Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Antifeminismus-Liste der Böll-Stiftung: Aber doch nicht so!
> Die Böll-Stiftung zieht mit einer Antifeminismus-Liste den Vorwurf des
> „Online-Prangers“ auf sich. Sie hat es ihren Kritikern leicht gemacht.
Bild: Modell eines Offline-Prangers
[1][Mit der Broschüre „Gender raus!“] wollten die Böll-Stiftung, das
Gunda-Werner-Institut und die Luxemburg-Stiftung zwölf Antworten auf
antifeministische Parolen geben. Ergänzend dazu haben sie [2][das
Onlinelexikon „Agent*in“] (Anti-Gender-Networks Information)
veröffentlicht, das über Organisationen, Kampagnen und Personen informieren
möchte, die solche Parolen verbreiten. 177 Personen sind zurzeit mit kurzen
Einträgen in dem Onlinelexikon zu finden. Marine Le Pen etwa oder der
rechte Journalist Jürgen Elsässer.
Seit zehn Tagen ist „Agent*in“ online und hat viel Kritik, vor allem aus
dem rechten Spektrum, abbekommen. Tichys Einblick und die Junge Freiheit
nennen es „Online-Pranger“ und „denunziantisch“. Doch auch aus gemäßi…
Ecken kommt Kritik. Bernd Matthies vom Tagesspiegel beschreibt das Portal
als eine „Art Verfassungsschutzbericht der Gender-Szene“. Henryk M. Broder
spricht in der Welt gar von „Massendenunziation“. Doch auch wenn sich
Broder vermutlich wundert, warum er selbst nicht auf der Liste steht und
Matthies sich vor allem ärgert, dass der „höchst liberale
Tagesspiegel-Kollege“ Harald Martenstein auf der Liste erscheint – haben
sie in einigen Punkten recht.
Denn die Böll-Stiftung ist in eine Falle getappt und hat einfache Muster
ihrer Gegner übernommen. Rechtspopulisten und Antifeministinnen haben es
mit ihrer Kritik einfacher, denn sie hauen wilde Thesen raus. Um von
progressiver Seite darauf etwas zu entgegnen, braucht es Zahlen, Fakten und
transparente Arbeitsweisen. Die fehlen bei der „Agent*in“.
Für die Leser*innen ist nicht ersichtlich, nach welchem Verfahren die
Personen ausgesucht wurden. Wieso steht Martenstein auf der Liste, aber
nicht Thomas Fischer, der in seiner Zeit-Online-Kolumne
[3][frauenverachtende Thesen schreibt]? Zudem sind die Infos sehr kurz
gehalten. Wie selektiert wird und wer die Inhalte aufschreibt, ist nicht
ersichtlich.
Die Macher*innen weisen den Vorwurf des „Online-Prangers“ zurück, da alle
Informationen in der medialen Öffentlichkeit zu finden seien. Doch solche
Listen zu erstellen ist sonst eher von Rechten bekannt, die beispielsweise
auf Twitter Feminist*innen oder Homosexuelle auflisten, um diese
anzugreifen und zu beleidigen.
Sich für Feminismus, Gleichstellungspolitik und sexuelle Selbstbestimmung
einzusetzen ist notwendig. Doch wer dabei Strategien der gegnerischen Seite
übernimmt, macht es rechten Kritikern zu leicht.
27 Jul 2017
## LINKS
[1] http://www.gwi-boell.de/de/2017/07/04/gender-raus-12-richtigstellungen-zu-a…
[2] http://www.agentin.org/index.php/Hauptseite
[3] /Archiv-Suche/!5390030&s=thomas+fischer/
## AUTOREN
Carolina Schwarz
## TAGS
Heinrich-Böll-Stiftung
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
Feminismus
Schwerpunkt Henryk M. Broder
Thomas Fischer
Antifeminismus
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
Mädchen
Heinrich-Böll-Stiftung
Emma
FDP
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
Teilzeit
Luft und Liebe
## ARTIKEL ZUM THEMA
Aufklärung über Menschenfeindlichkeit: Die Agent*in ist reaktiviert
Das Antifeminismus-Lexikon Agent*in ist zurück. Diesmal unter dem neuen
Namen Diskursatlas – und ohne die Heinrich-Böll-Stiftung.
Interview zur Antifeminismus-Debatte: „Ein verzerrter Diskurs“
Vor einem Monat launchte die Böll-Stiftung ein Portal, das
AntifeministInnen listet. Mitbegründer Andreas Kemper blickt zurück.
Geschlechterrollen in der „Mädchen“: „Der ewige Vorwurf ist absurd“
Die Chefredakteurin der „Mädchen“, Silvia Isla-Salazar, über Frauenbilder,
Sexualisierung von Mädchen und Verhaltensregeln für Jungen.
Antifeminismus-Liste der Böll-Stiftung: Agent*in „vorübergehend offline“
Das von der Böll-Stiftung unterstützte Lexikon zum Thema Antifeminismus hat
breite Kritik hervorgerufen. Nun wird es überarbeitet.
Essay „Emma“ und Gender Studies: Das Unbehagen am Gender
Die feministische Zeitschrift „Emma“ kritisiert Denkverbote in den
Genderstudies, sucht aber nicht den Dialog. Hat sie damit recht?
Kommentar Männergruppe in der FDP: Eine reaktionäre Note
Männer als Opfer von zu viel Feminismus? In der FDP will sich jetzt eine
solche Gruppe gründen. Progressive Männerpolitik geht anders.
Feminismus nach 1968: Dann eben ohne Schwänze
Warum sich die autonome Frauenbewegung von der Studentenbewegung
abspaltete. Und was wir daraus lernen können.
Kommentar Recht auf befristete Teilzeit: Zwischen Burundi und Namibia
Bei der Lohngleichheit von Männern und Frauen liegt Deutschland weit
hinten. Angela Merkel sorgt dafür, dass es auch dabei bleibt.
Kolumne Luft und Liebe: Hier, bitte, meine Problemliste
Feministinnen werden ständig gefragt, ob sie sonst keine Probleme hätten.
Doch, klar. Jede Menge. Von Chihuahuas über Käse zu „Mutti“.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.