# taz.de -- Datensammelwut der Polizei: Big Data fürs BKA | |
> Berliner Polizei versorgt das Bundeskriminalamt mit Daten über linke und | |
> rechte „Tatverdächtige“. Linken-Politiker kritisiert die Praxis. | |
Bild: Big Data – nicht nur im BKA | |
Auch von der Berliner Polizei wird die Datenbank des Bundeskriminalamts | |
(BKA) kräftig gefüttert. Über 8.000 Tatverdächtige sind in der Zeit vom 1. | |
Januar 2011 bis zum 15. September 2017 an die Bundeskriminalisten | |
übermittelt worden. Das hat der Innenpolitiker der Linken, Niklas Schrader, | |
in einer parlamentarischen Anfrage ermittelt. Das Ergebnis sei ein | |
Riesenproblem, sagte Schrader am Donnerstag zur taz. | |
„Big Data im BKA“ lautet der Titel der Anfrage. Die Antwort liegt der taz | |
vor, veröffentlicht worden ist sie noch nicht. Der Skandal beim G20-Gipfel | |
im Juli in Hamburg hatte Schrader bewogen, bei der Senatsverwaltung für | |
Inneres nachzufragen. Diversen Journalisten war in Hamburg seinerzeit die | |
Akkreditierung entzogen worden, weil sie in der BKA-Datei als | |
Tatverdächtige gespeichert waren. Im Nachgang kam heraus, dass die | |
Sicherheitseinschätzungen zum Teil auf falschen, zum Teil sogar eindeutig | |
rechtswidrigen Einträgen beruhten. | |
Das BKA betreibt in Zusammenarbeit mit den Ländern verschiedene Dateien, | |
darunter eine zum sogenannten Phänomenbereich rechts und links. Bei den | |
rund 8.000 Daten, die Berlin seit 2011 an die Bundesbehörde übermittelt | |
hat, handelt sich ausschließlich um Fälle politisch motivierter | |
Kriminalität (PMK). Unter „rechts“ sind 4.189 Fälle aufgelistet, „links… | |
4.310. Die Zählung erfolge fallbezogen, heißt es in der Antwort. Sei ein | |
Tatverdächtiger im angefragten Zeitraum zu mehreren Fällen bekannt | |
geworden, würden seine Daten mehrfach an das BKA übermittelt. | |
Rechtsgrundlage für die Übermittlung sei das BKA-Gesetz, das die | |
Zusammenarbeit des Bundes und der Länder in kriminalpolizeilichen | |
Angelegenheiten regele. | |
Schrader bezeichnete die Datenbank des BKA am Donnerstag als Blackbox. | |
Bestückt werde diese von den Landespolizeien, ohne zu wissen, was mit den | |
Daten passiere. Auch gebe es keine automatischen Löschungsfristen. Die | |
Gesetze, die diese Praxis ermöglichten, müssten dringend überarbeitet | |
werden, forderte der Abgeordnete. Die große Zahl der gespeicherten Fälle | |
deute darauf hin, dass es viele Karteileichen gebe. Soll heißen: Die Daten | |
hätten gelöscht werden müssen, weil das Verfahren eingestellt sei. Darüber | |
zu wachen sei auch Aufgabe der Landesdatenschutzbeauftragten. | |
6 Oct 2017 | |
## AUTOREN | |
Plutonia Plarre | |
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