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# taz.de -- Frauenrechte in El Salvador: 30 Jahre Haft für Missbrauchsopfer
> In El Salvador wurde wieder eine Frau verurteilt, weil sie ihr Kind
> verloren hat. Gesundheitliche Aufklärung und Hilfe sind oft nicht
> verfügbar.
Bild: Frauen demonstrieren für die Legalisierung von Abtreibungen in El Salvad…
Berlin taz | Evelyn Beatriz H., eine 18-jährige Schülerin aus dem
ländlichen Osten El Salvadors, wurde nach einer Vergewaltigung schwanger.
Ein Mitglied einer Gang hatte sie mehrfach zum Sex gezwungen. Lange Zeit
wusste sie die Symptome nicht zu deuten, Monate später spürte sie starke
Rücken- und Magenschmerzen – die Wehen. Es blieb unklar, ob das Kind
bereits im Mutterleib starb oder sofort nach der Geburt.
Ein Gericht hat sie jetzt wegen Mordes zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt,
[1][wie der britische Guardian berichtet]. Die Richterin akzeptierte die
Aussage der Anklage, dass die junge Frau absichtlich keine ärztliche
Unterstützung bei ihrer Schwangerschaft gesucht hätte. Daher sei sie schuld
am Tod des Kindes. Die Richterin sagte auch, wahrscheinlich habe die Mutter
der Angeklagten diese unterstützt und sich mitschuldig gemacht. Frauen in
El Salvador protestieren seit 20 Jahren gegen die extrem frauenfeindliche
Gesetzgebung in ihrem Land. Seit 1997 ist Abtreibung unter allen Umständen
strafbar. El Salvador ist eines von weltweit nur fünf Ländern, das so
rigide vorgeht. Das Verbot war damals von der katholischen Kirche mit einer
Kampagne, bei der die Schülerinnen katholischer Privatschulen zu
Demonstrationen auf die Straße geschickt wurden, durchgesetzt worden.
Die Öffentlichkeit und die Ärzteschaft hatten vor einigen Monaten Hoffnung
auf einen Gesetzentwurf gesetzt, der wenigstens in Fällen von
Vergewaltigung oder zum Schutz des Lebens der Schwangeren einen Abbruch
erlaubt hätte. Aber der Entwurf hängt in einem Parlamentsausschuss fest.
Die Filmemacherin Marcela Zamora sorgte im Januar mit ihrem öffentlichen
Bekenntnis, sie habe abgetrieben, für große Aufmerksamkeit.
Menschenrechtsgruppen kritisieren auch die Justiz in El Salvador. In Evelyn
H.s Fall hätten sich die Staatsanwaltschaft und die Richterin von
Vorurteilen leiten lassen. Morena Herrera, Direktorin der Initiative für
die Legalisierung von Abtreibung, sagte dem Guardian: „Die Verurteilung von
Evelyn zu 30 Jahren Haft zeigt, wie in El Salvador ohne direkte Beweise und
ohne ausreichende Ermittlungen über das Handeln der Frauen Urteile gefällt
werden.“
2014 begann die Initiative mit einer Kampagne für die Freilassung von 17
verurteilten Frauen, die gleichfalls nach Abtreibungen wegen Mordes
verurteilt worden waren. Davon sind erst drei wieder aus der Haft entlassen
worden – aber es gibt fünf neue Verurteilte.
7 Jul 2017
## LINKS
[1] https://www.theguardian.com/global-development/2017/jul/06/el-salvador-teen…
## AUTOREN
Stefan Schaaf
## TAGS
El Salvador
Vergewaltigung
Katholische Kirche
Sexismus
El Salvador
Präsidentschaftswahl
Schwerpunkt Paragraf 219a
Schwerpunkt Abtreibung
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El Salvador
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