Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Vor der Wahl in Großbritannien: Nichts scheint unmöglich
> Labour könnte bei der Wahl zwar Stimmen gewinnen, aber Sitze verlieren –
> denn andere Parteien sind schwach. Auch um Terror geht es.
Bild: „Ja, g'day, Theresa hier“: Die britische Premierministerin May beim H…
London taz | Am Ende des Wahlkampfs für die vorgezogenen Parlamentswahlen
am Donnerstag deutet alles auf ein merkwürdiges Wahlergebnis hin. Sowohl
die regierenden Konservativen von Premierministerin Theresa May als auch
die Labour-Opposition unter Jeremy Corbyn können mit deutlichen
Stimmengewinnen rechnen – aber nur eine der beiden Parteien kann im
Unterhaus deutlich mehr Sitze holen. Die andere wird Sitze verlieren, auch
wenn sie Wählerstimmen dazugewinnt.
Dass es einen Vorsprung der Konservativen gibt, darin stimmen alle
Umfrageergebnisse überein. Aber in den letzten Tagen schwankt er zwischen
einem und zwölf Prozentpunkten. Bei einem Prozentpunkt würden die
Konservativen die absolute Mehrheit verlieren. Bei zwölf würde May ihre
Mehrheit deutlich ausbauen.
Im Durchschnitt der Ergebnisse liegen die Konservativen bei 44 Prozent und
bekommt Labour 37 Prozent. Sie legen damit beide etwa gleich viel gegenüber
der Wahl 2015 zu, als sie auf 36,9 bzw. 30,4 Prozent kamen. Hauptgrund ist
das fast völlige Verschwinden der rechtspopulistischen United Kingdom
Indepedence Party (UKIP). Sie erhielt 2015 12,6 Prozent und liegt in den
Umfrageergebnissen jetzt bei 3 bis 4 Prozent. Die meisten Ukip-Wähler sind
zu den Tories übergelaufen. Labour zieht derweil mit Corbyns linkem
Programm Wähler der Grünen an sowie Nicht- und Erstwähler.
Großbritannien praktiziert das einfache Mehrheitswahlrecht, wonach im
Wahlkreis der Kandidat mit der höchsten Stimmenzahl gewinnt. 2015 holten
die Konservativen 330 der 650 Sitze, Labour bekam 232. Wenn nun beide große
Parteien gleichermaßen zulegen, könnte das dazu führen, dass keine der
anderen einen Sitz abjagt und damit die Sitzverteilung im Unterhaus gleich
bleibt. Für May, die den Wahlkampf mit einem Vorsprung von über 20
Prozentpunkten für Labour startete, wäre das eine Schlappe.
## May hat Druck
Jeremy Corbyn begeistert die Labour-Basis vor allem in Labour-Hochburgen –
er kann dort Stimmen anhäufen ohne Ende, aber das ergibt keinen einzigen
zusätzlichen Sitz. In umkämpften Wahlkreisen sind Labour-Wahlkämpfer
pessimistisch. Der Parteibasisblog Labour Uncut warnt unter Berufung auf
Ortsverbände vor Verlusten von 65 bis 95 Sitzen. Eine auf 150 der 650
Wahlkreise geschrumpfte Labour-Partei wäre keine ernsthafte Gefahr für Mays
Tories mehr.
In konservativen Kreisen gilt eine Mehrheit im Unterhaus von 30 Sitzen als
Mindestziel – also mindestens 340 Sitze für die Tories. Wenn May das nicht
erreicht, bräche ein parteiinternen Machtkampf aus.
## Menschenrechtskonvention aussetzen?
Schottland könnte all diese Kalküle noch durcheinanderbringen. Die
schottischen SNP-Nationalisten werden wohl nicht alle 56 der 59
schottischen Wahlkreise behalten, die sie vor zwei Jahren holten. Wenn
wenigstens einige davon an die Tories fallen, könnte das für Theresa May
landesweit den Ausschlag geben.
Die scharf geführte Terrordebatte seit dem Londoner Anschlag vom 3. Juni
scheint derweil eher den Konservativen zu nützen. In der einzigen seitdem
durchgeführten Umfrage fällt Labour wieder leicht zurück. Am Mittwoch legte
Labours umstrittene Schatteninnenministerin Diane Abbott, Exponentin des
linken Parteiflügels, aus „Gesundheitsgründen“ ihr Amt nieder und wurde
durch Lyn Brown vom rechten Flügel ersetzt. Theresa May stellte
unterdessen in Aussicht, nach einer Wiederwahl die Anwendung der
Europäischen Menschenrechtskonvention auszusetzen, falls dies der
Terroristenjagd nützen würde.
7 Jun 2017
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Wahlen in Großbritannien
Theresa May
Ukip
Jeremy Corbyn
Wahlrecht
London
Wahlen in Großbritannien
Wahlen in Großbritannien
Schwerpunkt Emmanuel Macron
Wahlen in Großbritannien
Großbritannien
London
## ARTIKEL ZUM THEMA
Möglicher Terroranschlag in London: Zusammenstehen gegen Extremisten
Nach dem Abendgottesdienst in einer Moschee im Londoner Stadtteil Finsbury
Park fuhr ein Lkw in eine Gruppe Muslime. Zehn Menschen wurden verletzt.
Unterhauswahl in Großbritannien: Pattsituation im Parlament
Premierministerin May und die Konservativen sind die Verlierer dieser Wahl.
Auch Schottlands Nationalisten stürzen ab. In der Labour Party herrscht
Freude.
Aus „Le Monde diplomatique“: An den Haustüren von Broxtowe
Hat die Labour-Partei doch noch eine Chance bei der Wahl? Eine Beobachtung
des Wahlkampfs in einer nordenglischen Durchschnittsstadt.
Kommentar May und Menschenrechte: Macron macht’s genauso
Theresa May will Menschenrechte zugunsten des Antiterrorkampfes
suspendieren. Die Reaktion mancher Linksliberaler ist nicht konsistent.
Unterhauswahl in Großbritannien: Wahlkampf im Zeichen des Terrors
Nach drei Anschlägen ist der Kampf gegen den Terror zum zentralen
Wahlkampfthema geworden. Theresa May ist heftiger Kritik ausgesetzt.
Unterhauswahl in Großbritannien: Vorfreude in Edinburgh
Der Wahlkampf geht weiter. Ein Tory und eine Liberaldemokratin wollen in
Edinburgh den schottischen Nationalisten den Sitz abknöpfen.
Nach dem Anschlag von London: Angriffe erschüttern Großbritannien
Am Donnerstag wird ein neues Unterhaus gewählt. Eine Verschiebung des
Termins wegen der Anschläge lehnt Londons Bürgermeister ab.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.