Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Attentate von Barcelona: „Noch größeres Ausmaß geplant“
> Die vier festgenommenen Barcelona-Attentäter stehen vor Gericht. Einen
> lässt der Richter unter Auflagen frei. Die Zelle soll weitere Anschläge
> geplant haben.
Bild: Nach Medienberichten soll auch die Basilika Sagrada Familia zu den Zielen…
Madrid afp | Spanien ist offenbar einem noch viel schwereren Anschlag
entgangen: Einer der vier festgenommenen [1][Überlebenden der mutmaßlichen
Terrorzelle], Mohamed Houli Chemlal, gestand nach Justizangaben am Dienstag
vor einem Richter, gemeinsam mit Komplizen große Anschläge auf wichtige
Sehenswürdigkeiten in Barcelona geplant zu haben. Die vier Überlebenden
waren erstmals einem Richter vorgeführt worden, einer von ihnen kam
zunächst unter Auflagen frei.
Dem Gericht vorgeführt wurden außer dem 21-jährigen Chemlal Driss Oukabir,
Mohammed Aallaa und Salh El Karib. Chemlal ist ein Spanier aus der
spanischen Nordafrika-Exklave Melilla. Die anderen drei Verdächtigen sind
Marokkaner. Der 27-jährige Aallaa ist der Eigentümer des Audi, der bei dem
Anschlag in Cambrils eingesetzt wurde.
Gegen Chemlal und Oukabir wurde Haftbefehl erlassen. Aallaa wurde am
Dienstagabend vorläufig auf freien Fuß gesetzt. Es gebe zum jetzigen
Zeitpunkt keine Beweise, dass er an den Taten beteiligt war, schrieb der
Richter in seiner Begründung. Ihm gehöre lediglich das Tatfahrzeug von
Cambrils. Dennoch werde weiter gegen ihn ermittelt. Aallaa muss sich
regelmäßig bei der Polizei melden und darf Spanien nicht verlassen.
Die Rolle El Karibs, dem Betreiber eines Call-Shops, soll noch genauer
untersucht werden. Der Richter wolle innerhalb von drei Tagen entscheiden,
ob der Verdächtige auf freien Fuß gesetzt wird oder in Gewahrsam bleibt,
hieß es aus Justizkreisen.
Chemlal sagte den Angaben zufolge, die Zelle habe „einen Anschlag noch
größeren Ausmaßes geplant“. Dieser Anschlag habe „auf Monumente abzielen…
sollen. Er wusste nach eigenen Angaben „seit mindestens zwei Monaten“ von
den Anschlagsplänen.
## Oukabir mietete Lieferwagen
Die Anhörung fand unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen am Nationalen
Gerichtshof in Madrid statt. Der Richter erhob mehrere Beschuldigungen
gegen Chemlal und Oukabir: Verantworten müssen sie sich unter anderem wegen
terroristischer Morde, Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung
und Besitzes von Sprengstoff.
Oukabir räumte am Dienstag vor Gericht ein, den Lieferwagen des Anschlags
von Barcelona angemietet zu haben. Er habe den Wagen für einen Umzug
gemietet. Aallaa sagte, der Audi, der bei dem Anschlag in Cambrils
verwendet wurde sei nur auf seinen Namen registriert gewesen, aber von
seinem Bruder Said benutzt worden.
Bei den Anschlägen von Barcelona und Cambrils wurden vergangene Woche 15
Menschen getötet und mehr als 120 verletzt. Von den zwölf mutmaßlichen
Mitgliedern der Terrorzelle leben nur noch die vier, die nun in Madrid vor
Gericht standen. Die übrigen acht wurden von der Polizei erschossen oder
starben bei der Explosion in einem Haus in Alcanar. Dort hatten die
Attentäter nach dem Stand der Ermittlungen ein Lager mit Chemikalien zur
Herstellung von Sprengstoff angelegt.
Der Hauptattentäter, der 22-jährige Younes Abouyaaqoub, der den Lieferwagen
in eine Menschenmenge auf Barcelonas Flaniermeile Las Ramblas gesteuert
haben soll, wurde am Montag von der Polizei erschossen. Der mutmaßliche
Kopf der Terrorzelle, der Imam Abdelbaki Es Satty, kam am vergangenen
Mittwoch bei der Explosion im Versteck der Gruppe in Alcanar ums Leben.
## Imam soll Attentäter radikalisiert haben
Den Gerichtsunterlagen zufolge fand die Polizei in den Trümmern des Hauses
eine große Anzahl von Butangasflaschen, verschiedene Chemikalien, eine
große Anzahl von Nägeln sowie Zünder. Zudem fanden sie ein Schreiben mit
den Worten „Ein kurzer Brief der Soldaten des Islamischen Staates auf dem
Gebiet von Al Andalus an die Kreuzfahrer, die Sünder, die Unrechten und die
Verdorbenen“. Al Andalus ist der arabische Name der bis ins 15. Jahrhundert
von Muslimen beherrschten Gebiete auf der Iberischen Halbinsel.
Chemlal war bei der Explosion in Alcanar verletzt worden. Er sagte dem
Richter nach Angaben aus Justizkreisen, der Imam habe sich in die Luft
sprengen wollen. Zwei der Verdächtigen machten den Imam demnach für die
Anschlagspläne verantwortlich, zwei hätten angegeben, ihn nicht zu kennen.
Die Attentäter sollen von dem aus Marokko stammenden Imam radikalisiert
worden sein.
23 Aug 2017
## LINKS
[1] /Archiv-Suche/!5440768&s=spanien/
## TAGS
Barcelona
Schwerpunkt Islamistischer Terror
Terror
Gericht
Barcelona
Schwerpunkt Islamistischer Terror
Niederlande
IS-Terror
Barcelona
Barcelona
## ARTIKEL ZUM THEMA
Reform nach Anschlag in Barcelona: Streitfrage Antiterrorpakt
Die Regierung will die Gesetze ausweiten – der Opposition gingen schon die
letzten Verschärfungen zu weit. Sie trafen vor allem Linke.
Nach dem Terror von Barcelona: Die Rätsel von Ripoll
Die Zelle, die in Katalonien mordete, muss Komplizen gehabt haben. Im
Umfeld der Täter herrscht Fassungslosigkeit.
Rockkonzert in Rotterdam abgesagt: Terrorverdacht in den Niederlanden
Vor Beginn eines Konzerts erhält die Polizei Hinweise auf eine mögliche
Terrorgefahr. Die Veranstaltung wird abgesagt, ein Mann wird festgenommen.
Debatte Kampf gegen den IS-Terrorismus: Barcelona ist überall
Die Anschläge in Spanien zeigen: Sicherheitsbehörden ist es kaum noch
möglich, auf die dezentrale Strategie des IS zu reagieren.
Islamistische Terrorzelle in Katalonien: Alle tot oder hinter Gittern
Der Hauptattentäter wurde erschossen, damit gilt die katalanische
Terrorzelle als zerschlagen. Derzeit werden ihre möglichen Verbindungen ins
Ausland untersucht.
Barcelona-Attentäter von Polizei getötet: Flucht endete in den Weinbergen
Die katalanische Polizei hat nach eigenen Angaben Younes Abouyaaqoub
erschossen. Der 22-Jährige soll mit einem Lieferwagen 13 Menschen getötet
haben.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.