| # taz.de -- Flüchtlinge in Uganda: Viel Applaus, wenig Geld | |
| > Uganda ist vorbildlich, wenn es um die Aufnahme von Flüchtlingen geht. | |
| > Doch es fehlt an Geld. Nun wurde gesammelt. | |
| Bild: Ein aus dem Sudan geflohenes Mädchen in einem ugandischen Flüchtlingsla… | |
| Auf Twitter ging es unter dem [1][Hashtag #UGsolidarity] zu wie auf einer | |
| Auktion, nur ein wenig anders: Italien bewilligt fünf Millionen Dollar, | |
| China sagt 500.000 zu, Irland verspricht weitere 2,3 Millionen, die | |
| Vereinigten Arabischen Emirate fünf Millionen, Großbritannien 50, Norwegen | |
| fünf Millionen, Schweden 5,7 Millionen, selbst Kenia gibt 200.000, das | |
| Bürgerkriegsland Somalia ebenfalls 100.000. | |
| Auch Firmen wie der afrikanische Telekommunikationsriese MTN zeigten sich | |
| großzügig: 250.000 Dollar. Die EU bot 85 Millionen Euro, und die | |
| EU-Mitgliedstaaten setzten noch einmal 125 Millionen obendrauf. Insgesamt | |
| kamen 352,6 Millionen Dollar zusammen – immerhin. | |
| Zwei Milliarden Dollar pro Jahr für die nächsten vier Jahre würden | |
| benötigt, [2][um die Flüchtlinge zu versorgen] – das war [3][die vom | |
| Flüchtlingsminister Ugandas erklärte Summe]. Um das Geld lockerzumachen, | |
| hatte Ugandas Regierung einen globalen Flüchtlingssolidaritätsgipfel in | |
| Kampala anberaumt, der an diesem Freitag mit zahlreichen Geldversprechen | |
| der internationalen Geber zu Ende ging. Für jede Million gab es Applaus. | |
| Ugandas Präsident Yoweri Museveni hatte die Welt zuerst in die völlig | |
| überfüllten Flüchtlingslager an der nördlichen Grenze zu Südsudan und dann | |
| ins Luxusressort am Ufer des Victoriasees geladen. Das kleine Land in | |
| Ostafrika beherbergt mittlerweile gute 1,2 Millionen Flüchtlinge, so viel | |
| wie kein anderes afrikanisches Land. | |
| ## „Ein Beweis für Gerechtigkeit“ | |
| Die größten Lager der Welt stehen hier in der Savannenlandschaft. „Nur | |
| solange die Internationale Gemeinschaft uns dabei hilft, mit den | |
| Herausforderungen umzugehen, können wir der Lage Herr werden, wie wir es | |
| auch in der Vergangenheit getan haben“, plädierte Museveni in seiner | |
| Eröffnungsrede. | |
| Ziel des Gipfels war es, die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf die | |
| eigentliche Flüchtlingskrise in Afrika selbst zu lenken. Über 1,8 Millionen | |
| Südsudanesen sind seit dem Ausbruch des Konfliktes 2015 in die | |
| Nachbarländer geflohen, die Hälfte davon nach Uganda. Im benachbarten Kongo | |
| sind 3,7 Millionen Menschen innerhalb ihres riesigen Landes vertrieben, | |
| auch von da fliehen Hunderttausende über die Grenzen. Uganda verfügt über | |
| eine der liberalsten Flüchtlingspolitiken weltweit. Hier ist jeder | |
| willkommen, hatte Flüchtlingsminister Musa Ecweru der taz im Interview | |
| bestätigt: „Die Türen bleiben offen.“ | |
| Doch das Geld reicht bei Weitem nicht. Uganda ist selbst ein armes Land. | |
| Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR benötigt für Uganda 2017 schätzungsweise | |
| rund 500 Millionen Dollar, bereitgestellt wurden gerade einmal 15 Prozent | |
| der Summe. Hilfswerken und NGOs geht es ähnlich – alle sind | |
| unterfinanziert. Der Grund: Die westlichen Geber legen ihren Fokus auf die | |
| Flüchtlingskrise in Europa, der Türkei und Syrien. Auch Gelder des | |
| Bundesentwicklungsministeriums fließen in Flüchtlingsunterkünfte im eigenen | |
| Land. | |
| Die internationale Solidarität mit Uganda sei „keine Sache der | |
| Großzügigkeit, sondern ein Beweis für Gerechtigkeit“, betonte | |
| UN-Generalsekretär Antonio Guterres in seiner Rede in Kampala. Präsident | |
| Museveni hatte ihn als Schirmherren gewinnen können. Der UN-Chef besuchte | |
| vor dem Gipfel die vollen Lager: „Nicht Flüchtlinge sollten gestoppt | |
| werden, sondern die Kriege, die Flüchtlinge erzeugen“, twitterte Guterres | |
| von Uganda aus. | |
| Lesen Sie auch: [4][Ugandischer Politiker über Flüchtlinge „Unsere Grenzen | |
| bleiben offen!“] | |
| 23 Jun 2017 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://twitter.com/hashtag/UGSolidarity?src=hash | |
| [2] /!5419022 | |
| [3] /!5424032 | |
| [4] /!5424032 | |
| ## AUTOREN | |
| Simone Schlindwein | |
| ## TAGS | |
| Uganda | |
| Schwerpunkt Flucht | |
| Flüchtlingslager | |
| MigrationControl | |
| Südsudan | |
| Uganda | |
| Schwerpunkt taz Leipzig | |
| Schwerpunkt Flucht | |
| Schwerpunkt Flucht | |
| Migration | |
| Schwerpunkt Flucht | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Migrationsberatungszentrum in Marokko: Tausendundkeine Beratung | |
| Deutschland fördert die Rückkehr von Asylsuchenden mit | |
| „Migrationsberatungszentren“ im Ausland. In Casablanca steht nur eine | |
| Büroeinrichtung. | |
| Flüchtlinge aus dem Südsudan: Uganda braucht dringend Hilfe | |
| Das afrikanische Land hat mehr als eine Million Flüchtlinge aufgenommen, | |
| doch deren Lage ist prekär. Das UN-Hilfswerk fordert jetzt konkrete | |
| Maßnahmen. | |
| Sigmar Gabriel zu Besuch in Uganda: Safari-Siggi on Tour | |
| Bei seinem Besuch in Uganda trifft Außenminister Sigmar Gabriel zumeist den | |
| richtigen Ton. Nur mit seiner Garderobe gibt es Probleme. | |
| Wohnungssuche bei Geflohenen in Leipzig: Wo Linke und Kirchen sich treffen | |
| Für Geflüchtete ist es besonders schwer, eine Wohnung zu finden. Das | |
| Leipziger Patenprogramm „Kontaktstelle Wohnen“ baut Brücken zu Vermietern. | |
| Kommentar Italienisches Hafenverbot: Verständliche hilflose Drohung | |
| Es ist legitim, dass Italien die europäischen Partner in die Pflicht nehmen | |
| will. Auf dem Rücken der Flüchtlinge lässt sich das aber nicht erreichen. | |
| Ugandischer Politiker über Flüchtlinge: „Unsere Grenzen bleiben offen!“ | |
| In Uganda werde niemand abgewiesen, sagt Musa Ecweru, Minister für | |
| Flüchtlingsangelegenheiten. Denn man habe aus der Geschichte gelernt. | |
| Flüchtlingspolitik und Finanzierung: Ugandas Politik des Willkommens | |
| Täglich fliehen über 1.000 Menschen nach Uganda. Das Land erhält wenig | |
| finanzielle Unterstützung. Der Grund: seine geografische Lage. | |
| Kommentar Flüchtlingspolitik: Europa muss von Uganda lernen | |
| Nie mussten mehr Menschen fliehen als heute. Das macht vor allem Europa | |
| nervös. Ein Blick auf den Süden der Welt würde, wie so oft, helfen. |