |
> geschlossen. Sie sollen „hetzerische Inhalte“ verbreitet haben. | |
Bild: Verschlossen: die Räume von PalMedia in Nablus, West Bank | |
Jerusalem taz | Fast einhundert palästinensische Kamera- und Tonleute, | |
Cutter und Fernsehtechniker müssen unfreiwillig Urlaub machen. Für ein | |
halbes Jahr stehen seit Mitte der Woche insgesamt zehn Büros mehrerer | |
Medienunternehmen in Ramallah, Bethlehem, Nablus und Hebron laut | |
israelischer Militärorder unter Verschluss. | |
Bei nächtlichen Razzien im Westjordanland konfiszierten israelische | |
Sicherheitsleute, Kameraausrüstungen, Lichtausstattung und Computer, bevor | |
sie die Eingänge mit Eisenplatten verschweißten. Die Unternehmen | |
TransMedia, PalMedia und Ramsat stünden im Verdacht, „hetzerische Inhalte“ | |
zu verbreiten, erklärte eine Sprecherin der israelischen Armee auf Anfrage. | |
Das palästinensische Zentrum für Entwicklung und Pressefreiheit | |
protestierte gegen die „drastischen Verletzungen“, die darauf abzielten, | |
„die palästinensischen Medien zu vertreiben und zum Schweigen zu bringen“. | |
Die drei betroffenen Firmen sind Dienstleistungsunternehmen, die lokalen | |
und internationalen Fernsehsendern Ausrüstung und professionelle | |
Hilfestellung zu Verfügung stellen. Laut Informationen der Armee gehören zu | |
den Kunden die Sender Al Aqsa und Al Quds, die mit den islamistischen | |
Bewegungen Hamas und Islamischer Dschihad affiliiert sein sollen. | |
Israels Sicherheitsapparat und Regierungspolitiker machen die Hetze in den | |
Medien, an palästinensischen Schulen und in sozialen Netzwerken für den von | |
Einzeltätern verübten Terror verantwortlich. Dabei geht es oft um sehr | |
junge Täter, die sich ohne Verbindung zu politischen Organisationen für | |
einen Gewaltakt gegen Israelis entscheiden. „Die Sicherheitsdienste werden | |
ihre Anstrengungen gegen die Hetze in Judäa und Samaria“ fortsetzen, | |
kündigte die Armeesprecherin weitere Operationen in der von der | |
Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) kontrollierten A-Zone im | |
Westjordanland an. PA-Sprecher Yussef Mahmud nannte die Razzien eine | |
„schwere Verletzung internationalen Rechts“. | |
Einige Dutzend palästinensische Journalisten demonstrierten in Ramallah | |
gegen die Razzien. Die beiden islamischen Sender Al Quds und Al Aqsa sind | |
von den Schließungen nur indirekt betroffen und werden ihre Sendungen aus | |
dem Gazastreifen und dem Libanon fortsetzen. | |
19 Oct 2017 | |
## AUTOREN | |
Susanne Knaul | |
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