# taz.de -- Thailändische Militärjunta greift ein: Abschuss der Pressefreiheit | |
> Die Militärjunta geht mit Dekreten und Gesetzen künftig noch drastischer | |
> gegen kritische Journalisten vor. Auch Facebooknutzern drohen Strafen. | |
Bild: Wem folgen sie auf Facebook? Das kann gefährlich werden | |
Seit dem Putsch im Mai 2014 regiert das thailändische Militär mit harter | |
Hand. Kritiker der Junta – aus Opposition, von Menschenrechtsgruppen, | |
Umweltorganisationen, von der Demokratiebewegung und kritischen Medien – | |
leben gefährlich. Das Militär „lädt ein“ zum Gespräch oder erlässt gle… | |
Haftbefehle, wahlweise wegen Majestätsbeleidigung oder Gefährdung der | |
nationalen Sicherheit. Letzteres veranlasste die Junta Ende März, den | |
Sender Voice TV mit einem einwöchigen Sendeverbot zu belegen. | |
Voice TV hatte kritisch über das Vorgehen der Junta gegen die buddhistische | |
Sekte Dhammakaya und die Erschießung des 17-jährigen Bürgerrechtlers | |
Chaiyapoom Pasaedes durch einen Soldaten berichtet. Das tut zum Beispiel | |
auch die Bangkok Post. Das Militär geht aber vor allem deshalb gegen Voice | |
TV vor, weil der Sender dem Sohn des gestürzten Premierministers Thaksin | |
Shinawatra gehört. | |
Und die Junta will die Medien mit einem neuen Gesetz noch fester an die | |
Kandare nehmen. Der Gesetzentwurf sieht die Einrichtung eines National | |
Professional Media Council (NPMC) mit dreizehn Mitgliedern vor – zwei | |
ernennt die Regierung. Zudem sollen Journalisten in Zukunft eine Lizenz | |
beantragen müssen. Wer ohne publiziert, muss mit bis zu zwei Jahren | |
Gefängnis und einer Geldstrafe von umgerechnet 1.640 Euro rechnen. | |
„In den vergangenen 20 Jahren waren die Medien in Thailand einigermaßen | |
unabhängig“, sagt Ed Legaspi vom Journalistenverband Southeast Asian Press | |
Alliance (SEAPA). „Aber die Pressefreiheit in Thailand ist inzwischen auf | |
einer Stufe mit der von Vietnam.“ | |
## Überflüssig wie ein Kropf | |
In einer Stellungnahme thailändischer Medien- und Journalistenverbänden | |
heißt es: „Dieses Gesetz basiert nicht auf dem Prinzip des Schutzes der | |
Pressefreiheit, sondern auf dem Prinzip der Kontrolle der Medien.“ Mongkol | |
Bangprapa, Parlamentsreporter der Bangkok Post und Vizepräsident der Thai | |
Journalist Association, hält das Gesetz für überflüssig wie einen Kropf. | |
„Die bestehenden Gesetze reichen völlig aus. Zudem können sich die Medien | |
selbst regulieren“, betont Bangprapa. | |
Auch für ausländische Journalisten wird es in Thailand immer schwieriger. | |
Laut einer 2015 eingeführten Regelung müssen ausländische Korrespondenten | |
für eine Akkreditierung in Thailand bei einem Medienunternehmen fest | |
angestellt sein. „Viele freiberufliche Kollegen mussten seitdem das Land | |
verlassen“, sagt Legaspi. | |
Außerdem ist es seit dem 14. April per Dekret Facebookusern verboten, mit | |
drei Regierungskritikern – einem schottischen Journalisten und zwei | |
thailändischen Akademikern – auf Facebook in Kontakt zu treten, deren | |
Facebook-Inhalte zu teilen oder ihnen auf Facebook auch nur zu folgen. Alle | |
drei sind wegen Majestätsbeleidigung angeklagt und leben im Exil. | |
Grundlage des laut den „Reportern ohne Grenzen „ungeheuerlichen und | |
Orwell’schen Verbots“ ist das erst im Dezember 2016 verschärfte Gesetz | |
gegen Computerkriminalität. Benjamin Ismaïl von Reporter ohne Grenzen sagt: | |
„Das macht die Verachtung der Informationsfreiheit durch die Regierung | |
deutlich.“ | |
27 Apr 2017 | |
## AUTOREN | |
Harald Bach | |
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