Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Mögliche Mauscheleien in Bayern: Ja, mit Söders Hilfe
> Unterstützt von Markus Söder (CSU) will Schlossherr Müller-Elmau ein
> neues Hotel bauen. Die Grünen wittern ein Geschenk für den G7-Gipfel.
Bild: Fühlten sich wohl auf Schloss Elmau: Angela Merkel und Barack Obama beim…
München taz | Während sich die Kanzlerin auf den Weg zum G-7-Gipfel in
Japan macht, beschäftigt man sich in Bayern mal wieder mit dem
letztjährigen Austragungsort des hochkarätig besetzten Politspektakels:
Elmau. Der dortige Schlossherr Dietmar Müller-Elmau will sein Anwesen seit
Langem erweitern.
„Gut Elmau“ soll das Chalet-Dorf heißen, mit dem Müller-Elmau den
lukrativen Hotelbetrieb rund um sein Schloss ausbauen möchte. Doch bislang
fehlte die Baugenehmigung. Die scheint nun auf dem Weg zu sein. Dieser
Ansicht sind zumindest die bayerischen Grünen und wittern eine Mauschelei.
Müller-Elmau, so der Verdacht, solle für die Zusammenarbeit [1][während des
G-7-Gipfels vor einem Jahr] belohnt werden. Und sein Gönner sei kein
anderer als Markus Söder.
Von einem „tricky deal“ sprechen die grüne Landtagsabgeordnete Claudia
Stamm und die Vorsitzende der örtlichen Kreistags-Grünen, Tessy Lödermann,
deshalb. Die beiden gehen davon aus, dass der Bau des Chalet-Dorfs „gegen
alle Bedenken und offenbar mit dem ausdrücklichen Segen des CSU-Ministers
Markus Söder“ verwirklicht werde.
Hintergrund ist eine Anfrage beim örtlichen Landrat, der habe verlauten
lassen, dass das Bayerische Staatsministerium der Finanzen, für
Landesentwicklung und Heimat, kurz: Söder, die Gemeinde Krün informiert
habe, dass das geplante Projekt unter die „Beherbergungsbetriebsausnahme
des Landesentwicklungsprogramms LEP“ falle. Und genau diese
Ausnahmegenehmigung benötigt Müller-Elmau, um zu bauen.
## Noch keine Entscheidung gefallen
Schloss Elmau mit seinem charakteristischen Turm liegt rund 100 Kilometer
südlich von München in einem idyllischen Alpental. Es wurde 1916 von dem
Philosophen Johannes Müller erbaut. Es verfügt derzeit über knapp 130
Zimmer und Suiten.
Schon vor über zehn Jahren entstand ein Anbau mit Luxusappartements. Die
Anlage, auf der auch das Chalet-Dorf entstehen soll, liegt wie eine Enklave
im Naturschutzgebiet Schachen und Reintal, die Fläche selbst steht aber
nicht unter Naturschutz.
Parlamentarierin Stamm kommt sich nun vor „wie im schlechten Film“,
schließlich habe sie seit Jahren immer nur fachliche Bedenken in Sachen
Chalet-Dorf gehört. Die scheinen nun nicht mehr zu gelten. „Deswegen“, so
Stamm, „muss klar werden, wer hier warum Druck ausübt, um Herrn
Müller-Elmau ein weiteres Geschenk zu machen.“
Druck? Minister Söder lacht den Vorwurf, der eindeutig gegen ihn zielt,
einfach weg: Die Grünen, so Söder laut Süddeutscher Zeitung, hätten „wohl
zu viel Feriensonne abbekommen“.
Bis jetzt freilich gibt es keine offizielle Aussage dazu, ob Müller-Elmau
tatsächlich bauen darf oder nicht, sondern nur die Schlussfolgerung der
beiden Grünen-Politikerinnen.
Indes hat die Bayerische Staatsregierung nun erstmals Details zu den Kosten
des G-7-Gipfels von Elmau bekannt gegeben. Fast 133 Millionen Euro hat das
Politikertreffen den Freistaat gekostet. Dies geht aus einer Antwort des
Innenministeriums auf eine Anfrage der Grünen-Abgeordneten Katharina
Schulze hervor.
Rund 93 Millionen Euro fielen allein [2][für den massiven Polizeieinsatz
an]. Die Aufwandsentschädigung für die Hotels Schloss Elmau und Kranzbach
machten rund vier Millionen Euro aus. Etwas günstiger kam der Bund weg. Ihn
kostete das 24-stündige Gipfeltreffen 112 Millionen Euro.
26 May 2016
## LINKS
[1] /Ergebnisse-des-G-7-Gipfels/!5203101/
[2] /Bilanz-zum-G-7-Protest/!5203050/
## AUTOREN
Dominik Baur
## TAGS
Schloss Elmau
Bayern
Markus Söder
Oranienplatz
Schloss Elmau
## ARTIKEL ZUM THEMA
Neues Hotel am Oranienplatz: Der Steinway-Flügel steht schon mal
Am Montag hat am Oranienplatz ein neues Hotel eröffnet. Es soll auch ein
Ort für Kultur werden. Wie verändert das Haus den Kiez?
Die Medien und der G-7-Gipfel: Josef K. im Hubschrauber
In Elmau waren Journalisten der Macht sehr nahe. Zu nahe? Über Symbole,
Lebkuchenherzen, Bilder und andere Inszenierungen.
Ergebnisse des G-7-Gipfels: Stillstand, Absichten, Hintertüren
Die Absichtserklärung der G7 enthält klare Aussagen zum Klimaschutz. Beim
Meeresschutz sind diese durchwachsen.
Kommentar Anti-G7-Proteste: Gute NGOs, böse Radikale
Dem G-7-Protest fehlte die Stärke, weil sich die Demonstranten haben
spalten lassen: in gut und böse. Da kann man auch im Internet bleiben.
G-7-Gipfel in Elmau: Lohnen sich Großproteste noch?
Sieben mächtige Politiker fahren nach Elmau, aber kaum Demonstranten. Haben
sich zu viele Aktivisten ins Lokale zurück gezogen?
+++taz-Ticker zum G-7-Gipfel+++: Effektiver Protest, schöne Bilder
Die Proteste rund um den G-7-Gipfel waren klein, aber erfolgreich. Die
Demonstranten sandten ein Signal an die Mächtigen. Und die bekamen ihre
PR-Idylle.
Die Streitfrage: Soll man gegen G7 protestieren?
Wenn die Chefs der sieben mächtigsten Staaten der Welt in Elmau tagen,
werden viele Gegner erwartet. Die sind sich allerdings nicht ganz einig.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.