Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- UN-Bericht zum Krieg in Afghanistan: Zahl ziviler Opfer auf Rekordn…
> In Afghanistan sterben immer mehr Frauen und Kinder. Der
> Halbjahresbericht der Vereinten Nationen zeichnet ein verheerendes Bild.
Bild: Massive Zerstörungen in Kabul
Berlin taz | Von anhaltendem „extremen Leid“ für die Bevölkerung in einem
„hässlichen Krieg“ sprechen die Vereinten Nationen in ihrem [1][jüngsten
Halbjahresbericht] über zivile Opfer in Afghanistan. Die Zahl der
verlässlich festgestellten Toten und Verletzten liege mit 1.662 und 3.581
nur um 24 unter dem „Rekordniveau“ des ersten Halbjahres 2016. Nach einem
Rückgang 2016 waren Frauen und Kinder mit 610 Toten sowie 1.603 Verletzten
wieder besonders stark betroffen.
Die UNO verweist erneut darauf, dass ihre Zahlen „konservativ“ seien.
Aufgelistet werden nur Fälle, die drei voneinander unabhängige Quellen
bestätigen. Wie groß die Dunkelziffer an Kriegstoten ist, kann niemand
sagen. Zudem gingen die zahlreichen Opfer und Binnenvertriebenen der neue
Kämpfe am früheren Bundeswehrstandort Kundus Anfang Juli noch nicht in den
Bericht ein.
67 Prozent aller registrierten Opfer gingen auf das Konto der
Aufständischen, vor allem der Taliban und des örtlichen Ablegers des
„Islamischen Staates“ (IS). Auf ein IS-Opfer kommen rund neun
Taliban-Opfer. Das zeigt das unterschiedliche strategische Gewicht der
Gruppen.
Die UNO macht vor allem Selbstmordanschläge und den Gebrauch sogenannter
improvisierter Sprengsätze für den hohen Anteil von etwa 40 Prozent der
Opfer verantwortlich. Diese Mittel seien „unverhältnismäßig, wahllos“ und
nach internationalem Recht „illegal“, so der Japaner Tadamichi Yamamoto,
UN-Sonderbeauftragter für Afghanistan.
Der Einsatz dieser Waffen widerspricht selbst der offiziellen Politik der
Taliban, nur militärische und Regierungsziele anzugreifen und Zivilisten zu
schonen. Erst im Mai hatte Taliban-Chef Hebatullah Achundsada dies noch
einmal betont. In der Praxis wirkt sich das bisher aber nicht aus.
## Besonders viele Opfer in Kabul
Den schwersten Anschlag am 31. Mai in Kabul mit „mindestens 92 Toten und
491 Verletzten“, bei dem auch die deutsche Botschaft schwer beschädigt
wurde, konnte die UNO keiner Gruppe sicher zuordnen. Taliban wie IS
bestritten eine Urheberschaft, doch deuten viele Indizien auf Erstere.
Aufseiten der Regierungstruppen und ihrer Verbündeten stieg bei insgesamt
abfallender Tendenz vor allem die Zahl von Opfern der milizähnlichen
Lokalpolizei sowie von Luftangriffen, und zwar Letztere um 43 Prozent. Ein
Drittel davon entfielen auf die afghanische und zwei Drittel auf
US-Luftstreitkräfte.
Besonders viele Opfer entfielen auf die Hauptstadt Kabul. Diese hält die
deutsche Bundesregierung bisher für sicher genug, um abgelehnte
Asylbewerber dorthin abzuschieben – von Dezember 2016 bis zur vorläufigen
Aussetzung Anfang Juni waren das 106. Aber das heißt nicht, das es anderswo
ruhiger wird. Die UNO stellte wachsende Opferzahlen in weiteren 14 der 34
Provinzen und in allen sieben Regionen des Landes fest. Von einem Abflauen
des Krieges kann keine Rede sein.
17 Jul 2017
## LINKS
[1] http://dpaq.de/PeLEs
## AUTOREN
Thomas Ruttig
## TAGS
UN
Uno
Schwerpunkt Afghanistan
Kabul
Taliban
„Islamischer Staat“ (IS)
USA
Schwerpunkt Afghanistan
Schwerpunkt Afghanistan
Schwerpunkt Afghanistan
Kabul
Schwerpunkt Afghanistan
Schwerpunkt Afghanistan
## ARTIKEL ZUM THEMA
US-Bombardement in Afghanistan: Jeder Mann wird zum Feind
Nach einem Angriff in Afghanistan weisen die USA Berichte über viele zivile
Opfer zurück. Wie getötete Zivilisten zu feindlichen Kämpfern werden.
Deutsche Asylpolitik: Was, wenn sie mich auch abholen?
Trotz des Krieges behält Afghanistan seinen Status als sicheres
Herkunftsland. Unser Autor begleitet Freunde, die vor der Abschiebung
stehen.
Anschlag in Afghanistan: IS überfällt irakische Botschaft
Ein lokaler Ableger des Islamischen Staates (IS) verlegt sich nach
Niederlagen in den Bergen auf Terrorismus in den Städten.
Anschläge in Afghanistan: Dutzende Tote bei Taliban-Angriffen
Bei zwei Anschlägen sind mindestens 61 Menschen getötet worden. Ein
Sprecher des Präsidenten spricht von einem „Verbrechen gegen die
Menschlichkeit“.
Terror in Afghanistan: Autobombe tötet 24 Menschen
In Kabul detonierte am Montagmorgen eine Autobombe nahe des Hauses des
Vize-Regierungsgeschäftsführers. Mindestens 24 Menschen kamen ums Leben.
Bombenexplosion in West-Afghanistan: Taliban töten sechs Zivilisten
Innerhalb nur einer Woche sind am Hindukusch mindestens 17 Menschen durch
Sprengsätze gestorben. 2016 kam es dadurch zu über 2.000 Toten und
Verletzen.
Mehr US-Truppen in Afghanistan: Der Krieg wird verlängert
Washingtons Ankündigung, die Zahl der US-Soldaten am Hindukusch um 4.000 zu
erhöhen, stößt auf Skepsis. Andere sehen dazu keine Alternative.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.