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# taz.de -- Unfall mit Todesfolge: Radfahrer stirbt durch Autotür
> Ein Radfahrer wird auf die Fahrbahn geschleudert. Der 55-Jährige stirbt
> an den Unfallfolgen. Verursacher des Crashes ist ein Diplomat.
Bild: Lebensgefährliches Radeln im Autoverkehr
Der am Dienstagabend in Neukölln durch eine geöffnete Autotür schwer
verletzte Fahrradfahrer ist an den Folgen des Unfalls gestorben. Der
55-Jährige war gegen 23 Uhr auf der Hermannstraße, Ecke Kienitzer Straße,
unterwegs. Dabei wurde er durch eine sich vor ihm öffnende Fahrertür eines
Porsche Cayenne überrascht.
Nach Angaben der Polizei hielt das Auto auf einem Radfahrschutzstreifen im
direkten Halteverbot, als der Fahrer abrupt die Tür aufriss und damit den
letztlich tödlichen Unfall verursachte. Der Radfahrer prallte gegen die
geöffnete Tür. Bei dem dadurch verursachten Sturz erlitt er schwere
Kopfverletzungen und wurde zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus
gebracht. Dort starb er am Mittwoch. Der Radfahrer trug laut Polizei keinen
Fahrradhelm. Der 55-Jährige ist der 13. Verkehrstote dieses Jahres. Bisher
sind drei Motorradfahrer, drei Autoinsassen, vier Fußgänger, zwei Radfahrer
und ein weiterer Mensch gestorben.
Normalerweise würde in einem solchen Fall wegen fahrlässiger
Körperverletzung mit Todesfolge in Zusammenhang mit einem Verkehrsunfall
ermittelt, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag der taz. Bei dem
Unfallverursacher handelt es sich jedoch um einen 50-jährigen saudischen
Diplomaten, der Immunität vor Strafverfolgung genießt. Damit drohen ihm für
die Verursachung des Unfalls keine rechtlichen Konsequenzen. „Das mag
erschütternd sein, ist aber eine Grundvoraussetzung für unser
völkerrechtliches Zusammenleben“, sagte Martin Steltner, Sprecher der
Staatsanwaltschaft Berlin.
An sie wurde der Fall übermittelt. Aufgrund der Sachlage wird ein solches
Verfahren aber ohne Strafverfahren eingestellt. „Da sind uns rechtlich die
Hände gebunden“, betonte Steltner.
## Auswärtiges Amt protestiert
Das Auswärtige Amt hat unterdessen reagiert. Es schickte eine Verbalnote an
die Botschaft Saudi-Arabiens und bat um eine Stellungnahme, wie die
Deutsche Presse-Agentur erfuhr. „Überlegungen zur etwaigen Ergreifung
gesandtschaftsrechtlicher Schritte können frühestens angestellt werden,
wenn die erbetene Stellungnahme vorliegt und die polizeilichen Ermittlungen
abgeschlossen sind“, hieß es aus dem Amt. Als mögliche Schritte bei
strafrechtlichen Ermittlungen wurden etwa ein Antrag auf Aufhebung der
Immunität oder die Aufforderung zur Abberufung des Diplomaten genannt.
Das Gefährden eines Radfahrenden beim Öffnen der Autotür ließe sich einfach
vermeiden: Öffnet man die Fahrertür nicht wie gewohnt mit der Linken,
sondern mit der rechten Hand, dreht man automatisch den Oberkörper. Das
ermöglicht einen Schulterblick, bei dem man gegebenenfalls vorbeifahrende
Personen rechtzeitig sieht.
Am heutigen Donnerstag um 18 Uhr veranstaltet der Volksentscheid Fahrrad
eine Mahnwache am Unfallort.
15 Jun 2017
## AUTOREN
Ivy Nortey
## TAGS
Fahrrad
Volksentscheid Fahrrad
Verkehrsunfälle
Radverkehr
Schwerpunkt Radfahren in Berlin
Schwerpunkt Radfahren in Berlin
Helmpflicht
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