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# taz.de -- Gutachten zum Amoklauf von München: Doch eine terroristische Tat?
> Der Amoklauf von München gilt den Ermittlern bis heute als Racheakt eines
> Gemobbten. Nun widersprechen drei Gutachter: Das Motiv war politisch.
Bild: Der Amoklauf von München war wohl doch politisch motiviert
München taz | Die Ermittler und der bayrische Verfassungsschutz sind bis
heute überzeugt: Der Münchner Amoklauf vom Juli 2016 war unpolitisch. Der
[1][Täter David S.] handelte aus Rache für das zu Schulzeiten erlittene
Mobbing. Dass der 18-Jährige ausschließlich Migranten tötete, rühre von
seinem Hass auf Türken und Albaner, den S. von seinen Peinigern am Ende auf
eine gesamte Personengruppe übertragen habe. Eine „Verinnerlichung“ einer
extremistischen Ideologie aber habe „bis zum Zeitpunkt seines Todes nicht
stattgefunden“.
Nun allerdings kommen drei Gutachter – der bayrische Politologe Florian
Hartlebe, der Thüringer Soziologe Matthias Quendt und der Berliner
Politikprofessor Christoph Kopke – nach taz-Informationen zu einem anderen
Schluss: Die Tat war sehr wohl politisch motiviert. Hartleb sieht gar einen
Fall von Rechtsterrorismus im Sinne eines „Einsamen Wolfes“. Die Gutachten
wurden von der Stadt München in Auftrag gegeben und sollen am Freitag
offiziell vorgestellt werden.
Schon früh gab es Zweifel an der [2][reinen Mobbing-These der Ermittler].
David S. sagte vor seiner Tat, er sei als Deutschiraner stolz, „Arier“ zu
sein. Zeugen erinnerten sich an seine Flüche über „Kanacken“. In einer
Psychotherapie fiel er mit „Sieg Heil“-Rufen auf. In einem selbstverfassten
„Manifest“ beschrieb David S. Migranten als „Virus“ und „ausländische
Untermenschen“, die er „exekutieren“ werde. Und er verehrte den
norwegischen Rechtsterroristen Anders Breivik, der 2011 77 Menschen
erschoss. Seine Tat verübte David S. genau fünf Jahre nach diesem Attentat.
Und tötete dabei ausschließlich Migranten, fast alle Jugendliche: Roberto
R., Can L., Selcuk K., Armela S., Sevda D., Giuliano K., Dijamant Z.,
Chousein D., Sabina S.
Auf diese Erkenntnisse berufen sich nun auch die Gutachter – und fordern
eine Neubewertung der Tat. Die Münchner Tat allein auf das erlittene
Mobbing zurückzuführen, bilde die Motivlage von David S. nicht vollständig
ab. Auch widersprechen die Experten dem Einwand der Ermittler, David S. sei
ja nicht in rechtsextremen Organisationen eingebunden gewesen: Dies sei für
eine extremistische Radikalisierung auch nicht zwingend nötig. Vielmehr
erfülle die Tat alle Kriterien der polizeilichen Definition für rechte
Straftaten.
Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hatte bereits zuletzt
angedeutet, dass auch er ein extremistisches Motiv bei dem Amoklauf für
möglich hält. „Wir müssen und werden weiter gemeinsam gegen jede Form von
Extremismus, Rassismus und menschenverachtender Gewalt aufstehen“, sagte er
auf der Gedenkveranstaltung zum ersten Jahrestag der Tat im Juli. Die
Ermittler dagegen bleiben bis heute dabei: Ein politisches Motiv habe es
nicht gegeben, tatauslösend war das Mobbing. Ihre Ermittlungen sind
abgeschlossen.
4 Oct 2017
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## AUTOREN
Konrad Litschko
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