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# taz.de -- Fun Facts für die Party: Werden Sie Mückenversteher
> Das Viehzeug nervt und sticht. Warum Mücken so sind, wie sie sind. Und
> was gegen die Plagegeister hilft. Fun Facts für jeden Partytalk.
Bild: Bluttransfer
Warum sirren Mücken so nervtötend?
Das Sirren entsteht durch den hochfrequenten Flügelschlag der Mücken.
Eigentlich ist das ganz schön doof: Durch das Sirren verraten sich die
Mücken selbst und könnten damit Fressfeinde auf sich aufmerksam machen.
Hat es also mit Sex zu tun?
Bingo, das Sirren dient der Anbandelei: Männliche Mücken haben eine etwas
höhere Flügelschlagfrequenz als die Weibchen, deren 550 Hertz etwa einem
zweigestrichenen Cis entsprechen. Mücken finden so ihre Partner*innen, um
sich fortzupflanzen.
Müssen wir echt Mücken gendern?
Nein, wir hätten’s auch lassen können.
Stechen alle Mücken?
Nur vier Mückenfamilien saugen Blut: Gnitzen im Mittelmeerraum,
Schmetterlingsmücken in tropischen und subtropischen Gebieten;
Kriebelmücken befallen vor allem Weidetiere. Dann ist da natürlich noch die
Familie der Stechmücken, über die wir hier reden, vor allem die Gemeine
Stechmücke, Culex pipiens. Und weil die Frage oft kommt: Schnaken stechen
übrigens nicht.
Warum fliegen Mücken auf manche Opfer mehr, auf andere weniger?
Am süßen Blut liegt’s nicht. Mücken lieben es feucht. Sie reagieren auf
Kohlenstoffdioxid, also verbrauchten Atem, und Körperausdünstungen. Wer
schwitzt, zieht sie durch Geruch und Feuchtigkeit an. Manche Menschen
riechen für Mücken attraktiver als andere.
Kann man das genauer sagen?
Bisher leider nicht. Im Zweifel duschen Sie einfach.
Wie schütze ich mich vor Stichen?
Legen Sie sich neben jemanden, der mehr schwitzt als Sie selbst. Daneben
können Sie alle möglichen Hausmittel von Knoblauch bis zu verbranntem
Kaffeepulver ausprobieren. Kerzen, Rauchen, korsischer Ziegenkäse, Alkohol,
kein Alkohol – alles ist umstritten. Aber wie gesagt: Die Tiere reagieren
auf Gerüche, so viel wissen wir, und das bietet Ihnen einen enormen
Freiraum für Experimente. Nehmen Sie die Herausforderung an.
Wir sind also schutzlos ausgeliefert?
Machen Sie sich keine allzu große Illusionen: Mücken finden immer einen
Weg. Wirklich erfolgversprechend sind aber die banalsten Dinge: Meiden Sie
die Nähe zu Wasserstellen, Mücken nisten auch in Regentonnen. In der
Wohnung Insektengitter, draußen besonders abends langärmlige Kleidung
tragen, um den Mücken möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Nutzen Sie
Mückenschutzmittel.
Wie wirken die Chemiekeulen?
Es ist nicht abschließend geklärt, ob die meistens enthaltenen Stoffe
Diethyltoluamid und Icaridin den Geruchssinn blockieren oder Mücken die
Stoffe vielmehr riechen. Das Ergebnis ist dasselbe.
Licht aus?
Das können Sie ruhig anlassen. Nur wenige Arten zieht Licht an, die
Zuckmücke zum Beispiel. Die sticht aber nicht.
Und nach dem Stich?
Hausmittel können die Haut beruhigen, sind aber auch hier umstritten. Also
probieren Sie es einfach. Zum Beispiel mit einer aufgeschnittenen Zwiebel,
mit Apfelessig, einem nassen Teebeutel, Seife, Honig, der Innenseite einer
Bananenschale oder Aloe Vera. Gehen Sie aber bei allem möglichst
antiseptisch vor. Das Letzte, was Sie nun brauchen, ist eine Wundinfektion.
Warum juckt ein Mückenstich so?
Der Speichel der Mücke enthält einen Gerinnungshemmer, damit sie das Blut
besser saugen kann. Das menschliche Immunsystem reagiert mit dem
Neurotransmitter Histamin, der nicht nur das Blut verdickt, sondern auch
die Nervenenden irritiert. Die Arzneimittelbranche kontert wiederum mit
Antihistaminika, wie sie beispielsweise in Fenistil enthalten sind. Kleiner
kafkaesker Trost: Die Haut gewöhnt sich an Stiche, es juckt also mit der
Zeit weniger schlimm, auch wenn es Ihnen womöglich anders vorkommen mag.
Übertragen einheimische Mücken Krankheiten?
Um Krankheiten zu übertragen, müssten die Erreger die Mücken selbst
infizieren und dadurch in deren Speichel gelangen. Das ist in Europa sehr
selten der Fall, etwa beim Sindbis-Virus in Skandinavien und Karelien.
Bestimmte Krankheiten wie Malaria, Kala Azar, Zika-, Dengue- und Gelbfieber
übertragen nur bestimmte Mücken, die hierzulande kaum vorkommen.
Kann sich das durch den Klimawandel und die Globalisierung ändern?
Durch den internationalen Warentransport werden auch Stechmücken nach
Deutschland eingeschleppt, zum Beispiel die Asiatische Tigermücke. Sie hat
hier schon zwei Winter überstanden und ist ein guter Überträger so mancher
Viruserkrankung. Vielen tropischen Mücken ist es bisher in Deutschland
nicht warm genug. Andere Arten wie zum Beispiel die Asiatische Buschmücke
sind wiederum ideal angepasst an das deutsche Klima. Der Klimawandel
bekommt also den einen Mücken gut, den anderen nicht. Epidemiologisch
stellen die eingeschleppten Mücken bisher jedenfalls keine Gefahr dar.
Daran ändert auch der Klimawandel nichts.
Sind Mücken für irgendetwas gut?
Biologen runzeln über solche Fragen gerne die Stirn, manche schnauben auch.
Aber sie werden so etwas von Nichtbiologen immer wieder gefragt. Ihre
Antwort: Mücken haben sich in der Natur so entwickelt, dass sie es
geschafft haben, zu überleben. Im Ökosystem haben sie durchaus eine
wichtige Funktion: Sie sind Futter für Fische, Lurche, Frösche, Vögel,
Fledermäuse. Ohne Mücken gäbe es eine Lücke in der Nahrungskette
Na gut. Gibt es vielleicht noch ein paar Fun Facts über Mücken?
Mückenwissen für den Partytalk?
Diethyltoluamid, lange Zeit wesentlicher Wirkstoff des Mückenschutzmittels
Autan, wurde 1946 vom US-Militär patentiert. Regentropfen lassen Mücken
unbeeindruckt, obwohl beim Aufprall die 100- bis 300-fache
Erdbeschleunigung auf sie wirkt. Die Macher des Mückenatlas im
brandenburgischen Müncheberg freuen sich über die Einsendung Ihrer ganz
persönlichen Mücke – nur bitte nicht platt gehauen.
17 Jul 2017
## AUTOREN
Fabian Stark
Elisabeth Kimmerle
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