| # taz.de -- TV-Doku über Frauke Petry und ihren Ex: Der Führer wäre gerührt… | |
| > Die AfD-Politikerin war mit einem Pfarrer verheiratet. Heute warnt er vor | |
| > ihr. Ein erhellender Film, der aber auch viel Ratlosigkeit hinterlässt. | |
| Bild: Jetzt streichelt sie Marcus und nicht mehr Sven die Wange | |
| Was tun, wenn sich die eigene Frau als Nazischlampe entpuppt, während man | |
| selbst ein aufrechter Kämpfer für das Gute ist? Die Frage ist natürlich | |
| rein hypothetisch, weil sich kaum jemand in dieser Situation wiederfinden | |
| dürfte und Frauke Petry, die eine von zwei Titelhelden der Dokumentation | |
| „Herr und Frau Petry“, selbstverständlich keine Nazischlampe ist, sondern | |
| die Vorsitzende einer nationalkonservativen oder [1][rechtspopulistischen | |
| Partei] oder wie auch immer die politisch korrekte Bezeichnung gerade | |
| lauten mag. | |
| Die Gemengelage im konkreten Fall ist verwirrend bis irritierend. Frauke | |
| und Sven Petry waren ein Paar, wie dem feuchten Traum völkischer Vollhonks | |
| entsprungen: deutsch, hetero, verheiratet, christlich, beruflich | |
| erfolgreich, vier Kinder. Da hätte der Führer gerührt geseufzt. Doch dann | |
| kam alles anders. Die beiden „verstehen sich nicht mehr“, wie der | |
| ARD-Pressetext rührend naiv formuliert, denn er ist als evangelischer | |
| Pfarrer das, was sie jetzt als Gutmensch bezeichnet. Sie trennen sich, die | |
| Kinder leben tageweise mal beim einen, mal bei der anderen. Ein Riss geht | |
| durch die Familie wie durch das Land, so die Arbeitshypothese der | |
| Dokumentation. | |
| Wir sehen Sven, wie er mit seinem neuen Buch, „Fürchtet Euch nicht“, durch | |
| Sachsen zieht, in dem er vor Leuten wie seiner ehemaligen Frau warnt. Den | |
| Kindern spielt er im Auto nach der Übergabe von der Ex Geschichten von | |
| Marc-Uwe Klings kommunistischem Känguru vor, während sie die Terroropfer | |
| von Berlin zu „Merkels Toten“ erklärt. Sie zum fünften Mal schwanger, | |
| diesmal von einem völkischen Gesinnungsgenossen, er zum fünften Mal | |
| schwanger, diesmal von einer weltoffenen Kanadierin – es klingt wie | |
| schlecht ausgedacht. | |
| Und doch schafft der Film es nicht, den Konflikt sinnvoll auszuleuchten. | |
| Sven hat keine Erklärung anzubieten, warum es ist, wie es ist, sondern nur | |
| sein Buch und sein spöttisches Lächeln, während Frauke genau den | |
| Eisschrank gibt, der sie vermutlich halt ist. Dazwischen sehen wir | |
| sächsische Omis, die sich vor Ausländern fürchten, obwohl sie nie einen | |
| sahen, während wir andere sächsische Omis erleben, die unbedingt noch in | |
| die ausverkaufte Lesung des guten Petry wollen. | |
| ## Warum ist Frauke böse geworden? | |
| Autorin Eva Müller würde das Familienphänomen gerne als metaphorisch für | |
| das ganze Land aufladen, liefert aber keine Deutungshilfe. Ist Frauke böse | |
| geworden, weil sie das dauergrinsende Gefrömmel des Mannes nicht mehr | |
| ertrug? Ist Sven zum Kämpfer für das Gute geworden, um der untreuen Ex eins | |
| auszuwischen? Erleben wir das Ringen um Grundüberzeugungen oder einen mit | |
| politischen Mitteln ausgetragenen Rosenkrieg? | |
| Erhellend ist am Ende nur, dass die Arschlöcher auch ganz woanders stehen | |
| können. Auf einer Demo etwa, auf der Antifa-Trottel ein Plakat hochhalten: | |
| „XXX ist ein armes Kind, weil seine Eltern Nazis sind“. Doppelt infam, weil | |
| das arme Kind mit Echtnamen genannt und gezeigt wird und zudem sein Vater | |
| eben alles andere als ein Nazi ist. Gegen diesen Abgrund an | |
| sippenverhaftender Idiotie wirkt sogar Frauke Petry regelrecht | |
| menschenfreundlich. | |
| Sven Petry dagegen wünscht man alles Gute. Immerhin steht er dafür, dass es | |
| auch ein anderes Sachsen gibt, trotz Pegida und Dresdner Staatsanwalt- | |
| sowie Richterschaft. Ein zweiter erhellender Moment eines Films, der | |
| ansonsten nur Ratlosigkeit hinterlässt. | |
| 26 Jun 2017 | |
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| ## AUTOREN | |
| Heiko Werning | |
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