# taz.de -- US-Umgang mit Atomabkommen: Trump bleibt auf Anti-Iran-Kurs | |
> Nächste Woche will Trump dem Iran offenbar vorwerfen, das Atomabkommen | |
> nicht einzuhalten. Das ist noch keine Aufkündigung, aber ein großer | |
> Affront. | |
Bild: Bisher hatte Trump zwei Mal bescheinigt, dass sich der Iran an das Abkomm… | |
Washington afp | Trotz seiner harschen Kritik an dem Atom-Abkommen mit dem | |
Iran will US-Präsident Donald Trump die Vereinbarung offenbar nicht mit | |
einem Schlag aufkündigen. Wie US-Zeitungen am Donnerstag (Ortszeit) | |
berichteten, will Trump zwar in den nächsten Tagen verkünden, dass das | |
Abkommen „nicht im nationalen Interesse“ der USA sei, dieses aber nicht | |
außer Kraft setzen. Vielmehr wolle er den weiteren Umgang mit dem Abkommen | |
an den Kongress delegieren. | |
Am Sonntag kommender Woche läuft eine Frist ab, bis zu der sich der | |
Präsident gegenüber dem Kongress zu dem Iran-Abkommen zu erklären hat. | |
Dabei geht es um die „Zertifizierung“ der Vereinbarung, die laut | |
US-Gesetzeslage alle 90 Tage ansteht. Gemeint ist damit, dass der Präsident | |
festzustellen hat, ob sich der Iran an die Restriktionen bei seinem | |
Nuklearprogramm hält oder nicht. | |
Bisher hatte Trump zwei Mal bescheinigt, dass sich der Iran an das Abkommen | |
hält, und damit dessen Gültigkeit bestätigt. Diesmal will er aber nach | |
Informationen der „New York Times“ und der „Washington Post“ diese | |
Bestätigung verweigern. Dies würde bedeuten, dass der Kongress binnen 60 | |
Tagen darüber zu entscheiden hat, ob die aufgrund des Abkommens | |
ausgesetzten US-Sanktionen wieder in Kraft treten sollen. | |
Der Kongress muss die Strafmaßnahmen nicht zwingend erneut verhängen. | |
Sollte er dies tun, würde dies den Fortbestand des Atom-Abkommens akut | |
gefährden – auch ohne formale Ausstiegserklärung der USA. Teheran könnte | |
Washington dann einen Bruch des Vereinbarung vorwerfen und seinen Austritt | |
erklären. | |
Die Inkraftsetzung der US-Sanktionen wäre ein schwerer Affront auch gegen | |
die übrigen Unterzeichnerstaaten des nach jahrelangen mühsamen | |
Verhandlungen geschlossenen Abkommens. Dies sind die neben den USA übrigen | |
vier UN-Vetomächte China, Frankreich, Großbritannien und Russland sowie | |
Deutschland. Die neu aufgelegten US-Strafmaßnahmen könnten auch europäische | |
Unternehmen treffen, die Geschäfte mit dem Iran machen. | |
## Gespräch mit Kongressmitgliedern | |
Die Bundesregierung hielt sich am Freitag bedeckt und wollte die Verkündung | |
von Trumps Iran-Entscheidung abwarten. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts | |
teilte aber mit, dass nicht nur mit der US-Regierung, sondern auch | |
Kongressmitgliedern gesprochen werde, um zu verdeutlichen, dass die | |
Bundesregierung das Abkommen „für wichtig und erhaltenswert“ halte. | |
Laut US-Medienberichten könnte Trump seine Entscheidung zu der Vereinbarung | |
am kommenden Donnerstag bekanntgeben. Das Weiße Haus kündigte an, dass der | |
Präsident eine „umfassende Strategie“ gegenüber Teheran verkünden wolle. | |
Trump bekräftigte im Vorfeld seinen Vorwurf, dass sich der Iran nicht an | |
den „Geist“ des Atom-Abkommens halte. „Das iranische Regime unterstützt | |
Terrorismus und exportiert Gewalt und Chaos im gesamten Nahen Osten“, sagte | |
er am Donnerstag bei einem Treffen mit militärischen Spitzenvertretern in | |
Washington. | |
Mit seiner mutmaßlichen Entscheidung, dem Abkommen die erneute Bestätigung | |
zu verweigern, es aber nicht aufzukündigen, würde der Präsident laut | |
„Washington Post“ eine „Art Mittelweg“ einschlagen – zwischen seiner | |
ursprünglichen Ankündigung, aus dem Abkommen auszusteigen und der Position | |
vieler seiner Berater, die es aufrechterhalten und möglichst nachverhandeln | |
möchten. | |
Trump hat die unter seinem Vorgänger Barack Obama ausgehandelte | |
Vereinbarung als „Blamage“ für die USA und „einen der schlechtesten der | |
jemals ausgehandelten Deals“ gegeißelt. Diese Einschätzung ist in seinem | |
Regierungsteam aber keineswegs Konsens. Verteidigungsminister James Mattis | |
sagte erst vor wenigen Tagen in einer Kongressanhörung, dass nach seiner | |
Einschätzung das Abkommen durchaus im nationalen Interesse der USA liege. | |
Mit dem Vereinbarung verpflichtete sich Teheran, seine Urananreicherung | |
drastisch herunterzufahren und verschärfte internationale Kontrollen | |
zuzulassen. Im Gegenzug wurden wegen des Atomprogramms verhängte Sanktionen | |
schrittweise aufgehoben, der Iran erhielt unter anderem wieder Zugang zu | |
internationalen Finanzmärkten und darf Öl nach Europa exportieren. | |
6 Oct 2017 | |
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