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# taz.de -- Rücktritt von französischem Armeechef: Macron ist hier der Chef
> Erstmals seit fast 60 Jahren tritt in Paris ein Generalstabschef zurück –
> wegen Sparmaßnahmen. Macron demonstriert seine Autorität.
Bild: Bei einer Parade kurz vor seinem Rücktritt machte de Villiers (r.) berei…
Paris taz | Viel Federlesens hat Präsident Emmanuel Macron um den Rücktritt
seines Generalstabschefs nicht gemacht. Noch am selben Tag ernannte er
einfach einen neuen: François Lecointre heißt der neue Chef des
französischen Militärs. Lecointre hat zuletzt eine militärische
Trainingsmission der EU in Mali geleitet, die bei der Bekämpfung
islamischer Extremisten half. Der mit 55 Jahren relativ junge
Generalstabschef ist zudem beim Einsatz in Bosnien in Erscheinung getreten.
Vor seiner Ernennung war er militärischer Kabinettschef des
Premierministers. Was er von den Sparauflagen denkt, hat er tunlichst für
sich behalten.
Der Rücktritt des bisherigen Generalstabschefs kam nicht überraschend. Seit
Wochen schwelte die Vertrauenskrise zwischen der Armeeführung und dem neuen
Staatschef Emmanuel Macron, der im laufenden Verteidigungshaushalt 850
Millionen Euro einsparen will. Das hält der Fünf-Sterne-General Pierre de
Villiers schlicht für verantwortungslos.
Sein Rücktritt wird als symptomatisch für das große Unbehagen in den
Rängen der Militärs gewertet. Sie sollen im Bereich der inneren Sicherheit
und bei Auslandsoperationen immer neue Aufgaben übernehmen. Die Ausrüstung
und die Kredite für die Interventionen aber halten nicht Schritt.
General de Villiers war seit dreieinhalb Jahren im Amt, seine militärischen
Kompetenzen und Führungsqualitäten sind unbestritten. Macron aber konnte es
kaum unwidersprochen hinnehmen, dass dieser höchste General seine
[1][Vorgaben für die Haushaltspolitik] kritisierte. Das hatte de Villiers
zwar nicht öffentlich getan, aber im Rahmen der Verteidigungskommission der
Nationalversammlung. Die Abgeordneten berichten dies brühwarm den Medien,
für Macron verwandelte sich der Streit um den Staatshaushalt in eine Frage
seiner Autorität als Oberbefehlshaber der Streitkräfte.
Er duldet keine Widerrede: „Ich bin euer Chef!“, rief er den von einer
solchen Vehemenz schockierten Militärs am Vorabend des Nationalfeiertags in
Erinnerung. Es sei also für ihn als Mangel an Diskretion und Loyalität
inakzeptabel, dass sein Generalstabschef ihm derart widerspreche. Das
Schweigen ist die oberste Pflicht der Soldaten, heißt doch in Frankreich
die Armee nicht umsonst die „Grande muette“ (die große Stumme).
De Villiers rechtfertigt in seinem Demissionsschreiben seinen
ungewöhnlichen Schritt: Es sehe sich nicht mehr in der Lage, seine Aufgabe
der Verteidigung zum Schutz des Landes und der Bürger zu erfüllen. Wie viel
Mühe es ihm bereitete, bis zuletzt dennoch gute Miene zum bösen Spiel zu
machen, konnten die Fernsehzuschauer am Nationalfeiertag sehen: In einem
offenen Militärfahrzeug fuhr er an der Seite Macrons vor der Truppenparade
vom Triumphbogen zur Concorde. Während der Präsident fröhlich winkend die
Menge grüßte, verzog der finster dreinschauende General keine Miene.
19 Jul 2017
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## AUTOREN
Rudolf Balmer
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