# taz.de -- Linkspartei-Chef über den Wahltrend: „Wir müssen näher an die … | |
> Die AfD überholt die Linkspartei in allen ostdeutschen Ländern. | |
> Parteichef Riexinger will den Trend stoppen und Rot-Rot-Grün vorbereiten. | |
Bild: Riexingers Strategie: Bei rechter Propaganda dagegenhalten, soziale Spalt… | |
taz: Herr Riexinger, 9,2 Prozent hat die Linkspartei geholt | |
([1][Gesamt-Wahlergebnis], [2][Linkspartei-Analyse]). Ist das wirklich ein | |
Grund zum Jubeln? | |
Bernd Riexinger: Zumindest haben wir uns in einem schwierigen Umfeld mit | |
zwei neuen Parteien im Bundestag, die zusammen über 23 Prozent liegen, gut | |
behauptet und sogar zugelegt. Das ist schon ein Erfolg. Wir haben ein | |
starkes Auseinanderdriften in der Entwicklung zwischen Ost und West. Im | |
Westen haben wir überall stark zugelegt, im Osten aber abgebaut. Und | |
darüber müssen wir uns Gedanken machen. | |
Die einstige Ostpartei verliert im Osten. Woran liegt das? | |
Wir müssen näher an die Leute ran. Viele der Sachen, die wir vor dem | |
Wahlkampf entwickelt haben – Haustürbesuche, in die sozialen Brennpunkte | |
gehen – haben noch nicht in vollem Umfang gegriffen. Da müssen wir die | |
nächsten Jahre dranbleiben. Wir müssen uns unsere Hochburgen wieder | |
zurückerobern. | |
Was müssen Sie anders machen? | |
Vor allem müssen wir den Parteiumbau vorantreiben. Wir müssen mehr junge | |
Leute ansprechen. Im Osten findet in viel größerem Maße ein | |
Generationsumbruch statt. | |
Die AfD hat die Linkspartei in allen ostdeutschen Ländern überholt. Wie | |
wollen Sie das wieder umdrehen? | |
Wir müssen zwei Sachen machen. Dort, wo fremdenfeindliche, rassistische, | |
nazistische Positionen vertreten werden, müssen wir aktiv dagegenhalten, | |
damit diese Positionen sich nicht nach und nach den öffentlichen Raum | |
erobern. Und zweitens muss man noch in viel größerem Maße die soziale | |
Spaltung thematisieren. Es gibt gerade im Osten viele abgehängte Regionen, | |
die Lohnkluft ist größer, die wirtschaftliche Entwicklung beträgt 70 | |
Prozent von der im Westen. Diese Probleme hat die Bundesregierung negiert, | |
mit ihrem Gerede, dass es doch allen gut geht. Da müssen wir deutlicher | |
machen als bisher, dass die AfD keine soziale Alternative ist, die hat da | |
nichts zu bieten in zentralen Punkten wie Rente, Arbeit und öffentliche | |
Dienstleistungen. | |
Nach dieser Wahl arbeitet sich die Linkspartei nicht mehr an der SPD ab, | |
sondern an der AfD? | |
Nein. Wir müssen lernen, uns an gar niemandem abzuarbeiten. Wir müssen | |
lernen, unsere eigenen Positionen stärker in den Vordergrund zu rücken und | |
für die zu werben. Wir haben ja auch ein richtig gutes Programm gemacht … | |
… mit dem Sie aber zu wenig durchgedrungen sind. | |
Offensichtlich nicht überall. Aber wir wurden in weiten Bereichen dafür | |
belohnt. Es ist keine leichte Aufgabe, aber wir müssen weiter daran | |
arbeiten, dass uns die Leute wählen, nicht weil wir gegen etwas sind, | |
sondern weil sie sagen, uns überzeugen eure Konzepte. | |
Die SPD will in die Opposition gehen. Ist das eine Chance für das | |
geschwächte linke Lager? | |
Ich glaube, das ist der richtige Schritt für die SPD, in die Opposition zu | |
gehen. Wenn sie nochmal eine Große Koalition eingegangen wäre, hätte sie | |
den rechten Trend noch mehr verstärkt. Jetzt hat sie die Gelegenheit, | |
wieder sozialdemokratisch zu werden. Aber es reicht nicht, dass sie in die | |
Opposition geht. Sie muss Glaubwürdigkeit gewinnen, sie muss eine klare | |
Alternative bieten. Und dann wird man sehen, ob man in vier Jahren eine | |
andere Machtoption hat. | |
Sie schauen in vier Jahren mal, ob es für Rot-Rot-Grün reicht? | |
Nein. Das beginnt jetzt. Die nächsten vier Jahre werden die Voraussetzungen | |
geschaffen. | |
[3][Lesen Sie mehr zur Bundestagswahl 2017 in unserem Schwerpunkt] | |
25 Sep 2017 | |
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## AUTOREN | |
Anna Lehmann | |
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