| # taz.de -- Vorläufige Ergebnisse der Wahl in Berlin: Ja zu Tegel, nein zur SPD | |
| > Die Sozialdemokraten schneiden schwächer ab als der Koalitionspartner | |
| > Linke. Beim Volksentscheid stimmen rund 55 Prozent für eine Offenhaltung | |
| > des Flughafens. | |
| Bild: Nicht nur die Bundes-SPD, auch die Berliner SPD liegt am Boden | |
| Berlin (dpa, taz) | Bittere Verluste für die bisher größeren Parteien SPD | |
| und CDU, grandiose Erfolge für die bisher kleineren Oppositionsparteien FDP | |
| und AfD und eine mögliche Doppelklatsche für Berlins Regierenden | |
| Bürgermeister Michael Müller (SPD): Dieses Ergebnis zeichnete sich am | |
| Sonntagabend für die Berliner Parteien bei der Bundestagswahl nach | |
| Auszählung von gut 40 Prozent der 2439 Wahlbezirke ab. | |
| Die CDU behauptete sich als stärkste Kraft in Berlin – trotz herber | |
| Verluste. Die SPD sackte mit ihrem historischen Tief von unter 18 Prozent | |
| auf Platz 3 hinter die Linken. Die Wahl galt als erster großer | |
| Stimmungstest für die rot-rot-grüne Koalition, die seit gut neun Monaten | |
| die Hauptstadt regiert. | |
| Beim parallel abgestimmten Volksentscheid über die Zukunft des Flughafens | |
| Tegel drohte der rot-rot-grünen Regierungskoalition eine Niederlage. Sie | |
| hatte sich für eine Schließung des Stadtflughafens ausgesprochen, wenn der | |
| neue Hauptstadtflughafen BER eröffnet. Nach Auszählung von 37 Prozent der | |
| Stimmen zeichnete sich kurz vor 22 Uhr eine Mehrheit von 55 Prozent für die | |
| Offenhaltung ab. | |
| Die drei Oppositionsparteien CDU, FDP und AfD wollen Tegel weiterbetreiben, | |
| weil der BER aus ihrere Sicht bereits bei seiner Eröffnung zu klein für die | |
| steigenden Passagierzahlen ist. Der Volksentscheid ist rechtlich nicht | |
| bindend. Außerdem haben die beiden anderen Gesellschafter Bund und | |
| Brandenburg auch mitzuentscheiden. Sie lehnen den Weiterbetrieb auch ab. | |
| Für den neuen Flughafen BER gibt es bereits Ausbaupläne, allerdings noch | |
| immer keinen Eröffnungstermin. | |
| Regierungschef Müller bot im RBB an, mit den beiden anderen Gesellschaftern | |
| zu reden, ob sie ihre Position überdenken wollen, wenn der Volksentscheid | |
| positiv für die Tegel-Befürworter ausgeht. Auch könnte die Berliner | |
| ablehnende Position juristisch nochmal überprüft werden. | |
| Nach Auszählung von 997 Wahlbezirken verteidigte die CDU ihren Platz 1. Die | |
| Christdemokraten verloren jedoch sogar noch geringfügig mehr (-7,2 Punkte) | |
| als die SPD (- 6,8 Punkte) im Vergleich zu 2013. | |
| Die SPD rutschte mit ihrem bisher schlechtesten Nachkriegsergebnis von 17,8 | |
| Prozent klar auf Platz 3 hinter die Linke mit 19,8 Prozent. Die Linke | |
| konnte sich sogar um 1,3 Punkte verbessern. Die Grünen verloren mit 11,8 | |
| Prozent nur leicht. Sie mussten aber Platz 4 an die AfD abgeben. Die | |
| rechtspopulistische Partei konnte sich mit 13,7 Prozent nach 4,9 Prozent in | |
| 2013 fast verdreifachen. Im Bund konnte die AfD sogar Platz 3 erobern. Vor | |
| allem die FDP profitierte mit 8,3 Prozent (+4,7 Prozent) von dem von ihr | |
| initiierten und vorangetriebenen Volksentscheid zu Tegel. | |
| Die sich abzeichnenden Ergebnisse in der Hauptstadt folgen bei SPD und CDU | |
| dem Bundestrend. Die Union unter Bundeskanzlerin Angela Merkel verlor nach | |
| ersten Hochrechnungen mit rund 33 Prozent dramatisch um die neun Punkte und | |
| erzielte mit rund 33 Prozent ihr zweitschlechtestes Ergebnis seit 1949. Die | |
| Union gewann aber deutlich vor der SPD. Sie kam unter Kanzlerkandidat | |
| Martin Schulz auf ein historisch schlechtes Tief von knapp über 20 Prozent. | |
| Die Berliner SPD schnitt mit Müller an der Spitze noch schlechter ab. Linke | |
| und Grüne erzielten dagegen deutlich bessere Ergebnisse als auf | |
| Bundesebene. Besonders die Linken sind doppelt so stark wie auf | |
| Bundesebene. | |
| Die Berliner CDU-Landesvorsitzende Monika Grütters zeigte sich angesichts | |
| deutlich höherer Umfragewerte vorher enttäuscht vom Abschneiden der Union | |
| im Bund. Andererseits habe die Partei ihre strategischen Ziele erreicht. | |
| „Wir sind die letzte Volkspartei und gegen uns kann nicht regiert werden.“ | |
| Die Spitzenkandidatin der Berliner SPD, Eva Högl, bezeichnete das | |
| desaströse Abschneiden ihrer Partei als „ganz bittere Niederlage“. Ganz | |
| offensichtlich habe die SPD „die Wähler nicht überzeugen können“. | |
| Es zeichnete sich mit rund 77 Prozent eine höhere Wahlbeteiligung ab als | |
| 2013 mit 72,5 Prozent. | |
| 24 Sep 2017 | |
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