Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Junta-Chef verhöhnt Reporter: Thaipolitik mit Pappkameraden
> Der thailändische Ministerpräsident Prayuth Chan-ocha hat sich bei einer
> Pressekonferenz spontan von einer Pappfigur vertreten lassen.
Bild: Ein Journalist macht ein Selfie mit den Pappaufstellern von Regierungsche…
Bonn taz | Thailands Junta-Chef Prayuth Chan-ocha ist jetzt als Pappkamerad
zu haben. Nach einer kurzen Pressekonferenz in Bangkok zum Children’s Day
sagte der für seinen bizarren Humor berüchtigte Offizier den versammelten
Journalisten kurz und bündig: „Wenn Sie noch Fragen haben, stellen Sie die
dem da“ und zeigte auf einen lebensgroßen Pappaufsteller seiner selbst vor
einem Mikro. Die Reporter wussten nicht, ob sie lachen oder empört sein
sollten.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) jedenfalls fand den
Humor des 63 Jahre alten Militärs überhaupt nicht lustig. Als „Verachtung
kritischer Medien“ in einem Land, in dem nach dem Putsch von 2014 noch
immer nicht die Demokratie hergestellt sei, geißelte HRW.
Gleich siebzehn Pappfiguren hatte Prayuth Chan-ocha zum Children’s Day rund
um seinen Amtssitz in Bangkok aufstellen lassen, die ihn in verschiedenen
Outfits wie Sportklamotten, Anzug oder auch traditioneller Thaikleidung
zeigen.
Der General ist bekannt für seine Ausfälle gegenüber den Medien. 2015 zum
Beispiel warnte er Journalisten, er habe die Macht, sie exekutieren zu
lassen. Bei einer anderen Gelegenheit bewarf er einen Reporter mit einer
Bananenschale.
## Wahl im November
Die Pressefreiheit wird seit dem Putsch 2014 immer stärker eingeschränkt.
„Ohne echte Pressefreiheit sind alle nationalen Versöhnungsprojekte der
Regierung von Prayuth zum Scheitern verurteilt“, hieß es 2017 in einem
Bericht der Organisation Reporter ohne Grenzen über den Stand der Presse-
und Meinungsfreiheit in Thailand. Nur die Akzeptanz von politischem
Pluralismus und freiem Informationsfluss werde Thailand befähigen, sich aus
der Spirale von politischen Krisen und dem damit verbundenen Niedergang der
Demokratie zu lösen, so die NGO.
Im November 2018 sollen nun endlich die seit langem versprochenen, aber
immer wieder verschobenen, Parlamentswahlen stattfinden. Ob der Termin
allerdings sicher ist, weiß derzeit niemand. Noch jedenfalls sind
politische Parteien und politische Versammlungen verboten. In Thailand wird
derzeit über die Bildung einer neuen, militärnahen Partei gemunkelt – als
Pappkamerad für Prayuth.
9 Jan 2018
## AUTOREN
Michael Lenz
## TAGS
Thailand
Militärjunta
Bangkok
Schwerpunkt Pressefreiheit
Thailand
Thailand
Thailand
Thailand
Thailand
Thailand
## ARTIKEL ZUM THEMA
Nach Rap-Video über Thailands Regierung: Die Junta rappt zurück
Ein thailändisches Musikvideo kritisiert das Militär. Es verbreitet sich
rasend schnell im Netz. Das Regime will kontern – mit kläglichem Ergebnis.
Aufbruchstimmung in der Politik: Der Macron Thailands
In Thailand wollen junge Politiker vom Frust über die Militärjunta
profitieren. Als ihr Star gilt der 39-jährige Thanathorn
Juangroongruangkit.
Korruption in Thailand: Der General und die Zeichen der Zeit
Der thailändische Verteidigungsminister Prawit Wongsuwan trägt verdächtig
teure Uhren. Dass die bloß geliehen sind, glaubt ihm niemand.
Kommentar Prozess gegen Expremier: Keine Gerechtigkeit in Thailand
In Thailand ist die Justiz Erfüllungsgehilfin der Generäle. Ungewiss ist,
wie lange beide noch gegen den Willen der Bevölkerungsmehrheit regieren
können.
Debatte Militärdiktatur in Thailand: Regime der Angst
Drei Jahre nach dem Putsch ist Thailand im Würgegriff eines übermächtigen
Militärs – und seines verhassten Königs.
Nach dem Putsch in Thailand: Zensur, Razzien und Marschmusik
Das Militär in Thailand hat die Macht an sich gerissen. Damit rücken
demokratische Wahlen in weite Ferne. Aus dem Ausland hagelt es Kritik.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.