# taz.de -- Kommentar Prozess gegen Expremier: Keine Gerechtigkeit in Thailand | |
> In Thailand ist die Justiz Erfüllungsgehilfin der Generäle. Ungewiss ist, | |
> wie lange beide noch gegen den Willen der Bevölkerungsmehrheit regieren | |
> können. | |
Bild: Das Volk wird sich in Thailand nicht ewig von den Generälen drangsaliere… | |
Der Freitag war [1][ein Paukenschlag]. Im Prinzip hatten alle erwartet, | |
dass Thailands frühere Premierministerin Yingluck Shinawatra zur | |
Urteilsverkündung vor Gericht erscheint. Schließlich hatte sie den ganzen, | |
im Mai 2015 begonnenen Prozess wegen Pflichtverletzung in Zusammenhang mit | |
einem milliardenteuren Programm für Reis-Subventionen durchgestanden. Dass | |
sie nun [2][ins Ausland geflohen] ist, kann man ihr jedoch nicht verübeln. | |
Denn Gerechtigkeit gibt es nicht im militärregierten Thailand, in dem die | |
Justiz den Generälen als Erfüllungsgehilfin dient. | |
So war auch der Prozess gegen Yingluck politisch motiviert und darauf | |
angelegt, sie endgültig kalt zu stellen. Ginge es tatsächlich um | |
Fehlverhalten im Amt, hätten anstatt Yingluck ganz andere Personen auf die | |
Anklagebank gehört: Allen voran die jetzige Junta, die Yingluck und neun | |
ihrer Minister Anfang Mai 2014 durch das Verfassungsgericht aus dem Amt | |
hieven ließ und die Rest-Regierung dann wenig später durch einen Putsch | |
entmachtete. Mehr noch: Die Generäle sind, so wie andere Militärs vor | |
ihnen, für gravierende Menschenrechtsverletzungen wie das Niederschießen | |
pro-demokratischer Demonstranten verantwortlich, ohne jemals strafrechtlich | |
belangt worden zu sein. | |
Mit der systematischen Verfolgung ihrer Gegner heizt die Militärspitze, die | |
aus einem Kreis politischer Dinosaurier besteht, die gärenden Spannungen in | |
dem zerrissenen Land immer weiter an. Zugleich zeigt sich, wie paranoid die | |
Machthaber sind: Sie ersticken jede Opposition durch Panzer und | |
Waffengewalt, Drohungen, Internierungen und den Missbrauch des drakonischen | |
Gesetzes gegen Majestätsbeleidigung. Als selbsternannte Wächter der | |
Monarchie, an deren Spitze nun ein selbst unter Royalisten verhasster König | |
steht, beanspruchen die Verfechter eines durchweg maroden und korrupten | |
Feudalsystems für sich eine Legitimation, die ihnen nach demokratischen | |
Maßstäben niemals zustünde. | |
Größter Verlierer in diesem politischen Ränkespiel ist das Wahlvolk. | |
Insbesondere die ärmeren Schichten von Reisbauern und Arbeitern, die über | |
Jahre für das politische Lager von Thaksin Shinawatra, Yinglucks Bruder, | |
gestimmt hatten. Dieser war als Premier 2006 vom Militär gestürzt worden | |
und lebt im selbstgewählten Exil. Doch die von ihm finanzierten Parteien | |
hatten seit 2001 alle Parlamentswahlen gewonnen. Mit Thaksin und nun auch | |
Yingluck außer Landes fehlen ihren Anhängern die wichtigsten Zugpferde. Das | |
konservative, royalistische Establishment hat den Machtkampf vorerst | |
gewonnen. Es fragt sich nur, für wie lange. Bis in alle Ewigkeit lässt sich | |
gegen den Willen der Bevölkerungsmehrheit nicht regieren. | |
25 Aug 2017 | |
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## AUTOREN | |
Nicola Glass | |
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