# taz.de -- Projekt übernimmt Verhütungskosten: Kein Geld? Pro Familia hilft | |
> Viele arme Frauen können sich Verhütung nicht leisten. Ein neues Projekt | |
> von Pro Familia will nun ihre Kosten übernehmen. | |
Bild: Jetzt auch für Arme: selbstbestimmte Familienplanung | |
BERLIN taz | Frauen mit wenig Geld verzichten oft darauf, zu verhüten. Dann | |
verzichten sie auf die Pille, Kondome, die Spirale und andere | |
Verhütungsmittel und riskieren damit eine Schwangerschaft. Das ergab eine | |
Studie der Evangelischen Hochschule Freiburg im Auftrag der Bundeszentrale | |
für gesundheitliche Aufklärung. | |
Das betrifft vor allem Frauen, die Hartz IV beziehen. Kürzlich hat Pro | |
Familia, der bundesweit größte Verband für Familienplanung und | |
Sexualpädagogik, Biko ins Leben gerufen, [1][ein Projekt, mit dem] | |
Betroffene kostenlose Verhütungsmittel bekommen können. Biko, das heißt: | |
Beratung, Information, Kostenübernahme bei Verhütung. Damit will Pro | |
Familia erreichen, dass Betroffene die Kosten für Verhütung grundsätzlich | |
erstattet bekommen. | |
Frauen, die kein oder nicht genügend Geld für die Pille haben, unter um | |
Umständen also auch Studierende, können in sieben Orten der Republik – | |
unter anderem in Erfurt und Arten in Thüringen, Lübeck in | |
Schleswig-Holstein, Saarbrücken im Saarland – das Angebot in Anspruch | |
nehmen. | |
Und so geht es: Ein Arzt stellt das Rezept aus, anschließend geht die | |
Patientin damit in eine Pro Familia-Beratungsstelle, die prüft, ob die | |
Kosten übernommen werden können. Danach kann das Rezept in einer Apotheke | |
kostenlos eingelöst werden, Vorkasse ist also nicht nötig. Bei einer | |
Spirale benötigt Pro Familia einen Kostenvoranschlag von der Gynäkologin. | |
## Bisher ist die Resonanz positiv | |
Voraussetzung: Die Frauen müssen in einem der sieben Orte wohnen, älter als | |
20 Jahre sein, ein geringes Einkommen oder Anspruch auf Sozialleistungen | |
wie Hartz IV oder Bafög haben. Bei Frauen unter 20 Jahren ist die | |
Krankenkasse gesetzlich verpflichtet, verschreibungspflichtige | |
Verhütungsmittel zu bezahlen. Die Kosten für Kondome werden generell, also | |
weder von den Kassen noch von der Biko, nicht übernommen. | |
„Am Anfang war die Skepsis seitens der Ärzte und Apotheken groß“, sagt | |
Franziska Rehwald, Pro Familia-Mitarbeiterin in Halle an der Saale. Sie und | |
ihre KollegInnen verteilten in Arztpraxen, Apotheken und Ämtern Flyer. | |
Zunächst seien Frauen nur auf Empfehlung der Ärzte gekommen, dann hätte | |
sich das Projekt herumgesprochen und guten Zulauf erreicht. | |
„Die Frauen sind überrascht, dass es so unkompliziert ist“, sagt Rehwald: | |
„Sie bekommen schnell einen Termin und erfahren dann meist innerhalb von 15 | |
Minuten, ob die Kosten übernommen werden.“ Infos zu Verhütung gibt es in | |
mehreren Sprachen, auch in leichter Sprache. Bei Bedarf werden | |
DolmetscherInnen per Video zugeschaltet. | |
Die Kosten des Projekts, das bis 2019 läuft und vom Familienministerin | |
unterstützt wird, betragen 3,6 Millionen Euro. | |
Auch die Grünen kritisieren, dass nicht alle Frauen uneingeschränkt Zugang | |
zu Verhütungsmitteln haben. Derzeit übernehmen einzelne Kommunen bereits | |
die Kosten von Verhütungsmitteln. Es sollte weder vom Geldbeutel noch vom | |
Wohnort abhängen, ob eine Frau sicher verhüten kann oder nicht, findet | |
Maria Klein-Schmeink, gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion | |
im Bundestag. Außerdem: Verhütung sei nicht nur Frauensache. | |
28 Jun 2017 | |
## LINKS | |
[1] http://www.biko-verhuetung.de/ | |
## AUTOREN | |
Laura Weigele | |
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bislang. Doch das Geld der Betroffenen reicht dafür nicht immer. |