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# taz.de -- Landesliste der Saar-Linken: Ein Oskar für den vertracktesten Stre…
> Zwei Genossen fechten die Kandidatenliste an – und verlieren. Weiter
> gezankt wird trotzdem. Begonnen hat alles mit Lafontaine vor der Wahl
> 2013.
Bild: Der Oskar, die Saar und die Listen – und das alles so kurz vor der Bund…
Saarbrücken taz | Rechtzeitig zur Bundestagswahl sind die internen Querelen
bei den Saar-Linken wieder aufgeflammt. Die schwelen zwar seit Jahren, doch
ist der Streit diesmal besonders brisant: Der Urnengang am 24. September
hätte beinah ohne eine Landesliste der Partei um Oskar Lafontaine über die
Bühne gehen können. Dann hätte auch der Bundestagsabgeordnete Thomas Lutze
sein Mandat verloren.
Zwei Parteimitglieder haben die im Mai bei einer Mitgliederversammlung
aufgestellte Landesliste angefochten. Diese sei rechtswidrig gewesen,
Stimmen für Lutze und sein Lager seien von deren Anhängern manipuliert
worden. Die Landesschiedskommission hat die Vorwürfe als haltlos
zurückgewiesen.
Jetzt riefen Landesschriftführer Adolf Loch und der Ortsverbandschef von
Saarbrücken-Malstatt, Thomas Schaumburger, das Landgericht an, um per
einstweilige Verfügung die Liste für ungültig erklären zu lassen. Am
Mittwoch wurde die Causa im Saarbrücker Landgericht verhandelt.
Zum Auftakt der Verhandlung verwies der Vorsitzende Richter auf die
mögliche Konsequenz für die Partei, die gegebenenfalls „faktisch von der
Bundestagswahl ausgeschlossen“ würde. Denn eine Wiederholung der
Listenaufstellung ist nicht möglich, weil die Einreichungsfrist am 17. Juli
abgelaufen ist.
## Interner Konflikt schwelt seit Jahren
Die Antragsteller argumentieren indes, es gehe um nicht weniger als die
Glaubwürdigkeit der Linken. „Auch wenn es eine schwerwiegende Maßnahme ist:
Eine rechtswidrige Liste bleibt eine rechtswidrige Liste“, sagte ihr
Anwalt, Hans-Georg Warken.
Das Landgericht wies die Anträge am Mittwoch zurück. Die Antragsteller
berieten am Mittwochabend noch, ob sie Berufung beim Oberlandesgericht
einlegen sollen. Durch die Festsetzung des Streitwerts auf 25.000 Euro habe
das Landgericht die Hürde sehr hoch gelegt, sagte Anwalt Warken der taz.
Allein für die Verhandlung am Landgericht müssten seine Mandanten rund
10.000 Euro zahlen. Der Landeswahlausschuss entscheidet am Freitag über die
Zulassung der Landeslisten zur Bundestagswahl.
Der interne Konflikt bei den Saar-Linken schwelt seit Jahren. Dabei geht es
nach Lutzes Auffassung um Persönliches. „Im Saarland gibt es keine Reformer
und Fundamentalisten wie in anderen Landesverbänden“, sagt der 47-Jährige
aus Leipzig, der nach der Wende ins Saarland kam und sich dort zunächst der
PDS anschloss. Schaumburger etwa sei in einem seiner Wahlkreisbüros
angestellt gewesen und vor drei Jahren gekündigt worden.
## Lafontaine will Wagenknecht unterstützen
Landeschefin Astrid Schramm sieht das etwas anders: Sie glaube, dass es den
Antragstellern um eine Klärung möglicher Ungereimtheiten gehe. Allerdings
ist sie sich auch der Konsequenzen für die Partei bewusst, sollte Lutze
nicht antreten können. Nicht zuletzt würden die Saar-Linken die beiden von
Lutze unterhaltenen Wahlkreisbüros in Saarbrücken und Neunkirchen als Basis
für ihre Arbeit verlieren.
Auch vor der letzten Bundestagswahl waren die Querelen akut geworden.
Damals hatte Linken-Ikone Lafontaine seine Kandidatin für Platz 1 der
Landesliste nicht durchsetzen können. Claudia Kohde-Kilsch war bei einem
Parteitag Lutze haushoch unterlegen. Lafontaine hatte beleidigt keinen
Wahlkampf mehr gemacht.
Diesmal dürfte es ein wenig anders sein. Immerhin will er seine Frau Sahra
Wagenknecht, die als Spitzenkandidatin für die Bundes-Linken antritt, nach
Kräften unterstützen. Am 19. September – also 4 Tage vor der Wahl – sei
auch eine gemeinsame Veranstaltung mit Wagenknecht und Lafontaine in
Saarbrücken geplant, sagt Lutze.
27 Jul 2017
## AUTOREN
Jörg Fischer
## TAGS
Saarland
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
Die Linke
Oskar Lafontaine
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