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# taz.de -- Proteste nach der Wahl in Kenia: Schüsse auf Demonstranten
> Die Opposition erkennt den offiziellen Wahlsieg Kenyattas nicht an. Es
> kommt zu gewaltsamen Protesten. Mehrere Menschen werden tödlich verletzt.
Bild: Nicht einverstanden: Unterstützer des Oppositionsführers Odinga
NAIROBI epd/afp/ap/dpa | In Kenia hat Amtsinhaber Uhuru Kenyatta die
Präsidentenwahl gewonnen. Der 55-Jährige erhielt nach Angaben der
Wahlkommission 54,27 Prozent der Stimmen. Sein wichtigster Herausforderer
Raila Odinga unterlag mit 44,74 Prozent, rund zehn Punkte weniger. Der
Leiter der Wahlkommission, Wafula Chebukati, gab das amtliche Endergebnis
in der Nacht zum Samstag bekannt. Die Beteiligung an der Wahl vom Dienstag
lag bei knapp 79 Prozent.
Die Opposition erkennt das Wahlergebnis nicht an. Die Oppositionskoalition
NASA bezeichnete die Auszählung als „Farce“. Alle internationalen
Wahlbeobachter haben das Resultat dagegen als weitgehend glaubwürdig
bezeichnet, darunter auch die Delegationen der Europäischen Union und der
Afrikanischen Union.
Der wiedergewählte Präsident Kenyatta sagte nach Bekanntgabe seines Sieges:
„Wahlen kommen und gehen. Lasst uns nicht vergessen, dass wir Brüder und
Schwestern sind. Es gibt keinen Grund für Gewalt.“
Nach Verkündung des Ergebnisses kam es in einigen Teilen des Landes zu
Protesten von Unterstützern der Opposition. Das Rote Kreuz behandelte nach
eigenen Angaben 93 Verletzte in Nairobi und im Westen Kenias. Im westlichen
Bezirk Kisumu sei ein Mensch gestorben, sagte der örtliche Sicherheitschef
Wilson Njenga. Der Regionalkommandeur Leonard Katana erklärte am Samstag
hingegen, die Polizei habe zwei Menschen erschossen. Demonstranten hätten
Geschäfte geplündert und niedergebrannt und Straßen blockiert. Die Polizei
habe Tränengas eingesetzt. In Mathare, einem Slum von Nairobi, seien rund
20 Menschen verletzt worden, mindestens vier hätten Schussverletzungen
erlitten, teilte Ärzte ohne Grenzen mit.
Menschenrechtlern zufolge seien 24 Menschen getötet worden. 17 davon seien
in der Hauptstadt Nairobi ums Leben gekommen, sagte am Samstag die Leiterin
der kenianischen Menschenrechtskommission, Kagwiria Mbogori. Es sei
ermittelt worden, dass die meisten Opfer von Polizisten erschossen wurden.
Bereits in der Nacht vom Donnerstag und Freitag war es zu Protesten
gekommen. Odinga hatte sich schon am Donnerstag selbst zum Sieger erklärt.
Er legte dafür eigene Zahlen vor, wonach er mit rund einer Million Stimmen
vor Kenyatta liegt. Die kenianische Wahlkommission warnte, Odingas
Verhalten könnte illegal sein. Sie sei die einzige Institution, die zur
Auszählung der Stimmen berechtigt sei. Odinga hatte schon vor den Wahlen
erklärte, nur Fälschung könne ihn um den ansonsten sicheren Sieg bringen.
Am Dienstag wurden außer dem Präsidenten auch ein neues Parlament,
Gouverneure, Senatoren, die Parlamente der Landkreise und
Frauenvertreterinnen gewählt. Im Unterschied zu den Vertretern der anderen
Parteien unterzeichnete das Odinga-Lager die offiziellen Ergebnisse nicht,
was an deren Gültigkeit nichts ändert. Die Oppositionskoalition lehnt es
außerdem ab, mit ihren Beschwerden vor Gericht zu gehen, wie es die
Verfassung verlangt. Zur Begründung erklärte das Bündnis, die Geschworenen
seien die Kenianer, auf deren Macht die NASA setze.
Diese Ankündigung schürt die Angst vor weiteren Ausschreitungen. Im
Anschluss an die vorletzte Präsidentschaftswahl 2007 waren bei schweren
Unruhen mehr als 1.200 Menschen getötet und Hunderttausende vertrieben
worden. Auslöser war ein Streit um das Wahlergebnis: Raila Odinga unterlag
2007 knapp gegen Kenyattas Vorgänger Mwai Kibaki. Damals hielten auch
internationale Wahlbeobachter das Ergebnis für sehr problematisch.
12 Aug 2017
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