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# taz.de -- Trauerfeier für Thailands König Bhumibol: Abschied vom Symbol der…
> Mit der Einäscherung von König Bhumibol endet eine Ära. Sein Nachfolger
> hat sich große Macht gesichert, die Militärjunta die Rolle als Aufpasser.
Bild: Thailänderinnen trauern während der Einäscherungszeremonie in Bangkok …
Bangkok taz | Hunderte schwarzgekleidete Thais starren auf die
Liveübertragung der rund 75 Millionen Dollar teuren
Einäscherungsfeierlichkeiten für König Bhumibol Adulyadej auf der
Riesenlandwand der Luxus-Shopping-Mall EM-Quartier. Manchem schießen Tränen
in die Augen, als der prunkvolle, von 216 Männern gezogene goldene
Begräbniswagen ins Bild kommt. Auf ihm steht die reich verzierte, mannshohe
Urne des vor einem Jahr verstorbenen Königs.
Andere werfen nur einen kurzen Blick auf die Videotafel, bevor sie zum
Einkaufen in der Mall verschwinden. Shoppen geht an diesem 26. Oktober, an
dem eine Ära zu Ende geht, nur bis 15 Uhr. Zum Abschied vom „Vater der
Nation“, der trotz zahlreicher Putsche und gewaltsamer Niederschlagungen
politischer Proteste in seiner 70-jährigen Regentschaft als
stabilisierender Faktor galt, schließen die Geschäfte, sind Vergnügungen
und Alkohol tabu.
Dass der als Halbgott verehrte Bhumibol nach der Vorstellung der Thais an
einem Donnerstag zu den Göttern auf den mythischen Berg Meru zurückkehrt,
ist kein Zufall. Donnerstage stehen für Religion und Frömmigkeit und
Thailand gründet sich auf den Dreiklang „Monarchie, Nation und Religion“.
„In diesem Wertesystem spielt das Volk keine Rolle“, kritisiert Vichak
Panich, Autor des Buches „State, Dhamma, Confusion“. Religion ist der eine
Kitt, der Thailand zusammenhalten soll. Der andere ist das „System
Monarchie“ aus Militär und Elite in Bangkok.
## Generäle setzten auf die Monarchie
Als Bhumibol 1946 König wurde, war die Monarchie an einem Tiefpunkt. Als in
den 1950er Jahren in Südostasien kommunistische Bewegungen erstarkten,
wurde die thailändische Armee mit US-Hilfe zum Bollwerk gegen den
Kommunismus. Als Symbol der nationalen, antikommunistischen Einheit setzten
die Generäle auf die Monarchie.
„So begann die symbiotische Beziehung zwischen Militär und Monarchie“,
schreibt Thitinan Pongsudhirak vom Institut für Sicherheits- und
internationale Studien in Bangkok.
Thailand ist eine durch und durch militarisierte Gesellschaft. Selbst
Türsteher am Eingang zum EM Quartier tragen goldverzierte weiße Uniformen,
knallen für Besucher zackig die Hacken zusammen.
Am oberen Ende der Hierarchie steht General Prayut Chan-o-cha als Chef der
Junta, die sich 2014 an die Macht putschte. Bald nach dem 26. Oktober
sollen die verbotenen politischen Parteien wieder agieren dürfen, im Herbst
2018 sollen Wahlen stattfinden. Vorsorglich hat sich die Junta in der
Verfassung für 20 Jahre ihre Rolle als Aufpasser festgeschrieben.
## Der neue König: Unbeliebt und schwer einzuschätzen
Und der neue, im Volk unpopuläre König Maha Vajiralongkorn sicherte sich
mit einer von ihm durchgedrückten Verfassungsänderung eine fast
absolutistische Macht. „Er hat mehr Machtbefugnisse als sein Vater“, sagt
ein westlicher Diplomat in Bangkok. „Was er damit will, weiß keiner.“
König Maha Vajiralongkorn fliegt nur zu offiziellen Anlässen wie jetzt aus
seinem Domizil in Tutzing bei München ein. Dort lebt der in der deutschen
Presse wegen seines Hangs zum Luxus als „Prinz Protz“ titulierte Monarch
mit seiner Geliebten. „Es gibt kaum eine Kommunikation zwischen der
Regierung und dem König“, sagt der westliche Diplomat. „Die Elite ist
zunehmend verunsichert.“
Das darf man in Thailand nicht öffentlich sagen und schreiben. Der König
ist sakrosankt, geschützt durch ein harsches Gesetz gegen
Majestätsbeleidigung, das die Junta massiv gegen ihre Kritiker einsetzt.
Seit einem Jahr tragen die Thais Schwarz. Es ist schwer, die Grenze
zwischen echter und verordneter Trauer auszumachen. „Wer kein Schwarz
trägt, muss mit Repressionen rechnen“, sagt die Mitarbeiterin eines Hotels
Bangkok, die ihren Namen nicht lesen will.
Die Demokratieaktivistin Nuttaa „Bow“ Mahattana trägt auch ein schwarzes
T-Shirt, auf dem eine gelbe „44“ gedruckt ist. Dieser Verfassungsartikel
garantiert Juntachef Prayuth unumschränkte Macht. Bow, Moderatorin des
regierungskritischen TV-Senders Voice TV 21, ist fassungslos über die
Geduldigkeit ihrer Landsleute. „Die lassen sich alles gefallen. Kaum einer
muckt auf, protestiert.“
27 Oct 2017
## AUTOREN
Harald Bach
## TAGS
Thailand
König Bhumibol Adulyadej
Maha Vajiralongkorn
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