Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Neues Hotel am Oranienplatz: Der Steinway-Flügel steht schon mal
> Am Montag hat am Oranienplatz ein neues Hotel eröffnet. Es soll auch ein
> Ort für Kultur werden. Wie verändert das Haus den Kiez?
Bild: Umstrittene Herberge
Geht man auf die Homepage des Hotels Orania, erscheint ein mit Graffiti
beschmierter Hauseingang. Er wird abgelöst von einem leicht angerosteten
„Oranienplatz“-Straßenschild. Wildwuchs vor bröckelnden Mauern – keine
Frage, das Hotel wirbt mit dem widerständigen, unfertigen Charme
Kreuzbergs.
Hier am Oranienplatz, mittendrin im Bezirk, hat das neue Hotel im
denkmalgeschützten Eckgebäude am Montag eröffnet. Draußen mag die raue
städtische Wirklichkeit walten, drinnen verbreiten zwei Kamine
Behaglichkeit. Das Erdgeschoss steht mit Restaurant und Bar auch Gästen von
außen offen. Alles wirkt gepflegt: hochwertige Ledermöbel, ockerfarbene
Stoffe, dunkle Holzwände. Etwas erhöht, vor dem Eckfenster zum Platz,
wartet ein Steinway-Flügel auf Pianisten.
Die Frage ist: Wie verändert so ein Hotel den Kiez?
Es bereichert Kreuzberg, würde der Betreiber Dietmar Müller-Elmau sagen. Er
leitet auch das 5-Sterne-Haus Schloss Elmau in Bayern, dort finden
regelmäßig Konzerte und Lesungen statt. Er wolle mit dem Hotel am
Oranienplatz einen kulturellen Treffpunkt schaffen, sagt er. „Das ist das
Wohnzimmer für die Künstler, die in Berlin und Kreuzberg leben.“
41 Zimmer gibt es, eine Nacht im Doppelzimmer ist ab 128 Euro zu haben, für
die teuerste Suite zahlt man über 600 Euro. Auch das Restaurant ist nicht
ganz billig: Die Hauptspeisen liegen bei Mitte 20 Euro. Wer ein Konzert
hören will, kann aber auch einfach einen Cappuccino trinken – für drei
Euro.
Schaut man aus dem Fenster des Restaurants auf den Platz, hängt dort ein
Leinentuch, „Orania kills Kreuzberg“ steht darauf. Das neue Hotel treibe
die Mieten weiter hoch und mache den Kiez kaputt, befürchten Protestler.
Vor zwei Wochen hat jemand dunkle Farbe auf die Sandsteinfassade
geschleudert, die Spritzer sind noch zu erkennen.
Zerstört das Hotel am Ende den Charme des Viertels, mit dem es selbst
wirbt?
Jana Kühn, Verkäuferin der Buchhandlung Dante in der Oranienstraße, sieht
die Eröffnung zwiespältig. Es sei zwar schön, wieder ein belebtes Gegenüber
zu haben. „Uns wäre aber etwas für den Kiez und die Anwohner lieber
gewesen.“ Wie sich das Hotel auswirke, hänge auch von den Gästen ab. Kühn
sagt: „Warten wir’s mal ab.“
21 Aug 2017
## AUTOREN
Antje Lang-Lendorff
## TAGS
Oranienplatz
Gentrifizierung
Tourismus
Kreuzberg
Berlin-Kreuzberg
Gentrifizierung
Kreuzberg
Berlin-Kreuzberg
## ARTIKEL ZUM THEMA
Verdrängung am Oranienplatz: Zwei Immobilien pro Hai
Der Eigentümer des Hotels Orania besitzt noch eine zweite Immobilie am
Platz. Dort hat Bazon Brock seine Denkerei. Doch wohl nicht mehr lange.
Hotel Orania und die Aufwertung: „Ich liebe den Widerspruch“
Gegen das Hotel Orania in Kreuzberg gibt es Proteste. Ein Gespräch mit dem
Betreiber Dietmar Mueller-Elmau über Gentrifizierung – und die Freiheit der
anderen.
Aktion: verdunkelte Schaufenster: Zukunft? Zappenduster!
Wird die Oranienstraße zu einer austauschbaren Saufmeile? Gewerbetreibende
wehren sich gegen die drohende Verdrängung mit einer Aktion am 18. Oktober.
Kreuzberger Beobachtung: Einfach irre
Am Oranienplatz in Berlin-Kreuzberg soll ein neues Hotel eröffnen, am
Dienstag waren schon mal die Nachbarn geladen. Manche kamen mit
Farbbeuteln.
Mögliche Mauscheleien in Bayern: Ja, mit Söders Hilfe
Unterstützt von Markus Söder (CSU) will Schlossherr Müller-Elmau ein neues
Hotel bauen. Die Grünen wittern ein Geschenk für den G7-Gipfel.
Hotelbau am Oranienplatz: Andererseits auch Scheiße
Das alte Kaufhaus am Oranienplatz wird zum Hotel. Nicht alle Anwohner sind
glücklich: Die einen fürchten eine Aufwertung, den anderen geht sie nicht
weit genug.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.