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# taz.de -- Zulassung von Glyphosat: Amt schreibt bei Monsanto ab
> Im Zulassungsverfahren für das Pestizid Glyphosat hat eine Behörde
> wichtige Passagen ohne Quellenangabe aus dem Antrag der Hersteller
> kopiert.
Bild: Abschreiben kann das BfR
Berlin taz | Das staatliche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat
mehrere Seiten seines [1][Gutachtens] über das Pestizid Glyphosat von den
Herstellern abgeschrieben. Der Bericht ist die wichtigste Vorarbeit für die
Lebensmittelbehörde Efsa und die Chemikalienbehörde Echa der EU im
laufenden Verfahren für die erneute Zulassung des
Unkrautvernichtungsmittels. Beide Ämter sind in erster Linie auf Grundlage
der BfR-Einschätzung zu der Schlussfolgerung gekommen, dass Glyphosat nicht
krebserregend sei.
Die industrialisierte Landwirtschaft kommt ohne den etwa vom US-Konzern
Monsanto produzierten Wirkstoff kaum aus. Das Pestizid wird auf rund 40
Prozent der deutschen Ackerfläche und in Gärten oder Grünanlagen gespritzt.
Das zerstört die Nahrung von Lebewesen, was zum Aussterben von Tier- und
Pflanzenarten beiträgt. Zudem finden sich Rückstände in Lebensmitteln.
Glyphosat ist auch ein Schlüssel zur Gentechnik. In Nord-und Südamerika
etwa hat der Verbrauch stark zugenommen, weil die meisten gentechnisch
veränderten Pflanzen beliebig oft mit dem Stoff behandelt werden können.
Die [2][aktuelle EU-Zulassung läuft aber Ende des Jahres aus], wenn sie
nicht wie von der EU-Kommission gewünscht um zehn Jahre verlängert wird.
Die Kommission stützt sich auf die Analysen ihrer Fachbehörden und damit
indirekt auf die des deutschen BfR. Doch das hat zum Beispiel im
[3][Kapitel über das krebserzeugende Potenzial] von Glyphosat ganze
Abschnitte Wort für Wort aus dem [4][Zulassungsantrag] von Monsanto und
anderen Herstellern übernommen. Dabei handelt es sich nicht nur um
Zusammenfassungen von Studien, sondern ebenso um Bewertungen von kritischen
Untersuchungen als „nicht zuverlässig“ – und auch die Einschätzung, dass
nur „wenige haltbare Verbindungen zu einem spezifischen Krebsergebnis
ziehen“. Mit keinem Wort erwähnt das BfR, dass es sich hier in Wirklichkeit
um ein Zitat der Hersteller handelt.
## Zweifel an Glaubwürdigkeit
Bereits bekannt war, dass das BfR die Beschreibungen und Bewertungen der
Untersuchungen kopiert hat, die die Hersteller selbst in Auftrag gegeben
haben. Allerdings gibt es hier Quellenangaben und als solche
gekennzeichnete eigene Kommentare des BfR.
Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace und Grüne bezweifeln nun die
Glaubwürdigkeit des gesamten Gutachtens. „Eine Glyphosat-Neuzulassung kann
es auf Basis dieser Plagiats-Risikobewertung jetzt nicht mehr geben“,
erklären Katrin Göring-Eckardt, Fraktionsvorsitzende der Grünen im
Bundestag, und ihr Gentechnik-Sprecher Harald Ebner. „Es kann nicht sein,
dass eine Zulassungsbehörde einseitig aus Gutachten einer Seite abschreibt
und dies nicht einmal kennzeichnet.“
Wenn das BfR nur kopiere, komme es seiner Aufgabe einer unabhängigen
Risikobewertung nicht nach, teilte der Verein Umweltinstitut München mit:
„Wir fordern jetzt personelle Konsequenzen an der Spitze der Bundesbehörde.
BfR-Präsident Andreas Hensel sollte seinen Hut nehmen.“ Nur durch einen
Neuanfang könne das Amt wieder Vertrauen gewinnen.
Das BfR beharrte in einer [5][Stellungnahme] darauf, dass es alle Studien
„sorgfältig und detailliert in eigener Verantwortung geprüft und bewertet“
habe. „Das gesetzlich vorgegebene Verfahren zur Wirkstoffgenehmigung auf
EU-Ebene sieht explizit vor, dass von den Antragstellern
Studienzusammenfassungen vorzulegen sind.“ Die Inhaltsangaben der von der
Industrie beauftragten Analysen habe das BfR „berichtet“ und in kursiver
Schrift kommentiert. Darauf, dass Quellenangaben und eigene Kommentare zu
den unabhängigen Studien fehlen, ging die Behörde nicht ein.
18 Sep 2017
## LINKS
[1] http://ots.de/aCQMi
[2] https://ec.europa.eu/food/plant/pesticides/glyphosate_en
[3] http://ots.de/UrdRD
[4] http://ots.de/DQgDz
[5] http://www.bfr.bund.de/cm/343/glyphosat-bfr-hat-originalstudiender-antragst…
## AUTOREN
Jost Maurin
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