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# taz.de -- Kommentar Trumps Rede vor der UNO: Peinlich und aggressiv
> Es war eine brutale Rede, die US-Präsident Trump vor den Vereinten
> Nationen gehalten hat. Leider hatte er keine Ahnung, was er da sagte.
Bild: TV-Bild der Rede Trumps vor den UN in Tokio
Diplomatie ist die Kunst des Verhandelns, des geduldigen und leisen
Vorgehens, der Suche nach Verbündeten und dem Versuch, Konflikte zu
vermeiden. Donald Trump ist das ganze Gegenteil: Er ist das laute,
prahlerische und verletzende Wort. Das Diktat. Die Ungeduld. Der
Alleingang. Das Recht des Stärkeren. Und das Säbelrasseln.
Bei seiner [1][ersten Rede vor der Generalversammlung] der Vereinten
Nationen hat Trump mehr von nationalen Interessen, von Souveränität und von
„Amerika Zuerst“ geredet, als von gemeinsamem internationalem Vorgehen. Er
hat einem anderen UN-Mitglied (Nord Korea) die „totale Vernichtung“ in
Aussicht gestellt. Hat die „vielen Aufrechten“ zur Konfrontation mit den
„wenigen Bösen“ aufgerufen. Hat Kuba und Venezuela neue Eskalationen
angekündigt. Hat den größten diplomatischen Fortschritt der letzten Jahre
(das Iran-Atomabkommen) als „Peinlichkeit“ für die USA bezeichnet und seine
Aufkündigung in Aussicht gestellt. Und hat keine einzige der aktuellen
schweren Krisen erwähnt – weder die [2][Vertreibung der Rohingya], noch die
humanitäre Katastrophe im Jemen und schon gar nicht [3][die
Klimaveränderung].
Wenn es nach Trump geht, sollen Flüchtlinge in ihren Herkunftsregionen
bleiben – weil das besser und billiger sei. Und wenn einige (nicht
namentlich benannte) Regionen „zur Hölle gehen“ – nun, dann ist das eben
so. Vermeidung oder Beeinflussung von internationalen Krisen? Konstruktive
Vorschläge für den Umgang damit? So etwas kommt bei ihm nicht vor.
Es war eine brutale Rede, die konfrontativste, die je ein US-Präsident in
den Vereinten Nationen gehalten hat. Dabei richteten sich Trumps'
Feindseligkeiten nicht nur gegen „Schurkenstaaten“, sondern auch gegen die
Allierten der USA und die Institution der Vereinten Nationen. Er übertrug
seine düstere und katastrophistische Sicht seines eigenen Landes
(„amerikanische Verwüstung“) auf die globale Ebene.
## Seine einzige Expertise: die aggressive Pose
Im Inneren der USA kann Trump qua Amt den Ton und die Stimmung angeben. Aus
dem Kreis seiner Berater und Minister ist – anders als bei früheren
Präsidenten – kaum Kritik zu vernehmen. Trump erwartet absolute Loyalität.
Doch in der UNO repräsentiert er nur eines von 193 Mitgliedern. Die USA
zahlen, wegen ihrer wirtschaftlichen Stärke, zwar die höchsten
Mitgliedsbeiträge, aber darüber hinaus bringt dieser Präsident nichts mit,
das die Organisation bereichern kann.
Er hat nicht einmal Ahnung von den Ländern und Regionen, über die er jetzt
bellizistische Reden schwingt. In seinen neun Monaten im Amt hat Trump es
nicht einmal geschafft, die Spitzenpositionen in den wichtigen Abteilungen
des Außenministeriums zu besetzen. Der Präsident, der jetzt der Welt den
richtigen Umgang mit dem „Raketenmann“ erklärt und der sich anschickt, nach
dem Pariser Klimaabkommen ein zweites internationales Abkommen
aufzukündigen, hat weder eigene außenpolitische Erfahrung noch Fachleute,
die ihn beraten. Seine einzige Expertise ist die aggressive Pose. Die UNO
sollte sich davon nicht beeindrucken lassen.
20 Sep 2017
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## AUTOREN
Dorothea Hahn
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